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DIE WELTK.UNST

Jahrg. XII, Nr. 3 vom 16. Januar 1938

Nachrichten von Überall

Die deutschen Handzeich-
nungen im Louvre
Tn der Reihe der von L. Demonts und
F. Lugt besorgten Inventare der Handzeich-
nungen. des Louvre ist soeben der erste Band
der deutschen Schulen erschienen, der, mit
ausgezeichneten Lichtdruckreproduktionen, die
Buchstaben A bis P umfaßt. Trotzdem gerade
auf diesem Gebiete in den letzten Jahren vie-
lerlei Einzelforschungen erschienen sind,
bringt der Band in Bild und Zuschreibung
noch eine Menge bisher unpublizierten Mate-
rials zur Anschauung. Der Hauptbestand der
deutschen Louvre-Zeichnungen stammt be-
kanntlich aus der Sammlung des Kölner Ban-
kiers Eberhard Jabach (1671), spätere wich-
tige Zugänge vor allem aus den Sammlungen
Baldinucci, His de la Salle und Sauvageot.
Ein neuer Tintoretto
in England
Die kürzliche Reinigung und Restaurierung
eines Männerbildnisses in Christ Church College
in Oxford hat ergeben, daß es sich bei dem
Bilde um ein eigenhändiges, noch unter dem
Einfluß Tizians stehendes Frühwerk von Tin-
toretto handelt.
Kloster Lorch
als Staufergedenkstätte
Von den einstigen Wohn- und Wirkungs-
stätten der Staufenkaiser sind nur noch ganz
wenige Reste übriggeblieben. Ihre ehemalige
Burg auf dem Hohenstaufen war bis vor kur-
zem völlig dem Erdboden gleich. Nun ist man
darangegangen, die Reste der Kaiserburg
wenigstens in den Umfassungsmauern wieder
freizulegen. Gleichzeitig ist auch die Frage
nach der Schaffung einer würdigen Gedenk-
stätte für die Staufer aufgetaucht. Man plant,
das Kloster Lorch zu einer Gedenkstätte aus-
zugestalten. Nach alten Schriften wurden in
der Gruft der Klosterkirche zwölf Hohen-
staufen beigesetzt, darunter die Stifter Frie-
drich und Agnes, ferner Herzogin Judith, die
Mutter Barbarossas, und die unglückliche
Kaiserin Irene. In der Klosterkirche findet
man u. a. das altarähnliche Grabmal mit dem
Wappen der Staufer, darunter noch drei stau-
fische Särge, die allein erhalten blieben. An
den Pfeilern der Kirche sieht man staufische
Kaiserbilder und Steinbilder späterer Fürsten-
geschlechter. Im spätgotischen Chor befindet
sich ein Kreuzbild von Syrlin.
Italienische Buchillustration
in New York
Das Metropolitan Museum hat aus eigenen
Beständen und aus Leihgaben der Stadtbiblio-
thek und der Morgan Library eine umfassende
und eindrucksvolle Ausstellung italienischer
Graphik und Buchillustration des 15. und
frühen 16. Jahrhunderts zusammengestellt, die
einen geschlossenen Einblick in den Entwick-
lungsverlauf dieser Kunst gewährt.
Ein norddeutscher
Flügelaltar in Hamburg
Der große Flügelaltar aus Hütten bei
Eckernförde, der jetzt in Hamburg einer
gründlichen Wiederherstellung unterzogen
worden war, ist für einige Wochen als Leih-
gabe in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt.
Das bedeutende Meisterwerk spätgotischer
Schnitzkunst ist wahrscheinlich das Werk
eines schleswig-holsteinischen, Brüggemann
nahestehenden Meisters, von dessen Hand
auch die beiden im Stockholmer National-
museum befindlichen Schreine von Sanga und
Vada stammen.
Abnahme der Fresken im
Karl-Theodor-Palais
in München
Der Um- und Neuaufbau des Karl-Theodor-
Palais in der Ludwigstraße in München hat
nunmehr in vollem Umfange eingesetzt. Die
Fresken von Robert Langer, die bekanntlich
wiederum im Neubau angebracht werden

Gemälde erster Meister
aus 4 Jahrhunderten
Galerie August Kleucker
Düsseldorf, Blumenstr. 2t (Nähe Köaigsallee)

Bedeutende Gemälde
17. bis 19. Jahrhundert zu kaufen gesucht.
Angebote erbeten
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46

sollen, werden gegenwärtig von Prof. Pfeiffer
(Berlin) und seinem Sohne sorgfältig abge-
nommen. Es handelt sich dabei um eine der
größten und schwierigsten Freskenübertra-
gungen, die jemals vorgenommen wurde:
haben doch die Bilder Ausmaße von 250 : 500 cm
und nach der Abnahme einschließlich der etwa
10 cm dicken Mörtelschicht ein Gewicht von
je zehn Zentnern.

ragt außerdem eine Limoges-Platte mit der
Darstellung der „Flucht nach Aegypten“ von
Jean Penicäud II. hervor.
Plan eines Museums für
französische Kunst in Paris
Die immer mehr zunehmende Ueberfüllung
des Louvre und der große Erfolg der Ausstel-


Friedrich Schramm von Ravensburg, Muttergottes. Um 1480
Sammlung Georg Schustert. München
Versteigerung: Julius Böhler, München, 17.—18. März 1938 (Foto Böhler)

Die Malerei
Neapels
In diesem Jahre wird
Neapel endlich einmal,
zum erstenmal überhaupt
in der ganzen Ge-
schichte, seine sehr wich-
tige Stellung in der ita-
lienischen Malerei durch
eine große zusammenfas-
sende Ausstellung ver-
teidigen. Die Ausstellung
soll die neapolitaner Ma-
lerei dreier Jahrhun-
derte, von Beginn des 17.
bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts umfassen.
Damit würde zwar eine
gewisse Wiederholung
der vorjährigen Ausstel-
lung zustande kommen,
die bekanntlich die Ma-
ler des 19. Jahrhunderts
gezeigt hatte. Aber man
wird diese Wiederholung
gern in Kauf nehmen,
denn schließlich wird
dieses späteste Malen in
Neapel erst aus den bei-
den vorangehenden gro-
ßen Jahrhunderten der
süditalienischen Kunst
verständlich. Neapel hat
ja bekanntlich in der
italienischen Malerei
begonnen, überragend
wichtig und führend zu
werden, als der Norden
sich schon erschöpft
hatte. Die Ausstellung
wird wie die letztjährige
in der sogenannten Ga-
sina Spagnola, einem An-
bau der Anjoukönigs-
burg, stattfinden. Der
Staat stellt einige der
wichtigsten Bilder der
neapoletanischen Malerei
zur Verfügung, und zwar
die Hauptstücke aus den
Sammlungen in Rom,
Mailand. Venedig, Bo-
logna und Modena. Da
gerade die Malerei des
19. Jahrhunderts außer-
ordentlich verstreut ist,
so ist der Beitrag, den
die Galerie Ricci-Oddi
in Piacenza und das Museum Revolte! la in
Triest zugesagt haben, von größter Wichtig-
keit. Um ein zusammenhängendes Bild der
neapolitaner Malerei zu bekommen, wird es
freilich notwendig werden, daß auch der Pri-
vatbesitz außerhalb Neapels in größtem Maße
Leihgaben im kommenden Frühjahr nach der
Stadt der Entstehung der Bilder sendet.
Ein neuer Pariser
Commissaire-Priseur
Anstelle von Me Raymond Oudard ist so-
eben M. Edmond Champetier de Ri-
b e s, früherer Mitarbeiter von Me Etienne
Ader, zum Commissaire-Priseur in Paris er-
nannt worden.
Neuerwerbungen des
Victoria & Albert Museums
in London
Das Victoria & Albert Museum hat auf der
kürzlich bei Sotheby stattgehabten Versteige-
rung- der Ringsammlung Guilhou, über deren
Ergebnis hier berichtet wurde, zwölf Ringe
des 5.—15. Jahrhunderts erwerben können.
Unter den jetzt ausgestellten Neuerwerbungen

hing der französischen Kunst, die während der
Weltausstellung in Paris gezeigt wurde, lassen
den Wunsch immer reger werden, in Paris ein
geeignetes Gebäude zu finden, in dem die
Kunst Frankreichs einen würdigen Rahmen
findet. „Beaux Arts“ wird demnächst eine
Umfrage veröffentlichen, die an namhafte Per-
sönlichkeiten des öffentlichen Lebens in dieser
Angelegenheit gestellt werden soll. Man plant
den „Pavillon de Flore“, der seit 1902, also
bereits 56 Jahre, im Besitz des Louvre ist. als
Ausstcllungsgebäude zu verwenden. Zur Zeit
wird der Pavillon von einer Behörde benutzt.
Personalien
Professor Georg Sauter +. In Brannenburg am Inn
verstarb im 72. Lebensjahr Professor Georg Sauter. Der
aus Niederbayern stammende Maler hat vornehmlich
als Proträtist jahrzehntelang im Londoner Kunstleben eine
hervorragende Rolle gespielt.
Professor Rudolf Bosselt f. Der auch als Schrift-
steller hervorgetretene Bildhauer Prof. Rudolf Bosselt,
ein Schüler des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt
a. M., ist am 2. Januar im 66. Lebensjahr gestorben.
Bosselt hat an der Akademie Julian in Paris studiert. Er
wurde dann Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie
und Lehrer an den Kunstgewerbeschulen in Düsseldorf
und Magdeburg. Unter seinen Publikationen befinden
sich Darstellungen über die Kunst der Medaille und


Amtliche Mitteilungen
Deutsche Albrecht-Dürer-Stiftung
Am 6. April, zur Wiederkehr des Todestages von
Albrecht Dürer, wird die von der Stadt der Reichspartei-
tage Nürnberg errichtete Deutsche Albrecht-Dürer-Stif-
tung zum zehnten Male ausgerichtet. Die Deutsche Al-
brecht-Dürer-Stiftung dient der Förderung deutscher bil-
dender Künstler.
Zur Erfüllung dieses Stiftungszweckes können aus
dem Jahreserträgnis der Stiftung an hervorragend be-
gabte Maler und Graphiker zur Förderung ihrer künstle-
rischen Entwicklung, wie z. B. zum Besuch von Schulen,
für Studienreisen, zur Beschaffung von Werkstoffen und
Arbeitsgeräten Stipendien, sei es unmittelbar, sei es
mittelbar, gewährt werden. Die Stiftung kann auch an
hervorragend begabte Künstler zur Ausführung bedeut-
samer Werke auf Grund vorgelegter Entwürfe Zuschüsse
leisten oder einzelne ausgezeichnete Kunstwerke solcher
Künstler erwerben oder sich an der Erwerbung beteiligen.
Schließlich können auch Preise bestimmt werden zur
Ermöglichung der Durchführung großer figürlicher Bild-
vorhaben, die die Eignung des Künstlers für Wandmale-
reien, Mosaiken usw. in Bauten des Reiches, der Glie-
derungen der NSDAP., des Heeres, der Industrie und
ähnlichem erweisen.
Bewerbungen um Leistungen aus der Stiftung sind
bis zum 1. März 1938 bei dem Vorsitzenden des Kura-
toriums, Oberbürgermeister Willi Liebel, Nürnberg-A.,
Norishalle, am Marientorgraben, einzureichen. Bei der
Bewerbung sind' bestimmte Vorschriften zu beachten.
Diese sind in einem Merkblatt enhalten, welches kosten-
los von der Verwaltung der Kunstsammlungen der Stadt
der Reichsparteitage, Nürnberg-A., Königstraße 93, zu
beziehen ist. Bewerbungen, die den Bestimmungen des
Merkblattes nicht entsprechen, werden nicht berücksichtigt.
grundlegende Abhandlungen über die Probleme des
Kunstunterrichts.
Christian Rohlfs ist in Hagen im Alter von 88 Jahren
gestorben. Er ist noch von dem Kreise der Weimarer
Landschafter um Karl Buchholz ausgegangen, hat sich
von etwa 1870 ab unermüdlich betätigt und seitdem
außerordentlich viele künstlerische Wandlungen durch-
gemacht.
Literatur
F. M. Haberditzl, Galerie des neunzehnten Jahrhunderts
im oberen Belvedere in Wien. Zweite Auflage.
65 S., 129 Abb. Verlag Anton Schroll*
Wien, 1937.
In handlicher Form liegt nunmehr der seit langem
vergriffene Katalogband der Wiener Galerie des 19. Jahr-
hunderts vor. Gegenüber der Auflage von 1924 sind'
die ausführlichen Beschreibungen der Kunstwerke fort-
gefallen, der Abbildungsteil ist dezimiert. Dafür sind,
außer dem natürlicherweise verzeichneten Zuwachs, die-
wissenschaftlichen Angaben nach dem neuesten Stande
ausführlich wiedergegeben. Im Ganzen ein mustergültig
angelegter und vornehm ausgestatteter Katalog dieser
wichtigen Galerie.
Otto Benesch, Die Gemäldesammlung des stiftlichen Mu-
seums Klosterneuburg. Augustinus-Druckerei, Stift
Klosterneuburg, 1937. 161 S., 31 Abb.
Als erster Band einer auf fünf Bände berechneten,
von Dr. Wolfgang Pauker herausgegebenen Serie-
von Katalogen der stiftlichen Kunstsammlungen liegt das
wissenschaftliche Verzeichnis der Gemälde vor. Bei der
Bedeutung, die der Galerie mit ihrem reichen Bestand
an Werken der altdeutschen und insbesondere der Wie-
ner Schule zukommt darf der 153 Nummern umfassende,
von einem so ausgezeichneten Kenner wie Benesch sorg-
fältigst bearbeitete Katalog als wichtiges Hilfsmittel wis-
senschaftlicher Forschung begrüßt werden. Als wesent-
liches Ergebnis der Arbeit sei auf neu erschlossene Werke-
von Burgkmair, Erhard Altdorfer, Strigel und Maler, fer-
ner auf die neue Rekonstruktion des Albrecht-Altars und
auf verschiedene jüngst aus Verstecken des Stiftes zum
Vorschein gekommene Tafeln, die zur Geschichte der
Wiener Malerei in der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts wichtig sind, hingewiesen.
Josef Ludwig Fischer, Handbuch der Glasmalerei. VIII,
296 S., 180 Abb. Zweite, vollständig veränderte und'
verbesserte Auflage. Verlag K. W. H i e rse-
mann, Leipzig, 1937, Lwd. RM 22,—.
Die Neuauflage des lange vergriffenen Buches ent-
spricht einem dringenden Bedürfnis nach einer zusammen-
fassenden Geschichte der Glasmalerei. Sind gegenüber
der Erstauflage von 1914 die Forschungsergebnisse auf
das sorgfältigste verarbeitet, so liegt der Wert des neu-
gestalteten Buches, dem der Verlag einen üppigen Tafel-
anhang beigegeben hat, in der „konsequent durchge-
führten Einbeziehung der Glasmalerei in die allgemeine
Entwicklung der Kunst". Demzufolge gliedert sich das
Werk in einen Hauptabschnitt, der der Entwicklung des
Stils gewidmet ist, und in einige kleinere Abschnitte, die
Technik, Ikonographie u. dgl. betreffen. Von besonderem
Wert scheinen uns die Abhandlungen über „Die gesell-
schaftliche und materielle Lage des Glasmalers" — ein
wesentlicher und durch Quellen stark belegter Beitrag
zur Soziologie des Künstlers — und, für den Sammler
speziell, über „Das Glasgemälde als Sammelobjekt", die
Frage „Echt und Falsch" und „Die Erhaltung und Wieder-
instandsetzung alter Glasgemälde". Wie allgemein bei-
„Hiersemanns Handbüchern", verbindet sich also auch in
diesem von souveräner Beherrschung der Materie zeugen-
den Bande wissenschaftlich-kunsthistorische Darstellung
mit der Darlegung technisch-praktischer Fragen.
Werner R. D e u s c h

Johannes Schulz
Spezial-Photograph
für:
Werke bildender Kunst. Repro-
duktionen nach Gemälden, Pla-
stiken,Kupferstichen,Möbeln etc.
Farbaufnahmen
Atelier: Berlin W 35, Lützowstraße 83 v. III
Fernruf: 21 0916

KUNSTHAUS MALMEDE
Gemälde wie Plastiken alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33

Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg, und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Klein-
straße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92, Tel.: 35 674. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris
(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e,- Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — A. IV. 37: 2180. — Zuschriften sind an die Direktion der Welt-
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln
nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des
Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskriptes alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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