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Jahrg. XIII, Nr. 18 vom 7. Mai 1939

DIE WELTKUNST

3

Neuerwerbungen des Delfter Stadtinuseunis

von 1800 bis 1900

ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN

UND ALTE MÖBEL

KUNSTVERSTEIGERUNGEN

Gemälde

MÜNCHEN

BRIENNER STRASSE 12

Jahre 1636—40, als Bramer unter dem
der Venezianer Schule stand, in Be-
Als zweite Neuerwerbung des Stadt-

und
der
und

und Bildnis zu ihrem Rechte kommen. Hervor-
gehoben dürfen werden Arbeiten von Wilhelm
und Bernhard Fries, Schirmer, Spitzweg, Böck-
lin, Lenbach, Thoma, Baisch, Schönleber und
Trübner.

Im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidel-
berg, das besonders auf dem Gebiete der Ro-
mantik beachtliche Bestände aufzuweisen hat,
veranstaltet gegenwärtig Dr. Wannemacher aus
magazinierten Bildern und einigen Neuerwer-
bungen eine reizvolle Ausstellung „Gemälde des
19. Jahrhunderts“, wobei besonders Landschaft

ausgezeichneten Rungezeichnungen aus dem
Besitz des Hamburger Künstlervereins und der
Familie von außerordentlichem Interesse für
die Allgemeinheit gewesen waren. Unter den

den findet man ein interessantes, 1624 datiertes
Frühwerk von Jan van Goyen (s. Abb.), zwei
große Stilleben von J. D. de Heern, ein Gemälde
„Das Erwachen“ von Greuze und dekorative
Bilder der holländischen und französischen
Malerschulen. Auf Porzellane, Miniaturen und
Vitrinenobjekte folgen dann Möbel, unter denen
eine siebenteilige Salon-Garnitur Louis XV. mit
alten Bezügen besonders hervorragt.
Am selben Tage bietet M® Bellier im Hotel
Drouot eine umfangreiche und interessante
Sammlung neuerer Gemälde an. Es sind die
bekanntesten Namen der französischen Malerei
vertreten, so Cezanne, Corot (s. Abb.), Courbet,
Daumier, Degas, Pinarro, Renoir, Sisley, Tou-
louse-Lautrec u. a., dazu als einziger Deutscher
Schreyer.

Das Gemeinde-Museum der holländischen
Stadt Delft hat einige wertvolle Neuerwerbun-
gen zu verzeichnen. In erster Linie ist da ein
Bild des Delfter Malers Leonhard Bramer zu
nennen, der in Rom zu Elsheimer in Beziehung
trat und in einer etwas derben Art und in grün-
lich-brauner Lokalfarbe biblische und histo-
rische Szenen malte. Das neuerworbene Delfter
Gemälde ist vermutlich eine Darstellung aus
dem Alten Testament; als Entstehungszeit kom-

Dorer, Josef Wackerles Holzplastik „Norwege-
rin“, Karl Röhrigs Relief „Kartoffelernte“ und
Peter Henrichs „Trinkender“, ferner Georg
Müller, Anton Hiller, Fritz Koelle und Marie
Louise Wilckens zu nennen, während die leben-
digste und stärkste Tierplastik, ein „Junger
Rottaler Hengst“ in Bronze, von dem äußerst
begabten Hans Wimmer stammt.
Jorg Lampe

Die Kunsthalle Basel eröffnete eine bis Ende
Mai währende Ausstellung von Delacroix, dem
vielleicht größten, jedenfalls aber temperament-
vollsten Romantiker Frankreichs. Die verhältnis-
mäßig kleine aber den Meister sehr charakteri-
sierende Auswahl, die zur Hauptsache schon in
Zürich gezeigt worden war, gibt einen guten
Begriff von dem Kompositionstalent, vor allem
aber von der Farbenkraft des Künstlers, der
s. Z. so sehr gefeiert und heute noch hoch-
geschätzt ist.

als eine weitere gute Tierzeichnung erweist
sich der „Panther“ von Siegfried Kühnel.
Für die Glasmalerei stehen die ausgezeich-
neten Entwürfe von Josef Oberberger, für den
Gobelin der von Bruno Goldschmidt zur Ver-
fügung.
Auf dem Gebiet der figürlichen Plastik sind
vor allem Richard Knechts „Moltke“, die an
Maillol gemahnende „Badende“ von Julius

men die
Einfluß
tracht.
museums ist ein Porträt von Martinus de la
Court zu nennen, der 1693 in Delft in die Gilde
eintrat. Das Bild wurde 1672—80 gemalt und
stellt Dirk Scholl dar, der 62 Jahre Organist
an der Neuen Kirche zu Delft war. Eine sehr
bedeutende Neuerwerbung für das Museum be-
deutet schließlich ein Leihgabe des Freiherrn
E. Prins van Westdorpe, und zwar handelt es
sich um das Maurerwams, in dem Hugo de
Groot 1621 von Gorkum nach Waalwijk reiste.
Das Stück, das sich in sehr gutem Zustande
befindet, ist von Jakob de Groot, einem Sohn
von Hugo de Groots Bruder, auf die erbberech-
tigten Abkömmlinge von Huig übergegangen
und auf verschiedenen Ausstellungen zu sehen
gewesen, u. a. auf der Altertums-Ausstellung in
Delft 1863 und auf der Grotius-Ausstellung im
Haag 1925.

Corot, Landschaft. Versteigerung in Paris, Hotel Drouot Me Bellier, 12. Mai 1939
(Foto Bellier)

Unter diesem Titel er-
öffnete Prof. Dr. Hermann
Voß soeben im Nassau-
ischen Landesmuseum zu
Wiesbaden die diesjährige
große Frühjahrsausstel-
lung, die, wie die frühe-
ren, einen geschlossenen
Abriß einer bestimmten
Kunstepoche gibt. Frank-
furt, Darmstadt, Mainz
und Wiesbaden sind die
vier großen mittel-
rheinischen Zentren des
19. Jahrhunderts; rund
350 Gemälde und Zeich-
nungen aus Museums-
und Privatbesitz geben
ein eindrucksvolles Bild
der Kulturleistungen in
diesem örtlichen und zeit-
lichen Raum.

Delacroix-Ausstellung
in Basel

nez ist auf der
Werken aufgefallen. Man weist auf sein arbeit-
sames und ehrliches dreißigjähriges Werk hin,
das jetzt reif geworden ist. Colao stammt aus
Kalabrien, stand aber unter toskanischem Ein-
fluß. Sein heutiges Arbeiten als Landschaftier
hat ihm umso höhere Beachtung eingetragen, als
er sich modischen Strömungen streng fern hielt.

Jubiläum
einer holländischen
V ersteigern 11 gsfin 11 a
Die Firma A. Mak, Dordrecht, kann
in diesen Tagen auf ein hundertjähriges Be-
stehen als Versteigerungshaus für Kunstwerke

und Antiquitäten zurückblicken. Eine am 9., 10.
und 11. Mai stattfindende große Versteigerung
des Hauses, das seine Beziehungen weit über
Dordrecht und Holland hinaus erstreckt, wird
mit einem gut ausgestatteten Katalog als Jubi-
läumsveranstaltung angekündigt und umfaßt u. a.
den niederländischen Erbanteil an der von Prof.
Clemen sehr gerühmten Sammlung gotischer
Bildhauerwerke Ferdinand Langenberg, Goch.
Daneben viel vortreffliches Porzellan, auch eine
Anzahl guter alter und moderner Gemälde.
Pariser Auktionsniarkt
Eine schöne Sammlung von Gemälden
französischen Möbeln wird am 12. Mai in
Galerie Charpentier durch Mes H. Baudoin
E. Ader versteigert werden. Unter den Qemäl-

Die römischen
Akademiepreise
Die Preise der Aka-
demie sind in diesem
Jahre dem Maler Gianni
V a g n e 11 i und je zehn-
tausend Lire dem Bild-
hauer Martinez und
dem Maler Colao zu-
gesprochen worden. Vag-
netti ist 1898 in Florenz
geboren. Sein Vater war
Bildhauer. Er stand unter
dem Einfluß der Futu-
risten und ging 1928 nach
Paris. Heute gilt Vagnetti
als einer der besten Ver-
treter zeitgenössischer
Malerei, dessen Bilder
auf den Biennalen und der
letzten Quadriennale hohe
Beachtung fanden. Marti-
letzten Quadriennale mit vier

(an van Doyen Holländisches Dorf, 1624. Holz 39 33 cm.
Versteigerung: Paris, Galerie Charpentier, 12. Mai 1939
(Foto Privat)
Käufern wichtiger Zeichnungen standen die
Berliner Nationalgalerie und die Albertina in
Wien an erster Stelle; es folgten die Kabinette
von Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Stettin,
Hamburg, Rostock, Gotha, Dresden, Leipzig,
Chemnitz, Breslau, Basel, Helsingfors und acht
weitere Provinzmuseen. Der deutsche Handel
kaufte teils auf eigene Rechnung, teils in pri-
vatem Auftrag. Das Ausland war nur mit ver-
schwindend kleinen Aufträgen vertreten.
Die Bewertung der herrlichen Landschafts-
zeichnungen des Ferdinand Olivier, mit
deren Verkauf die Auktion einsetzte, lag nur
wenig unter den Preisen der Frühjahrsauktion
1938: Die Nationalgalerie und die Albertina er-
warben sie für 1500, 1900, 2400 und 2600 RM,
wobei den höchsten Preis nicht die Ansicht von
Vieden, sondern der Steinbruch an der Pfarr-
kirche von Matzleindorf erzielte, für den man
letztes Jahr 2500 RM anzulegen bereitgewesen
war.
Das fein ausgeführte repräsentative Blei-
stiftporträt Friedrich Oliviers von der
Hand Schnorrs gelangte für 4600 RM in die
Nationalgalerie; es war mit 3000 RM geschätzt
worden. Von dem seltenen G. F. Kersting
erzielte das leuchtende Aquarell Nr. 123 1000 RM
(Albertina); von den prachtvollen Aquarellen
W. v. Kobells erwarben die Nr, 152 die
khwm Düsseldorfer Kunstsammlungen für 3500 RM,

Selten hat die deutsche Kunstwelt einer
Boerner-Auktion mit mehr Erwartung entgegen-
gesehen als in diesem Frühjahr. Würde sie
halten, was sie versprach? Würde die Un-
sicherheit einer von po-
litischen Spannungen
durchsetzten Zeit, die
gar manche ausländische
Kunstverkäufe stark be-
einträchtigte, sich auch
hier stärker bemerkbar
machen? Es lagen solche
Erwägungen umso näher,
als gerade am Auktions-
tag die denkwürdige
Reichstagssitzung mit der
großen außenpolitischen
Rede des Führers statt-
fand, um deretwegen noch
in letzter Stunde die Ver-
kaufsordnung geändert
werden mußte. Die Nach-
mittagssitzung der Auk-
tion mit einer Dauer von
rund fünf Stunden bedeu-
tete eine schwere Bean-
spruchung aller Beteilig-
ten! Aber das Publikum
hielt durch; und das Pro-
gramm, das den Verkauf
von achthundert Num-
mern an einem Tage
vorsah, konnte durchge-
führt werden. —• Es war
nicht daran zu zweifeln,
daß die Schönheit des
Materials, das angeboten
wurde, einen weiten Kreis
von Interessenten herbei-
ziehen würde. Tatsäch-
lich war die Beteili-
gung des Inlandes
wohl noch stärker als in
den Vorjahren, wo die

Zeichnungen und Graphik am Markt
Eine Nachbetrachtung zur Leipziger Versteigerung vom 28. April 1939

Bartholomäus van der Heist, Fahnenträger. 110:80cm.
Versteigerung: A. Mak, Dordrecht, 9.—11. Mai 1939
(Foto Mak)
 
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