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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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Ritoók, Emma von: Zur Analyse der ästhetischen Wirkung auf Grund der Methode der Zeitvariation, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0517

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ZUR ANALYSE DER ÄSTHETISCHEN WIRKUNG USW.

513







Tafel VI.













I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

Versuch des Deutens

35

7,8

6,7

43

3,1

52,2

20,4

13,0

38,9

Gleichgültig . . .

3

6,1

1,9

0

7,1

1,8

7,1

5,2

0

Nichtwissen störend

4

0,9

1,9

8

0

6,9

2,0

2,6

5,3

Motiv des Wertens .

3

0

0,9

6

0

13,0

1,0

1,8

4,4

Tafel VI zeigt die individuellen Verschiedenheiten bei den inhalt-
lichen Interessen.

Der Inhalt als Motiv des Wertens wurde hier nur in dem Falle
angerechnet, wenn er als solcher angegeben war. Zum Inhalt im
Weiteren Sinne gehört zwar auch die Ausdrucksbewegung, in welcher
ein eingefühlter Inhalt verkörpert ist. Doch fühlen wir diesen In-
halt als ganz zum Objekt gehörig, untrennbar damit verbunden, mit
ihm gestaltet er sich zum anschaulichen Gegenstande. Der Inhalt
aber, um den es sich hier handelt, wurde von den Vpn. entweder
als ganz unwichtige Bedeutung gefühlt, ohne welche der ästhetische
Gegenstand eine volle Wirkung haben kann, oder als die Idee, die
uns durch den Gegenstand vermittelt ist.

So besteht ein eingefühltes Ausdrucksverständnis bei Vp. III, 5 Sek. 8: »Leb-
haftes Bewußtsein von der Haltung: selbst im Hinstürzen sich wehren;« — was
a's Idee des Kunstwerkes bei Vp. IV wirkt: »Gefallen, besonders die Bedeutung
2uerst und die ganze Zeit. . . Gedeutet als Krieger, der besiegt ist, aber nicht
seelisch, er hält noch immer das Schwert hoch; besonders die Unbesiegtheit der
Stellung und im Gesichtsausdruck die Stärke, Unbewegtheit.. .«

Die individuellen Verschiedenheiten treten sehr stark hervor. Wenn
der Inhalt als spezielles Wertmotiv selbst bei den Vpn. I, IV, VI, IX
verhältnismäßig selten angegeben wird, so wird doch der Mangel an
Bedeutung in der kurzen Expositionszeit ersetzt und das Kunstwerk
durch ein flüchtiges Thema ergänzt; gelingt dies nicht leicht, so wird
der Mangel als Störung gefühlt.

Bei den Vpn. II, III, V, VIII erweist sich selbst der Versuch des
Deutens als viel weniger den Ablauf des ästhetischen Verhaltens be-
einflussend; es ist kein Suchen, sondern nur etwa eine intellektuelle
Feststellung:

»Dachte ein Gott oder Halbgott;; -dachte an ein Gastmahl;« >dachte vorüber-
sehend an Niobide;« »erst an eine Basilika, dann an Katakomben gedacht;« »an
"le Venus von Milo gedacht, dann abgelehnt, weil die Arme da sind.«

Ganz anders geartet ist der Versuch des Inhaltsverständnisses bei
den Vpn. I, IV und IX.

Vp. I, 5 Sek. 12: ».. . Konnte keine genügende Interpretation der Bedeutung

2e'tsclir. !. Ästhetik u. alljj. Kunstwissenschaft. V. 33
 
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