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DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 51/52 vom 20. Dezember 1956

Nachrichten von Überall

Ein Meisterwerk der Berliner
Museen in New York
In der ersten amerikanischen Ausstellung
von Werken der vier größten französischen
Maler des Barock — George de la Tour und
der drei Brüder Le Nain — in New York be-
findet sich das Meisterwerk des George de la
Tour „Die hl. Irene betrauert den hl. Seba-
stian“, das bedeutendste Werk seiner Frühzeit,
wahrscheinlich um 1631—35 gemalt. Das Ge-
mälde befand sich vor 20 Jahren in einer ame-
rikanischen Privatsammlung; es wurde irrtüm-
licherweise dem Vermeer van Delft zugeschrie-
ben, später für ein Bild der holländischen
Schule gehalten. Im Jahre 1927 wurde das
Bild für das Berliner Kaiser Friedrich-Museum
erworben, wo es als ein Werk des la Tour er-
kannt und bestimmt worden ist.
Geschenk an die Dresdner
Gemälde-Galerie
Das Bildnis des sächsischen Ministers Jo-
hann Georg Graf von Einsiedel, gemalt von
Anton Graff, ist als Geschenk der Galerie
Karl Haberstock-Berlin in die Dresdner Ge-
mälde-Galerie gelangt. Graffs lebensvolles,
frisch und malerisch locker auf gefaßtes Bild-
nis war in der Graff-Gedächtnis-Ausstellung
der Dresdner Gemälde-Galerie ausgestellt. Der
belebte landschaftliche Hintergrund verbindet
dieses Bildnis mit den seltenen um 1801—1803
entstandenen Landschaften Graffs aus der
Umgebung Dresdens, die vor kurzem, eben-
falls als Geschenk, in die Dresdner Galerie ge-
langt sind; sie bilden den Auftakt zur moder-
nen Dresdner Landschaftsmalerei.

Neuerwerbung der National-
Galerie in Edinburgh
Die Schottische National-Galerie in Edin-
burgh hat soeben ein wichtiges Werk des
Greco erworben. Das Gemälde, eine Darstel-
lung des hl. Hieronymus, ein Halbakt, gehörte
der Sammlung des Grafen d’Arcentale und
des Marquis di Santa Maria de la Sisla an.
Weihnachtsausstellung
Münchener Künstler
Die Landesstelle München-Oberbayern der
Reichskammer der bildenden Künste veran-
staltet z. Zt. in den Räumen der Ständigen
Kunstausstellung der Münchener Künstler-
genossenschaft, Maximilianstr. 26, eine Weih-
nachtsausstellung Münchener Künstler.


Pietro Rotari, Mädchenbildnis
Ausstellung: GalerieVömel, Düsseldorf
(Photo Vömel)

Zu dem neuentdeckten
Goethe-Bildnis
Zu dem in Nr. 46 der „Weltkunst“ abgebil-
deten „Goethebildnis“ möchte ich als Goethe-
kenner sagen, daß folgende Gründe zweifellos
gegen die Vermutung sprechen, hier Goethe
dargestellt zu sehen:
Der „etwa dreißigjährige Dichter“ sah ganz
anders aus. Er war damals weder so dick,
noch trug er sein Halstuch so, noch ging er
so frisiert wie der Dargestellte. Wie er aus-
sah, wissen wir zu genau aus den gesicherten
Bildnissen, auch kennen wir die für Lavater’s

Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH

„Physiognomik“ geschaffenen Bildnisse Goe-
thes. Nur eine entfernte Aehnlichkeit im Auge,
das aber in der Miniatur offenbar auch nicht
so dunkel ist, erinnert etwas an den Dichter.
Physiognomisch ist alles anders, und der Dar-
gestellte ist mehr klug
als genial.
Ich glaube kaum.
daß dieser Unbekannte
ein Deutscher war. Das
Fehlen jeder Beischrift
beweist keineswegs, daß
der Dargestelle Goethe
sein kann, denn La-
vater hätte wahrschein¬
lich wenigstens den
Namen „des noch im-
mer geliebten und ver¬
ehrten Dichters“ ver-
merkt, zumal seine
Eitelkeit größer war
als alle Empfindlich-
keit und gerade der rus¬
sischen Kaiserin gegen-
über, die für den Wei-
marer Hof und seinen
Dichter besonderes In-
teresse hatte. Der Dar-
gestellte kann vor allem
deshalb nicht Goethe
sein, weil dieser in den
70er und 80er Jahren
des Jahrhunderts nie-
mals so aussah wie
der Gemalte! So erfreu¬
lich es wäre, eines |
der unbekannten Goethe-
bildnisse zu finden, vor
dieser Miniatur — die
weder für Kraus, noch I
für einen anderen "
Maler des engeren
Goethekreises spricht —
müssen wir leider ver¬
zichten und ein ent- «
schiedenes Nein sagen,
und die mit den Goethe-
bildnissen vertrauten
Goetheforscher werden
mir gewiß beistimmen.
K. K. Eberlein
Erwiderung
Es war, wie bei jeder Entdeckung, zu er-
warten, daß sich auch Stimmen gegen das neu-
aufgefundene Goethebild melden würden.
Hätte Dr. Eberlein, statt nach der notgedrun-
gen kurzen Veröffentlichung in der „Welt-
kunst“ zu urteilen, sich die Mühe gemacht,
meinen als Mitglied der deutschen Abordnung
auf dem XIV. Internationalen Kunstgeschichte-
Kongreß in der Schweiz gehaltenen und im
„Goethekalender 1937“ fast ungekürzt wieder-
gegebenen Vortrag über die Zürcher Miniatur
zu lesen, so hätte er sich davon überzeugen
können 1) daß mir die — sehr erheblich unter-
einander verschiedenen — gesicherten Goethe-
bildnisse durchweg bekannt sind und von mir
gewissenhaft zum Vergleich herangezogen
wurden; 2) daß ich alle von ihm erhobenen
Einwände (Haartracht usw.) selbst gestellt und
beantwortet habe; 3) daß auch die Eitelkeit
Lavater, den Eberlein, um recht zu behalten,
verkleinern muß, dazu bestimmen mußte, das
Goethebild ohne Beischrift in der Sammlung
für die Zarin zu belassen; 4) daß ein sehr
merkwürdiges Naturspiel will, daß der Dar-
gestellte, von dem Eberlein erklärt „Ich glaube
kaum, daß dieser Unbekannte ein Deutscher
war“, dem Vater Goethes äußerlich ähnlicher
erscheint als Goethe selbst auf den gesicherten
Porträts. Im übrigen: Dem „entschiedenen
Nein“, das Eberlein so gewiß von den „mit den
Goethebildnissen vertrauten Goetheforschern"
erwartet, hat z. B. die Leitung des Freien
Deutschen Hochstifts und Frankfurter Goethe-
museums ja auch bereits beigestimmt, indem
sie die Zürcher Miniatur dem „Goethekalender
1937“ als Titelbild einfügte.
Hans Hildebrandt
Ein Prozeß
um Houdons Voltaire
Der Zwischenfall auf der Coty-Auktion in
Paris, über den wir in der letzten Nummer

berichteten, wird nunmehr ein gerichtliches
Nachspiel erfahren. Wie aus Paris gemeldet
wird, haben die Mes Baudoin und Ader gegen
den Zwischenrufer, der während der Verstei-
gerung die Plastik für eine Fälschung erklärte,

Klage wegen „Behinderung der Freiheit der
Versteigerung" erhoben. Es wird unausbleib-
lich sein, daß bei der Verhandlung die Frage
der Echtheit der Houdon-Plastik eine wesent-
liche Rolle spielen wird.
Erwerbungen des Museums
in Detroit
Das Detroit Institute of Arts konnte kürz-
lich zwei bedeutende Erwerbungen italieni-
scher Kunst machen. Es handelt sich einmal
um eine überzeugend dem sienesischen Meister
des Georg-Kodex zugeschriebene Kreuzigung
Christi, ferner um ein Madonnenrelief des in
der Sammlung bisher nicht vertretenen vene-
zianischen Quattrocentisten Pietro Lombardo.
Sammlung altschwedischer
Volkskunst
Das Nordische Museum in Stockholm plant
eine umfassende Sammlung alten schwedischen
Volksgutes, wozu 50 Mitarbeiter in die ver-
schiedensten Teile des Landes entsandt wur-
den.
Versteigerung Camphausen
Der „Emmericher Schrank“ der Sammlung
Camphausen (Abb. Nr. 47) brachte auf der
Auktion bei Lempertz in Köln 40000.— M.
Dieser Preis war der Höhepunkt der Camp-
hausen-Auktion, deren Ergebnisse sich über-
haupt zum größten Teil auf geradezu rekord-
mäßiger Höhe hielten. Der Schrank wurde
nach hartem Kampf zwischen dem Krefelder
Museum und einem Bremer Kunsthändler letz-
terem für 40 000.— M zugeschlagen. Wir no-
tieren noch einige Hauptpreise für gotische
Schränke: Paramentenschrank 6800.— M, vier
andere: 3800.—, 3300.—, 2800.—, 2000.— M, go-


Dill Riemenschneider, Kreuzigungsgruppe. Um 1500
Aus Aub, B. A. Ochsenfurt
Ausstellung.- München, Kunstverein
(Bericht S. 4) (Photo Landesamt f. Denkmalpfl.)

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Amtliche
Bekanntmachung
Befreiung nach § 9 für Maler und Bildhauer
Verschiedene Rückfragen in der Anwendung des § 9
machen nachstehende Klarstellung notwendig:
1. Mitglied der Kammer kraft Gesetzes sind:
Laut Ergänzungsgesetz vom 2. September 1936 zum
Reichskulturkammergesetz vom 15. Mai 1934 alle Ver-
anstalter von privaten wie öffentlichen Anstalten der
bildenden Künste oder zur Erteilung von Unterricht in
einer dieser Künste, ferner die in Anstalten der genann-
ten Art tätigen Personen; welche Anstalten in Betracht
kommen, ergibt sich aus meiner Bekanntmachung über
Anstalten der bildenden Künste vom 29. August 1936
(Mitteilungsblatt I, 1936, S. 12).
a) Damit gehören Lehrer an privaten und öffentlichen
Kunstschulen, Akademien, Lehrer der bildenden Künste
an Hoch-, Fach-, Handwerkerschulen und technischen Lehr-
anstalten als Vollmitglieder der Kammer an.
b) Die Beitragsveranlagung erfolgt für die in diesem
Absatz genannten Lehrer insgesamt sowohl auf Grund
des monatlichen Einkommens ihrer Lehrtätigkeit, als auch
auf Grund des monatlichen Einkommens ihrer freischaf-
fenden künstlerischen Tätigkeit.
2. Meisterschüler, soweit sie It. Zeugnis ihrer Lehrer
nach einer bestimmten Semesterzahl zur freien Berufs-
ausübung zugelassen werden, müssen Vollmitglieder sein.
3. Auf Antrag werden gemäß dem § 9 der ersten
Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammer-
gesetzes vom 1. November 1933 (RGBl. I, Seite 797) von
der Zugehörigkeit zur Reichskammer der bildenden
Künste befreit:
a) Lehrer an öffentlichen allgemein bildenden
Anstalten (Volks-, Mittel- und Höheren Schulen sowie
Berufs- und Fortbildungsschulen), soweit sie neben der
Lehrtätigkeit noch freiberuflich tätig sind. Dies ist stets
besonders zu prüfen.
b) Kammerpflichtige Personen, die infolge ihrer
Haupttätigkeit schon bei einer anderen Einzelkammer
der Reichskulturkammer organisatorisch erfaßt sind.
c) Kammerpflichtige Personen, die gemäß den §§ 4
und 5 der ersten Verordnung zur Durchführung des Reichs-
kulturkammergesetzes vom 1. November 1933 (RGBl. I,
Seite 797) gelegentlich oder geringfügig tätig sind.
Berlin W 35, den 26. November 1936.
Im Auftrag
gez. Hoffmann

tische Truhe 1000.— M, Barocktisch 920.— M,
Barocksessel 470.— M.
Der zweite Tag der Camphausen-Auktion
zeigte eine gleich freudige Kaufstimmung wie
der erste. Eine thronende Muttergottes vom
Niederrhein um 1420 brachte 6800.— M. Eine
niederländische „Beweinung Christi“ von 1480:
2800.— M, eine mittelrheinische Madonna, Ende
15. Jahrh.: 1800.— M, eine Maria auf der Mond-
sichel: 1200.— M, eine kölnische Madonna aus
Sandstein 7600.— M. Unter den Bronzearbei-
ten des 15. bis 17. Jahrh. notieren wir einige
besondere Hauptpreise: 1 Paar gotische Altar-
leuchter 2400.— M, 1 Paar ähnliche 1700.— M,
t weiteres Paar 1200.— M. Der Höhepunkt des
zweiten Tages war die Versteigerung des roma-
nischen Schaftleuchters aus Bronze mit Sil-
berauflage. Er ging für 15 000.— M an das
Landesmuseum Bonn über.
Die gesamten Preise über 100 M veröffent-
lichen wir auf Seite 4.
Personalien
Professor Dr. Hans Lehmann, der verdienstvolle Di-
rektor des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich,
tritt am 1. Januar, 76jährig, doch in voller Rüstigkeit, in
den Ruhestand. 1896 wurde er Assistent am Landesmuseum,
dessen Aufbau er noch mit leiten konnte, 1904 Direktor
der Anstalt, die er im Laufe der Jahre zu einem der
größten Museen Europas entwickelte. Auch die Samm-
lungen in der Kyburg und im Schlosse Wildegg wurden
von ihm eingerichtet, die reiche Sammlung des Schlosses
Hallwil an das Landesmuseum angeschlossen. Von Haus
aus Germanist und Historiker, hat sich Lehmann allmäh-
lich zum besten Fachmann auf dem Gebiete der Glas-
malerei entwickelt; seine wissenschaftlichen Arbeiten
über dieses Gebiet sind die unentbehrliche Grundlage
für alle weitere Forschung. Zum Nachfolger Lehmanns
wurde der bisherige Adjunkt des Basler Historischen
Museums, Dr. Fritz G y s i n , berufen, dessen organisa-
torische Fähigkeiten sich noch unlängst, während des
Kunsthistorischen Kongresses, auf das beste bewährten.
Die Berliner Museen in der Weihnachtszeit
Am Donnerstag, dem 24. d. M. (Weihnachtsheilig-
abend), und am 25. d. M. (1. Feiertag) sind die Museen
geschlossen; vom 26. bis 30. Dezember sind alle Museen
wie üblich geöffnet; am 31. Dezember werden die Mu-
seen nur bis 13 Uhr offen gehalten. Am 1. Januar 1937
sind sämtliche Museen geschlossen.
Berichtigung
In unserer letzten Ausgabe bildeten wir auf
Seite 2 eine Englische Rokoko-Gar-
nitur aus der Kunsthandlung Armand Go-
biet, Berlin W 9, ab. Bei der Datierung ist
uns insofern ein Fehler unterlaufen, als die
Jahreszahl anstatt 1755 mit 1775 vermerkt wor-
den ist. Wir berichtigen hiermit diesen Fehler.

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Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland : München : Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Roäd, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
Parisien: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, T6I.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautneff, "T3,Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W62. — Druckauflage 3. Quartal: 2933. — Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An-
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe.
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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