Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

DOI Artikel:
Groos, Karl; Groos, Marie: Die akustischen Phänomene in der Lyrik Schillers
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0550

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
546 KARL UND MARIE GROOS.

hervorgerufene rasselnde Geräusch, und der dafür gewählte »Ausdruc «
ist abermals das Rasseln. Dagegen weist die Stelle »mit melodisc
gewirbeltem Lied« nicht weniger als drei dem akustischen Gebie
angehörende »Ausdrücke« auf, und doch liegt nur ein einziger »ra
vor, nämlich ein Fall des Singens. Und umgekehrt enthält die Frag
»hör' ich das Pförtchen nicht gehen?« im sprachlichen Ausdruck keine
akustische Qualität, während sie sachlich unzweifelhaft einen »ra
darstellt, der unter die Geräusche zu rechnen ist.

Was die »Fälle« anlangt, so konnte die Feststellung der Gesam -
zahlen für sich allein natürlich nicht genügen. Wir standen daher vo
der Aufgabe, eine geeignete Gruppierung unseres Materials zu finde
Zuerst versuchten wir es, die rein psychologische Unterscheidung vo
»Klängen« und »Geräuschen« zugrunde zu legen und bei den
rauschen die »Dauergeräusche« von den »knallartigen« zu sonde
Es zeigte sich aber, daß eine andere Einteilung den Vorzug verdien ,
bei der wir dann geblieben sind. Wir bildeten zwei Hauptgruppen-
Der einen wurden die Hinweise auf »Stimmäußerungen« zuge-
ordnet, die zweite umschloß die anderen akustischen Phänomen
Die erste zerfiel in die Abteilungen »Sprechen«, »Singen« und »So
stige Stimmäußerungen«. In die Abteilung »Sprechen« haben w
nur solche Fälle (und Ausdrücke) eingereiht, die auf eine charak
ristische Art des Sprechens hinwiesen, wie z. B. »flüstern«, »lispe -i
»furchtbare Stimme«, lautes Rufen, rauhes oder sanftes Reden (Bezeic
nungen wie »er sprach«, »er antwortet« wurden also weggelasse >
ebenso »er ruft« u. dgl., wenn damit nicht deutlich ein lautes o
auch leises Rufen gemeint war). Zum »Singen« wurde auch
Vogelgesang gerechnet. Die Rubrik »Sonstige Stimmäußerung
nahm Wendungen wie »stöhnen«, »seufzen«, »lachen«, »brumme >
»bellen« auf. Die »anderen«, d. h. die nicht-stimmlichen akus
sehen Phänomene teilten wir in »andere Geräusche« und »and
Klänge«. ,

In unserer Sammlung verzeichneten wir die zweifelhaften
die unsinnlich gemeinten Fälle besonders, so daß wir nach de
Abzug die »Nettozahlen« der unzweifelhaften und dabei sinnlich g ^
meinten Fälle erhielten, die wir als die eigentlich maßgebenden
trachten möchten. Unter den zweifelhaften Daten spielt der Ausd
»weinen« die bedeutendste Rolle, da er häufig so verwendet wird,
damit auch das stille Fließen der Tränen gemeint sein kann. Als
sinnlich« wurden solche Wendungen bezeichnet, bei denen die
Stellung einer wirklichen Sinnesempfindung kaum mehr in Betr
kommen konnte, z. B. »meines Lebens Widerhall«, »meines Her
Klang«, »der leise warnende Trieb«. War dagegen das Bild so
 
Annotationen