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Jahrg. XIII, Nr. 48/49 vom 10. Dezember 1939

DIE WELTKUNST

3

Stiftung für das Museum Boymans

Der Palazzo D’Angri und seine Samin hingen

(Foto Schulz)

Schüler

ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN

UND ALTE MÖBEL

KUNSTVERSTEIGERUNGEN

MÜNCHEN

BRIEN NER STRASSE 12

Ein erster
der Schau
gewiß eine
ohne Scha-

Werkes usw. Der Lebenswandel des
scheint mit seinen hochgestimmten
Werken nicht ganz im Einklang ge-
sein. Isenbrant war mit Maria Gran-

angegliedert. Auf Entgegenkommen des Erbes
der Sammlung und auf Wunsch der Preu-
ßischen Staatsregierung wurde die Sammlung
Raczynski 1903 dem Kaiser-Friedrich-Museum

In vierundsiebzig Sälen des Amsterdamer
Rijksmuseum werden jetzt rund 3200 Werke
von über neunhundert lebenden niederländischen
bildenden Künstlern gezeigt. Es war der Ge-
danke Dr. Schmidt-Degeners, des Direktors des


Grab“ den
wie Kleist’s
den beiden
Bremen läßt

Einer der herrlichsten Paläste, den Vanvitelli
in Neapel gebaut hat, der Palazzo D’Angri, Sitz
der Fürsten Doria, wird mitsamt seinem kost-
baren Inhalt versteigert. Die reichen Kunst-
sammlungen und die zahlreichen geschichtlichen
Erinnerungen, die in diesem Palast geborgen
sind, haben den Gedanken und die Hoffnung
auftauchen lassen, die faschistische Regierung
werde als Käufer auftreten und diesen Palast
mit seinen Schätzen geschlossen dem National-
vermögen einverleiben. Die Neapler Linie des
Hauses Doria, die erst Herzöge von Eboli, dann
Fürsten von Angri waren, ließ das Haus an dem

angelegt hätten, für alle Zeiten vereitelt.
Nicht genug mit dieser Tat konnte außerdem
noch eine weitere nicht unbedeutende Summe
Geldes dem Museum zur Verfügung gestellt
werden und gelangten folgende Schenkungen
in den Besitz der Schausammlungen der Stadt
Rotterdam: von der Erasmus-Stiftung eine
gotische Madonna in Naturstein; von dem
Sammler D. G. van Beuningen ein vergoldeter
Becher aus dem Jahre 1609, verfertigt von dem
berühmten Silberschmied Adam van Vianet! aus
Utrecht: von Herrn van Beek eine Landschaft
von Corot und von W. van der Vorm das be-
kannte Hauptwerk von Gerard Dou „Der Markt-
schreier“, ehemals in deutschem Besitz. Diese
Kunstwerke werden in der Weihnachtsausstel-
lung des Museums gezeigt werden.
Rotterdam ist um diese Stiftung mit ihrer
Energie und ihrem Gemeinschaftssinn zu benei-
den. Sie stimmt gerade in diesen Zeiten, die für
die Kunst in Holland nicht sehr günstig sind,
zu neuen Hoffnungen. B. B.

den Nieder-
Von Spät-
Haagschen
bis zu den
ist alles ver-
Ähnliche Pläne

Kleist’s „Hermannsschlacht“ ver-
Franzosen das Wintergrab pro-
„Chasseur im Walde“, dem der
„zwei Schritt vom

Vor einiger Zeit wurde in der Bürgerschaft
von Rotterdam der Wunsch laut, das den Stolz
der Stadt bildende Museum Boymans auf eine
noch großzügigere Weise zu unterstützen, als
bisher geschehen. Dieser Wunsch wurde am
17. Juli zur Tat und die „Museum Boymans
Stiftung“ ins Leben gerufen. Diese fördert und
unterstützt auf breiter Basis alles, was dem
Museum dienlich ist. Die erste Handlung des
neuen Vereins war die vollständige Ablösung
der restlichen Schulden und aufgelaufenen Zin-
sen für die 1937 erworbenen „Emmausgänger“
von Vermeer (siehe Weltkunst Nr. 47/XI).
Das seit seiner Entdeckung so schnell welt-
berühmt gewordene Werk ist somit endgültig
für Rotterdam, und dadurch auch für Holland
gesichert. Durch diese großzügige Hilfe der
Stiftung sind auch alle Bemühungen des inter-
nationalen Kunsthandels und der amerikanischen
Museen, die gerne mehr als die verhältnismäßig
kleine Summe von zirka Fl. 500 000.—, die das
Museum Boymans für den Vermeer bezahlte,

französischen Armee vorausgeahnt, was den
Zeitgenossen als „politisch-prophetische Deu-
tung“ bedeutsam erschien, denn gerade in
diesen Bildern des norddeutschen Meisters sah
man in der Zeit der Freiheitskriege — wie uns
Friedrichs Freund und Hausgenosse, der Maler
Dahl berichtet — „Hinweise auf eine allmäch-
tige unsichtbare Hand, die in die verworrenen
Geschicke der Menschen und die Befreiung
Deutschlands vom Druck des fremden Joches
eingreift“. Die Aufgabe der deutschen Museen,
die bedeutenden politischen Kunstwerke der
Deutschen zu sammeln, haben nun offenbar
manche Museen erkannt. K. K. Eberlein

engen Platz des Spirito Santo bauen. In dem
Palais befindet sich ein Doria von Rubens, ein
Van Dyck zugeschriebenes Porträt eines
anderen Doria und eine Heilige Familie des
Giulio Romano. In dieses Haus gehört das auf
der Leonardo-Ausstellung gezeigte Bild nach
der verlorenen Zeichnung Leonardos von der
Schlacht von Anghiari. Von besonderer Bedeu-
tung sind die beiden Wandteppichsammlungen
französischer und flämischer Herkunft. Die
flämische Serie stammt von Peter van der
Borght nach Zeichnungen David Teniers, die
fianzösische Serie aus Beauvais und ist 1692
gearbeitet, dargestellt sind Episoden aus
Schlachten Ludwigs XIV., Möbel, Porzellane
und böhmische Kristalle vervollständigen in
kostbarem Zusammenklang diesen fürstlichen
Sitz, dtr vorläufig noch durchaus einen harmo-
nischen Zusammenhang besitzt und als un-
berührt angesehen werden kann. Historisch
interessant ist, daß vom Balkon dieses Palastes
Garibaldi am 7. September 1860 die Einheit
Italiens proklamierte.

in Posen zur Verwahrung und Verwaltung
übergeben. Nur ein Gemälde, die Madonna
mit Engeln von Sandro Botticelli, blieb dem
Museum in Berlin erhalten.

Reichsmuseums, dessen nun leerstehende Räume
einer Ausstellung dienstbar zu machen, die einen
Überblick über das niederländische Kunst-
schaffen von heute ermöglichen soll. Es sollte
eine juryfreie Ausstellung werden, und wurde
es. Als „Befähigungsnachweis“ wurde nur die
Mitgliedschaft bei einer Künstlergenossenschaft
verlangt, oder aber, wenn es sich um Nichtmit-
glieder
Werke,
lichkeit
die ein

Neue Archivfunde
um Isenbrant

Nur äußerst wenig war bisher über den
Gerard Davids, den gleichfalls zu
Brügge wirkenden Adriaen Isenbrant bekannt.
Das Wenige geht auf ein Büchlein von Sanderus
über berühmte Söhne der Stadt Brügge zurück;
als Malerpersönlichkeit hat man eine gewisse
Vorstellung von ihm erst, seitdem Hulin de Loo
vorschlug, die einem „Pseudo-Mostaert“ zu-
geschriebenen Werke als Arbeiten Isenbrants
zu betrachten.
Nunmehr ist es aber dem Brügger Archivar
R. A. Parmentier, demselben, der den Geburts-
ort Hans Memlings entdeckte, gelungen, in den
alten Archiven der Stadt nicht weniger als
41 Dokumente, die auf Meister Isenbrant Bezug
haben, aufzufinden. Zusammen mit dem, was
in den Jahren 1860—65 James Weale fand,
geben sie ein ziemlich vollständiges Bild vom
Leben Isenbrants. Es sind die auch bei anderen
alten Meistern üblichen Archivfunde: ein
Häuserkauf, Gerichtsurteile, Prozesse mit einer
Gilde wegen eines nicht auftragsgemäß aus-
geführten
Meisters
religiösen
wesen zu
deel verheiratet, nach deren Tode er mit Cle-
mentine de Haerne sich verehelichte, die ihn
überlebte. Aber man findet, daß er wegen eines
Verhältnisses mit Katheleyne van Branden-
burch, Wirtin von der Taverne „De Vijf Sternen“
(die fünf Sterne), verurteilt wurde. Das Kind
„Jozynekin“ von Adriaen und Katheleyne er-

einer solchen handelte, Prüfung der
Diese Maßstäbe blieben in der Öffent-
nicht unwidersprochen, teils von jenen,
zu geringes Niveau erwarteten, wenn
„sozusagen jedermann“ zugelassen würde, teils
von den mehr oder weni-
ger „Prominenten“, wel-
che es nicht als mit
ihrem vermeintlichen oder
wirklichen Ansehen ver-
einbarlich betrachteten,
an einer solchen Schau
mitzuwirken.
Eindruck von
lehrt, daß, so
Anzahl Werke
den für das Ganze hätte
entbehrt werden können,
so gewiß auch das Durch-
schnittsniveau als befrie-
digend anzusehen ist, und
daß in der Tat die Aus-
stellung sehr wohl einen
brauchbaren Querschnitt
durch das heutige Kunst-
schaffen in
landen gibt,
lingen der
Schule an
Surrealisten
treten.
wie in Amsterdam sind
auch in Brüssel und Paris
sowie London in Erwä-
gung: sie wurden aber
nirgends so schnell und
tatkräftig verwirklicht
wie in Amsterdam, wo
die Ausstellung im Laufe
von nur einem Monat
organisiert wurde, und
überdies in einer Weise,
die Dr. Schmidt-Degener und seinen Mit-
arbeitern alle Ehre erweist.

Neuerwerbung des Essener Museums
Friedrichs „Tannenwald mit dem f r an zös i s c h e n'D r'a go n e r und dem Raben.“
Eines der bedeutenden „Vaterlandsbilder“
C. I). Friedrichs, das als politisches Bild heute
wieder besondere Beachtung verdient, ist nun
endlich in deutschen Museumsbesitz gelangt.
Aus einer 1810 im Harz gezeichneten Wald-
zeichnung entstand dies patriotische Bild 1812,
das mit den „Grabmalen alter Helden“ und dem
„Arminiusgrab“ in Dresden 1814 auf der patrio-
tischen Kunstausstellung der Akademie Auf-
sehen erregte und dann im Schloß Puttbus hing,
bis es in Privatbesitz kam. Wie ich an anderer
Stelle nachweisen konnte, ist dies das einzige
Bild Friedrichs, das den Zusammenhang mit
Heinrich von
rät und dem
phezeit. Der
Unglücksrabe
Tod prophezeit, geht „ins Nichts“,
Varus im Teutoburger Wald. In
Vaterlandsbildern in Hamburg und
Friedrich die beiden französischen Chasseure in
die Todeshöhle hineingehen. Seherisch ist in
diesem Winterbild der Schnee als Grab der
 
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