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DIE W E L T K ü N S T

Jahrg. XII, Nr. 47 vom 20. November 1938

Nachrichten von Überall

Außergewöhnlicher Erfolg
der Altdorfer Ausstellung
Nachdem die große Altdorfer Ausstellung
in der Neuen Staatsgalerie in München, über
deren gewaltigen Eindruck hier mehrmals be-
richtet wurde, geschlossen ist, läßt sich eindeu-
tig feststellen, daß sie mit einer Besucherzahl
von rund 100 000 Personen einer der größten
Ausstellungserfolge Deutschlands war. Von
den ausgestellten Bildern hatten rund die
Hälfte neue Rahmungen erhalten, ein Viertel
mußte vor Beginn der Schau gereinigt oder
restauriert werden. Wenn man dazu die übri-
gen umfangreichen Vorbereitungen, die her-
vorragende Bearbeitung des wissenschaftlichen
Kataloges, die Führungs- und Propaganda-
Tätigkeit. die ein solches Unternehmen, das
allein eine Versicherungssumme von etwa
12 Millionen RM aufzuweisen hatte, rechnet, so
darf man sich über diesen Erfolg für den An-
reger und Organisator, Generaldirektor Dr.
Ernst Buchner und seine Mitarbeiter, doppelt
freuen.
Ausstellung „Der Schreibtisch“
Das französische Kunsthandelssyndikat be-
reitet seine 8. Gemeinschaftsausstellung, nach-
dem sich die Wahl eines speziellen Titels als
besonders erfolgreich herausgestellt hat, unter
dem Titel „Der Schreibtisch“ vor, wobei im
weitesten Sinne alle Kunstgegenstände, die mit
diesem Gebrauchsmöbel in Beziehungen stehen,
herangezogen werden dürfen.

Ein Pieter Aertsen für das
Museum in Rotterdam
Das Museum Boymans in Rotterdam meldet
wiederum den Gewinn eines neuen bedeuten-


Pieter Aertsen, Die Taufe des Mohren.
Neuerwerbung des Boymans-Museums,
Rotterdam (Museums-Foto)
den Werkes: als Geschenk von W. A. Engel-
brecht-Rotterdam ging ihm ein Gemälde des
Malers Pieter Aertsen zu. Es ist ein um 1560

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Bedeutende Gemälde
17. bis 19. Jahrhundert zu kaufen gesucht.
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Düsseldorf, Königsallee 46

entstandenes Bild „Der Kämmerer aus dem
Mohrenlande“ (s. Abbildung). Obwohl Carei
van Mander von Pieter Aertsen verschiedene
Altarbilder aufzählt, — Berlin besitzt eine
schöne Kreuztragung aus dem Jahre 1552, ein
„Christus bei Maria und Martha“ ist in Brüs-
sel und sein „Christus und die Ehebrecherin“
(1559) befindet sich in Frankfurt a. M. — ist
viel davon inzwischen im Bildersturm oder
sonstwie verloren gegangen. Unsere Zeit kennt
ihn denn auch in der Hauptsache als den
typisch holländischen, nüchtern-realistischen
Maler der Kücheninterieurs und als Schilderet
von Bauernfesten und Genrebildchen.
Ein neues Selbstbildnis
Bruegels?
Entgegen früheren Feststellungen, die in
der Darstellung des Künstlers auf der Zeich-
nung „Maler und Kenner“ ein Selbstbildnis des
älteren Pieter Bruegel sehen wollten, macht
H. F. Secker in einer mit guten Argumenten
gestützten Untersuchung im Novemberheft der
Zeitschrift „Atlantis“ wahrscheinlich, daß das
wirkliche Selbstbildnis des Künstlers in dem
Kopf des am linken Bildrande der Wiener
Kreuztragung stehenden Mannes zu sehen ist.
Neuerwerbung des
Detroiter Museums
Unter den letzten Erwerbungen, die W.
R. Valentiner für das Detroit Institute of Arts
tätigen konnte, ragen eine der frühesten, bis-
her unbekannten Landschaften von Herkules
Seghers und eine Muttergottes mit Kind von
Cornelis van Cleve besonders hervor.

großzügiges kunsthistorisches Institut einzu-
richten, das neben kunstgeschichtlichen Lehr-
gängen vor allem die Museographie berück-
sichtigen wird.

PREISBERICHTE
zum Einträgen in den Katalog

Die Gozzoli-Fresken in Pisa
Die berühmten Fresken von Benozzo Goz-
zoli im Campo Santo in Pisa, die von Jahr zu
Jahr mehr verblaßt waren, sind in dreijähriger
sorgfältiger Arbeit unter Aufsicht von Prof.
Nicolai von den Malern Fanfani und Bini
wiederhergestellt worden. Die Zurückhaltung
in der Ergänzung von Fehlstellen findet in
Fachkreisen lebhafte Genugtuung.

Ant. W. M. Mensing, Amsterdam
15. N o v. 1938
Slg. A. W. M. Mensing

Nr.
hfl.
Nr.
hfl.
Nr.
hfl.
1 260
2 445
5 250
58 825
59 825
40 450
76 17500
77 580
78 775


Sieb aus dem Dolichenus-Fund von Mauer a. d. Uri. Rom, 1. Jahrhundert.
Sonderausstellung der Antikensammlung, Wien (Bericht in Nr. 46). (Museums-Foto)

Die Neuerwerbungen der
Londoner National Gallery
Aus dem soeben erschienenen Jahresbericht
der Londoner National Gallery erhellt, daß
dieses Museum im Laufe des letzten Jahres
Bilder im Gesamtwert von etwa £ 19 500 er-
worben hat. Es befinden sich darunter die
vier Giorgione zu gesch riebenen Täfelchen, ein
Oelbild von Degas und eine Themselandschaft
von Richard Wilson. Dazu kommen Geschenke
und Legate in beträchtlicher Anzahl: vier Pre-
dellenstücke von Fra Filippo Lippi, die Ma-
donna Scaglia von van Dyck, je zwei Bilder
von Raffaelino del Garbo und Filippino Lippi
u. a.
Pariser Notizen
Der Pariser Herbstsalon, noch immer die
attraktivste französische Ausstellung des Jah-
res, ist soeben eröffnet worden.
In Verfolg der endgültigen Liquidierung
der Pariser Weltausstellung wurden vor weni-
gen Tagen im Hotel Drouot das große Plane-
tarium und die Nachbildung der Straßburger
Kunstuhr versteigert. Erstere wurde vom Ge-
neralkommissar der Weltausstellung für
140 000 ffr. erworben und der Stadt Paris ge-
schenkt, letztere gelangte an einen Antiqui-
tätenhändler in der Rue Saint-Honore für
54 500 ffr.
Eine neue Gemäldegalerie
in Bonn
Nach gründlichen Wiederherstellungsarbei-
ten ist das Bonner Obernier-Museum, das bis-
her nur wechselnden Kunstausstellungen
diente, dem von seinem Stifter vorgesehenen
Zwecke, eine Gemäldegalerie der Stadt Bonn
darzustellen, zurückgegeben worden. Um den
bisher zerstreuten Kunstbesitz der Stadt ver-
mehrt, umfaßt die Sammlung jetzt etwa das
Vierfache der im Jahre 1882 von Prof. Ober-
nier hinterlassenen Gemälde, die sich vor allem
aus deutschen Meistern des 19. Jahrhunderts
zusammensetzen.
Ein kunsthistorisches Institut
in New York
Die Universität in New York hat kürzlich
das in der Nähe des Metropolitan Museum ge-
legene Palais Warburg erworben, um daselbst
unter der Leitung von Mr. Fiske Kimball, dem
Direktor des Pennsylvania Art Museums, ein

(Fortsetzung von Seite 2)
Berliner und Gleiwitzer Eisen sind Schmuck-
stücke, Medaillen nach Posch u. a. Von den
antiken Gläsern und Vasen sind zu erwähnen
eine wertvolle weiße Glasschale und eine „Kir-
beis“ signierte rote Tonschale, beide aus Olvia.
Bei den Porzellanen fällt eine seltene, viel-
leicht nur in einem Exemplar vorhandene
weibliche Bildnisbüste aus Meißener Biscuit
der Marcolinizeit auf, unter den Ostasiatica
ein Tangkamel und eine hohe Tonvase aus der
Han-Dynastie.
München, 50. Nov.— 1. Dez.
In der letzten diesjährigen Auktion des
Münchener Kunstversteigerungshauses Ad.
Weinmüller kommen Antiquitäten, Möbel,
Plastik, Gemälde alter und neuer Meister und
Ostasiatica einer Augsburger Bürgerfamilie
sowie aus fürstlichem und anderem süddeut-
schen Besitz zur Versteigerung. Der über 900
Nummern umfassende Katalog beginnt mit
einer Kollektion Ostasiatica: Porzellan. Arbei-
ten in Speckstein, Bronzen, Möbel und Lack-
arbeiten. Anschließend folgt eine große Abtei-
lung von Gemälden des 19. Jahrhunderts, die
mit Arbeiten von Bürkel, Feuerbach (Bildnis
einer jungen Dame), Mali, Steffan, Spitzweg
(Vorarbeit zu „Der arme Poet“), Toni Stadler
und Waldmüller bestens vertreten ist. Von den
Gemälden des 15.—18. Jahrhunderts, die fast
durchwegs gute Qualität zeigen, sind beson-
ders zu erwähnen eine Madonna von J. van
Cleve, eine Landschaft von Lingelbach, eine
bezeichnete Heilige Familie von Maineri und
ein dem Abendmahlbild der Sammlung Figdor
nahestehendes Abendmahl des Jörg Ratgeb
(1480—1526). Der zweite Teil des Katalogs ent-
hält Antiquitäten und Möbel. Aus der reichen
Fülle von Irdengut, Steinzeug, Fayencen, Por-
zellan, Glas, Arbeiten in Metall. Schmuck,
Miniaturen, Einrichtungsgegenständen. Möbeln
und Plastik seien nur einige besonders inter-
essante Stücke angeführt: so Hanauer und
Nürnberger Enghalskrüge, Silber aus Augs-
burger, Nürnberger und Danziger Werkstät-
ten, Porzellan-Gruppen der Manufakturen
Meißen. Wien, Frankental, sehr schöne Tiroler
Schränke des späten 17. Jahrhunderts, Truhen
und Tische aus derselben Zeit, Armlehnsessel
des 18. Jahrhunderts, Kabinettschränkchen und
kleine Kästchen.

4
1650
41
425
79
410
5
1200
42
660
80
1000
6
5500
45
610
81
1500
7
7400
44
400
82
10000
8
5000
45
2500
85
525
9
6600
46
625
84
150
10
525
47
525
85
550
11
1500
48
5100
86
102000
12
2800
49
950
87
1200
15
625
50
925
88
8500
14
825
51
9800
89
15500
15
675
52
190
90
1250
16
3200
53
1000
91
5800
1.7
1000
54
400
92 a, b
4600
17a
55
150
95
12200
18
1550
56
480
94
5100
19
3600
57
1550
95
250
20
4500
58
200
96
3000
21
4700
59
425
97
1500
22
2200
60
500
98
825
25
1600
61
520
99
26500
24
450
62
320
100
1500
25
15800
63
400
101
900
26
6600
64
600
102
1025
27
1250
65
1500
1u3
1000
28
425
66
700
104
2100
29
600
67
560
105
13000
50
1400
68
825
106
440
51
6000
69
1100
107
550
52
1500
70
925
108
4000
35
550
71
1600
109
2700
54
625
: 72
4800
110
400
55
1200
75
6100
111
1500
56
1850
74
450
112
1350>
57
675
75
2100

Personalien
Dr. Franz Kieslinger besorgte den soeben
erschienenen Katalog der „Ausstellung alter Kunst aus
Salzburg" in der Wiener Sezession, die hier kürzlich
ausführlich besprochen wurde.
Geschäftliches
(außer Verantwortung der Redaktion)
Die Wiener Kunsthistorikerin Frau Dr. V i t a Maria:
Künstler hat die Neue Galerie in Wien I,
Grünangergasse 1.. in ihren Besitz übernommen und mit
einer Ausstellung „Barock der Ostmark" soeben eröffnet.

Johannes Schulz
Spezial-Photograph
für:
Werke bildender Kunst. Repro-
duktionen nach Gemälden, Pla-
stiken, Kupferstichen,Möbeln etc.
Farbaufnahmen
Atelier: Berlin W 35, Lützowstraße 83 v. III
Fernruf: 21 0916

GEMÄLDE
Düsseldorfer Künstler
aus Privathand zu verkaufen.
Anfragen erbeten unter 66 an
die Expedition der „Weltkuust“

KUNSTHAUS MALMEDE
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Hauptschriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg; Stellvertreter: C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel,
Wilhelm-Kleinstraße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstraße 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92, Tel.: 35 674. Wien : Dr. Kurt Blauensteiner, VII. Schottenfeldgasse 82, Tel.: B 39 1 61 Z.
Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris (Pariser Büro: Directeur Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16 e; Tel.: Jasmin 18-90). — Erscheint
im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — A. III. 38 : 2300. —Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseraten-
tarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Heinz Müller. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt
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