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Jahrg. XIII, Nr. 9 vom 5. März 1939

DIE WELT KUN ST

3

Ostia fertig für die Weltausstellung


Man kann mit Sicherheit rechnen, daß der
Befehl Mussolinis, das ganze vergrabene antike
Ostia habe zur Weltausstellung auferstanden zu
sein, ausgeführt sein wird. Die Ausgrabungen

S e s s h ü , 1420—1506, Winterlandschaft.
Farben auf Papier, Höhe 45,5 cm. Bes.
Ausstellung A 1 t j ap a n i s c h e r

in dem beschleunigten Stil werden noch nicht
ganz seit einem Jahr durchgeführt und bereits
jetzt ist eine 7 ha große Fläche auferstanden,
die als Monumentalzone des alten Ostia anzu-
sprechen ist und die allein
schon Sehenswürdigkei-
ten genug bietet. Man
hält absichtlich mit den
Veröffentlichungen über
die Funde etwas zurück,
um für die Weltausstel-
lung eine große Über-
raschung zu haben. Aber
es kann jetzt schon mit-
geteilt werden, daß u. a.
eine Zone von Heilig-
tümern aufgedeckt ist,
in der sich drei Tempel
aus republikanischer Zeit,
zwei Mithrastempel und
das kleine Heiligtum einer
weiblichen Gottheit, de-
ren Terracottastatue man
wohlerhalten gefunden
hat, befinden. Beachtens-
wert sind neu aufgefun-
dene Bäder mit gut erhal-
tener Heizungsanlage und
Mosaikböden, ein großer
Monumentalbau mit Mar-
morsäulen und Marmor-
wänden, Gemälden und
Mosaiken, viele Privat-
häuser, darunter beson-
ders zwei durch außer-
gewöhnlichen Grundriß
und beachtliche Gemälde
und Mosaike bemerkens-
wert, ferner Straßenzüge,
in denen die Häuser mit
ihrer Fassade bis zum
zweiten Stockwerk er-
halten sind. Unter den
Ruinen sind eine außer-
ordentliche Zahl von Mo-
saiken, Kleinstatuen und
Gemälden gefunden wor-
den. Die Statuenfunde
sind bisher bis auf die
beachtliche Ziffer von 90
gekommen. Erst die
Zugänglichmachung der
scheinbar außerordentlich
reichen Funde wird einen
Überblick über die Be-
deutung ermöglichen.

Rollbild, Tusche und leichte
Kaiserliches Museum, Tökyö
Kunst, Berlin
(Phot. Museum)

berufene Maler der hei-
matlichen Bergwelt, der
diesmal auch mit schönen
Blumenstücken vertreten
ist. Zu nennen sind noch
die Künstlerinnen Maria
Haymann-Perk, Ella Räu-
ber, E. M. Wiedemann
und die Scherenschnitte
von Paula von Goeschen-
Rösler. F.

Baseler
Aus-
stellungen
Die Kunsthalle
Basel zeigt eine kleine
Sammelausstellung von
vier Malern, die eine
Art Querschnitt durch
die heutige Malerei der
Schweiz bietet und darum
mehr als nur örtliche Be-
deutung hat. Das Haupt-
interesse beansprucht der
auch in Deutschland nicht
unbekannte Zürcher Her-
mann Huber, und ihm
sind die jüngeren Maler
Jacques Düblin, Walter
Schneider und Albert
Schnyder an die Seite
gestellt. Die Reihenfolge
der Bilder läßt erkennen,
wie ehrlich und redlich,
aber auch erfolgreich die
vier Künstler gearbeitet
haben und so ist der
Gesamteindruck der Aus-
stellung ein durchaus
guter. W. Z.

Utamaro, Der Spiegel. Originalgemälde. Papier, 58 :40 cm
Ausgestellt bei Hans Burghard, Berlin (Foto Schulz)


Die Bourbonen-
ausstellung von Caserta
Die Restaurationsarbeiten in dem bourbo-
nischen Prachtschloß von Caserta bei Neapel
sind beendigt. Gegenwärtig wird dort eine
Ausstellung dieses Schlosses vorbereitet, in der
vor allen Dingen Keramiken, Kleinkunstwerke

und bourbonische Erinnerungen gezeigt werden.
Man hat bei dieser Gelegenheit endlich einmal
eine Sammlung vor sich, die das Arbeiten der
Manufaktur von Capodimonte zeigt. Neben den
Keramiken sind vor allem die Brokate und
dekorativen Seiden der bourbonischen Weberei
von S. Leucio bemerkenswert. Das Prachtstück
ist der rote Königsmantel Karls III., der zur
Kleidung des St. Gennaro-Ordens gehörte.



Wilhelm von Diez im Münchener Kunstverein

Der deutsche Westen

im Kölnischen Kunstverein

Wenn der Kölnische Kunstverein an den
Anfang des Jahres, in dem er das Jubiläum
seines hundertjährigen Bestehens feiern kann,
eine Ausstellung mit dem Titel „Der deutsche
Westen“ stellt, die zugleich durch die neue und
besondere Situation der Kunst in der Gegen-
wart bedingt ist, so macht er sich damit bewußt
zum Sprecher für das Rheinland und Westfalen,
das heißt, er sucht das Eigenleben und die
Eigenwerte der landschaftlich und stammes-
mäßig im Westen gebundenen künstlerischen
Kräfte sichtbar zu machen. Denn auch in der
Gegenwart besitzt die rheinische Kunst ihre
unverlierbare und unverwechselbare Art. Die
Ausstellung hat ihren Klang und Zauber als
Grundton angeschlagen und weiß vor allem den
sinnlichen Reiz rheinischer Malerei schön ge-
sammelt im Hauptsaal der Schau zur Geltung
zu bringen. Etwas betroffen macht einen dabei,
wie sehr diese Malerei der Generationen zwi-
schen dreißig und sechzig dem oft so geschmäh-
ten 19. Jahrhundert verpflichtet bleibt! Die
edelklassische Attitüde der in erlesenen zarten
Farbtönen (blau, grau, gelb) gehaltenen Bildnis-
darstellungen von Josef Pieper, der nicht min-
der vornehme malerische Stimmun.,skolorismu$

Chase, M. Corregio, M. Dasio, der Amerikaner
Duvenek, A. Echtler, A. Erdtelt, M. von Feuer-
stein, A. Hengeler, L. von Herterich, Hierl de
Ronco, P. Höcker, A. Hölzel, A. Holmberg, Fr.
Aug. von Kaulbach, Q. Kühl, L. von Löfftz, der
Amerikaner Mc Ewen, Mayr-Graz, Piglhein,
F. von Puteani, W. Räuber, H. Röhm, Rob.
Schleich, Jul. Schräg, der 87jährige K. Schultheiß,
M. Slevogt, Herrn. Stockmann, 0. Stälzl,
W. Trübner, H. Urban, V. Weishaupt, Jos.
Weiser, Ernst und Ernst Reinh. Zimmermann
u. a. Man kann also von dieser Ausstellung
sagen: nicht nur das Werk, sondern auch die
Schüler loben den Meister. F.
Münchener Kunstverein
Es ist ein zeitgemäßer Gedanke, eine ganze
Künstlersippe zu Worte kommen zu lassen. Es
handelt sich um die Künstlerfamilie Püttner
mit ihren Abzweigungen (Fischer, Arnold, Kirst
usw.), deren Werk seit dem Ende des 18. Jahr-
hunderts man bis auf den heutigen Tag ver-
folgen kann: ein Spiegelbild eineinhalbhundert-
jähriger Malkultur. Einen Saal für sich hat
Wolf Bloem mit 19 Ölbildern, die samt und
sonders den namentlich in koloristischer Hin-
sicht unverkennbaren Aufstieg des Künstlers
erkennen lassen. Eine stattliche Kollektion von
39 z. T. großformatiger Öl- und Guachebilder
zeigt Professor Carl Reiser-Partenkirchen, der

Cezanne, Le pilon du roi. 1884. 54 : 65 cm — Erzielte auf der Versteigerung der
Sammlung H. Canonne durch M.e Bellier, Paris, am 18. Februar 1939: ffr. 542 000 (Foto Bellier)

Der Meister gehörte dem Münchener Kunst-
verein jahrzehntelang bis zu seinem Tode an.
Ihm verdankt er die erste Förderung und so
war der Münchener Kunstverein die berufene

Italo Griselli, Büste Ausstellung
der Quadrien nale, Rom (3 Fotos Giacomelli)
(Bericht S. 5)
Stelle, den 100. Geburtstag des Künstlers durch
eine Gedächtnisausstellung zu begehen. Wilhelm
von Diez war nicht nur ein hervorragender
Maler, sondern auch ein außerordentlicher
Lehrer. Wie einer seiner Schüler, Prof.
J. Schräg, in der Eröffnungsrede erzählte, waren
zeitweise die Räume dcT‘Akademie zu eng für
die große Zahl in- und ausländischer Schüler,
so daß der Glaspalast hinzugenommen werden
mußte. Bei der großen noch fortwirkenden
Bedeutung seiner Schule war es deshalb nahe-
liegend, den Meister im Kreise seiner Schüler
zu feiern. So kam diese Ausstellung zusammen,
die zu den schönsten gehört, die der Kunst-
verein in den letzten Jahren veranstaltet hat.
Nicht weniger als 77 Schüler scharen sich um
’hren Lehrer. Sämtlich genießen sie einen guten
Nuf und mancher ist zur Berühmtheit gelangt.
Nur einige Namen seien genannt: Becker-
Gundahl. Hans Best, der Amerikaner W. M.

JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN BRIENNER STRASSE 12
 
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