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Jahrg. XIII, Nr. 26/27 vom 9. Juli 1939

DIE WELTKUNST

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dieser engen Wahl sind nun die über 14 Säle
verteilten 174 Gemälde, von denen 152 dem
Prado gehören und 21 Wandteppiche, die aus-
nahmslos aus dem königlichen Schloß in Madrid
stammen. Bei den Bildern sind die spanischen
Meister — und bei ihnen liegt aus leicht be-
greiflichen Gründen das Schwergewicht dieser
Ausstellung — mit 112 Meisterwerken ver-
treten. Allein nur von den „großen Drei“ El
Greco, Velasquez und Goya kann man hier
97 Werke bewundern. Der Rest verteilt sich
unter Bilder von Maino, Morales, Murillo,
Pantoja, Ribera, Coello und Zurbaran. Die
restlichen 63 Gemälde zeigen Werke aus der
deutschen Schule (Cranach und Dürer), aus der
italienischen (Giorgione, Mantegna, Raffael,
Tizian, Tintoretto und Veronese), sowie aus der
flämischen (Bosch, Bouts, Breughel, Cleve,
Dyck, Meister von Flemalle, Gossaert, Mem-
ling, Moro, Patinir, Rubens und Roger van der
Weyden). Bei dieser Zahl von Meisterwerken,
die auf den Beschauer eine geradezu über-
wältigende Wirkung ausüben, muß jeder Ver-

such einer näheren Beschreibung unzulänglich
erscheinen. Statt leerer Worte muß hier eigene
Betrachtung das Erlebnis vermitteln.
Wenn auch der Prado auf Grund seiner
Sammlungsgeschichte eine nicht so vollständige
Übersicht über die Malerei aller Schulen gibt,
wie zum Beispiel das Kaiser-Friedrich-Museum
in Berlin oder der Louvre in Paris, so steht
er aber doch durch die Zahl der „Hauptwerke“,
die er besitzt, hinter keinem Museum der Welt
zurück. Der schönste (und auch der einzige
voll beglaubigte) Rogier van der Weyden, der
schönste Mantegna, das schönste Raffael-
porträt, das schönste Dürerporträt, das schönste
Tizianporträt, das schönste Moroporträt, das
ist so eine kleine Auswahl aus den Glanz-
stücken. Daß die spanischen Maler mit ihren
besten Schöpfungen vertreten sind, ist wohl
unnötig, noch näher zu erläutern. Jedes der
Bilder ist ein Erlebnis für sich. Ein schlichter
und geschmackvoller illustrierter Katalog gibt
eine bleibende Erinnerung an diese vollkommen
gelungene Ausstellung. E. B. B.

Paolo Veronese in Venedig
Von l)r. Hubert W ilm

Die Ausstellung von Gemälden und Hand-
zeichnungen des Malers Paolo Callari, genannt
Veronese, im Palazzo Giustiniani zu Venedig
gleicht einer Ehrenrettung, wie sie vollendeter
und glänzender wohl niemals im Bereich der
bildenden Künste vollzogen worden ist. Tizian
und Tintoretto, die beiden Hauptmeister des
venezianischen Cinquecento, sind von jeher auf
der ganzen Welt nach Gebühr gefeiert worden:
aber neben ihnen verblaßte ganz zu Unrecht ein
wenig der Ruhm des Dritten im Bunde, des
Veronese, der doch aus diesem Dreigestirn nicht
wegzudenken ist, ohne daß die Kunst der
Lagunenstadt verstümmelt erscheinen müßte.
Wenn jetzt die Stadt Venedig nach den voraus-
gegangenen denkwürdigen Ausstellungen zu
Ehren Tizians und Tintorettos auch eine Über-
schau über das Lebenswerk Paolo Veroneses
eingerichtet hat, so erfüllt sie damit eine vor-
nehme Dankespflicht gegenüber einem ihrer
größten Söhne. Die Welt wird den tieferen
Sinn dieser Veranstaltung verstehen: der Name
Veronese, des eigentlichen Festmalers Venedigs,
wird fortan in neuem Glanze erstrahlen.
Mag sein , daß viele einschränkende Urteile
dieser Kunst gegenüber dadurch entstanden
sind, daß Veronese nicht allein ein großer
Künstler, sondern auch der weithin bekannte
Leiter einer großen Werkstatt gewesen ist.
Kritische Augen durchforschten immer wieder

das Lebenswerk des Malers und schrieben viel-
leicht allzuvieles den Gehilfen seiner Werkstatt
zu, die an Umfang und Bedeutung wohl der des
Rubens geglichen haben mag. Es bleibt aber,
selbst bei vorsichtigster Prüfung, noch so un-
endlich viel Eigenhändiges in diesem umfang-
reichen Werk, daß wir uns dessen in voll-
kommener Unbefangenheit erfreuen sollten.
Dabei wird man zugestehen müssen, daß der
von Veronese geschaffene Stil festlicher Deko-
ration in vielen Fällen in erstaunlich vollen-
detem Maße von manchen seiner Werkstatt-
genossen verstanden und ganz im Sinne des
Meisters verarbeitet worden ist. Dieser Um-
stand hebt auch die Werkstattbilder weit über
das sonst übliche Maß von Schulgut hinaus;
auch in ihnen wird, allerdings verhaltener, der
künstlerische Wille des Meisters lebendig. Man
muß, wenn man sehr gewissenhaft scheiden
will, aus seinem Werk vor allem jene Gemälde
herauslösen, die von ihm unvollendet hinter-
lassen und nach seinem Tode vom Bruder und
den Söhnen in seinem Geiste fortgeführt wur-
den. Zur Klärung aller dieser, meist sehr
schwierig zu entscheidenden Fragen liefert die
venezianische Ausstellung einen Beitrag, der in
seiner kunstgeschichtlichen Bedeutung wohl
kaum übertroffen werden kann.
Das größte Erlebnis, das die Ausstellung zu
bieten vermag, ist die sehr bewußt angestrebte

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