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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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Luther, Bernhard: Die Tragik bei Ibsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0593

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DIE TRAGIK BEI IBSEN.

58Q

artige im Grunde passive Naturen als Helden von Dramen zu sehen
— woher sich auch viele Mißverständnisse Ibsen gegenüber erklären —,
während wir sie dem Roman zugestehen, der durch seine Technik
weit mehr in der Lage ist, dem Leser des Dichters Absichten völlig
klar zu machen. Man hat oft gesagt, daß Ibsens Dramen eigentlich
nur fünfte Akte sind; man könnte vielleicht noch richtiger sagen, daß
sie Romanschlüsse sind, dramatisch konzipiert und gestaltet. Hier liegt
ein Problem, das Problem, ob Ibsens dramatische Technik etwas Sin-
guläres, Vorübergehendes ist, oder ob er Neuland für das Drama er-
schlossen hat. Ursprünglich geht er dem Problem des Individualismus
nach in monologischen Tragödien — eine, Brand, hat noch einen
aktiven Helden —; mit dem Verzicht auf den Monolog1) ist zunächst
der Abweg der »Gesellschaftsdramen« verbunden; mit der Wildente
kehrt er zum Individualitätsproblem zurück, aber jetzt in immer kunst-
voller ausgearbeitetem Dialoge, wobei er über die monologischen
Dramen hinüber mehr und mehr wieder die Technik der Helden auf
Helgeland aufnimmt.

J) Vielleicht wäre es sehr reizvoll, zu untersuchen, welchen Einfluß der Verzicht
auf den Monolog für Ibsens Entwicklung hat.
 
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