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16. April 1939
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ART»///„WORLD

XIII. JAHRGANG. Nr. 15
NST
LMONDErfßAKß

ANERKANNTES ZENTRALORGAN EUR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN. KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER
VERÖFFENTLICHUNGS-ORGAN DER FACHGRUPPE DES KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDELS, LAND OESTERREICH

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77. In den Monaten Mai bis Oktober jeden
zweiten Sonntag. Bankkonti: Deutsche Bank. Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Barclays Bank Ltd 262, Kirkdale
Sydcnham. London S. E. 26. Postscheckkonti: Berlin 118054;
Wien 114783; Den Haag 1455 I25 Paris 170014; Prag 59283; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: 25 22 28

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur 1. Umschlag) RM 4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50;
Frankreich ffrs. 65; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70;
und die nicht angeführten Länder RM 440; Übersee $ 1.80

Galerie Haberstock

Berlin W9 • Bellevuestraße 15

sucht ständig zu kaufen:

Meisterwerke der Malerei
des 15. bis einschließlich
19. Jahrhunderts

Lehren eines Kunsthandels-Prozesses

In Stuttgart läuft gegenwärtig bekanntlich
ein umfangreicher Kunstschwindler- und -fäl-
scher-Prozeß, der auch bereits mit der Verur-
teilung des einen Hauptangeklagten, des „Kunst-
händlers“ Steichele, ein erstes Ergebnis ge-
zeitigt hat. Es ist hier nicht die Stelle, den
einzelnen Phasen der Verhandlung zu folgen,
die im Grunde das immer gleiche Bild der
Unterwelt des Kunsthaijdels entrollt, auf das
hier schon seit Jahren immer und immer wieder
hingewiesen wurde. Wie ja auch gerade in
unseren Spalten so oft betont wurde, daß
dieses Gangstertum sein Dasein nicht der
unermüdlichen Achtsamkeit der leitenden Stel-
len verdankt, sondern einzig und allein der
Skrupellosigkeit und der „überschlauen“ Ge-
heimnistuerei gewisser Kreise sogenannter
„Kunstsammler“, die notwendigerweise •— es
geht ja um materielle Werte! — diese Unter-
weltexistenzen auf Kosten des reellen Kunst-
handels stützen und gleichzeitig nicht nur die-
sen anständigen Kunsthandel aufs allerschwerste
schädigen, sondern auch den Behörden die

Möglichkeit des Eingreifens so überaus er-
schweren. Moralisch sitzen auch diese Kreise
auf der Anklagebank.
Was uns hier jedoch besonders interessiert,
ist die Tatsache, daß im Stuttgarter Prozeß ein
Gericht und ein Staatsanwalt, unbeschadet der
vielen formalen, technischen und sachverstän-
digen Fragen, die die Materie des Kunst-
prozesses mit sich bringt, rein vom gesunden
Menschenverstand aus und unter besonderer
Betonung der asozialen und v o 1 k s -
schädigenden Faktoren der vorliegenden
Handlungen geurteilt haben. Wie oft haben w.r
es in der Systemzeit erleben müssen, daß sich
derartige Prozesse, selbst wenn der Sachverhalt
für den normal empfindenden Kunstfreund oder
Kenner völlig klar lag, von Instanz zu Instanz
hinschleppte, ja, daß dann trotz vieler Gut-
achten und Sachverständigenaussagen zum
Schluß für das breitere Publikum doch ein
völliges Gefühl der Unsicherheit bleiben mußte,
ob denn ..., oder ob doch nicht ... usw. Hier
hat der Staatsanwalt vor allem drei Punkte


ANKAUF GALERIE t RITZ SEILER, VERKAUF
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Berlin W 9, Lennestraße 8, Telefon: 22 05 62. • Ab 20. April: Berlin W 62, Burggrafenstraße 17
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RAHMEN ; RESTAURIERUNGEN ALLER ART


Antoine Mirou, Dorfkirmes. Sign. datiert 1604
Neuerwerbung des Rheinischen Landesmuseums Bonn

(Museums-Foto)

klar und deutlich herausgestellt und damit
seinen Antrag, der aus dem Herzen jedes wah-
ren Kunstfreundes spricht, begründet: 1. Das
Vorliegen eines materiellen Betruges mittels
gefälschter Signaturen und Expertisen, 2. die
Entwürdigung des Ansehens unserer großen
Meister und 3. die Gefährdungdes reel-
len Kunsthandels und die Entwür-
digung deutschen Kulturgutes.
Diese beiden letzteren Punkte glauben wir noch
niemals in einem Kunstfälscherprozeß gehört zu
haben und sie sind es, die uns zu diesen Be-
trachtungen angeregt haben. Denn hier wird
über das rein formale Element der Fälschung
hinaus das Verbrechen in seinem Kerne getrof-
fen und erkannt, was man bei allen bisherigen
ähnlichen Prozessen — sie sind ja im Grunde,

was das Publikum leider, zu eigener Warnung,
noch immer nicht sieht, immer wieder so geist-
los ähnlich! — vermissen mußte. Und so dürfte
denn dieser Prozeß, was auch aus der Bericht-
erstattung der Tagespresse ersichtlich ist,
keinesfalls eine „Sensation“ wie so viele frühere
werden, sondern eine eindringliche Mahnung
an die Kunstsammler, die Hände von den „Ent-
deckungen am laufenden Band“ zu lassen, die
dem reellen Kunsthandel unmöglich, dem
Schwarzhandel aber vollends unmöglich sind.
Niemand wird sich auf dem Gebiete der Kunst
ungestraft dem Teufel verbünden, und auch die
eine oder andere gute Erfahrung wird nur ein
Lockmittel sein, das um so rascher und sicherer
zum Hereinfall führt.

Ne ii er Werbungen des Rheinischen Landesinuscinns

Das Rheinische Landesmuseum in Bonn,
über dessen fruchtbare Erwerbungstätigkeit
und den besonderen Ausbau der niederrheinisch-
niederländischen Abteilung wir bereits mehr-
fach berichten konnten, hat soeben zwei sehr
J. H u 1 s d o n c k , Korb mit Granatäpfeln und Zitronen.
Signiert. Neuerwerbung des Rheinischen Landes-
museums Bonn (Foto Museum)

interessante und ungewöhnlich gut erhaltene
Gemälde erworben, die wir mit frdl. Genehmi-
gung der Direktion hier abbilden können. Es
handelt sich um eine signierte und 1604 datierte
Dorfkirmes in hellen leuchtenden Farben von
Antoine Mirou und um ein Stilleben „Korb mit
Granatäpfeln und Zitronen“ des seltenen Malers
J. Hulsdonck, ebenfalls bezeichnet.

Neue Adresse
CARL NICOLAI
GEMÄLDE DES 18.-19. JAHRHUNDERTS
Abi.April 1939: BERLIN W 62, Lü t zo w p I a t z 21, I. Etage
FERNSPRECHER: 251960
|Staatsbiblhtl)elkt
| 19. API?. 1539 ]
 
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