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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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BESPRECHUNGEN. 375

Schelling, Hegel, Eucken, auch Bergson. (Es ist also nicht patriotische Pflicht, ihren
Ursprung aus dem Ural herzuleiten und sie deshalb abzuweisen, wie manche wollen,
die bereit sind, auf dem Altar des Vaterlandes zu verbrennen, was nicht deutsch
und nicht ihr eigenes Eigentum ist.)

Deutinger aber steht mit seiner Metaphysik des Geistes und der Freiheit, auf
der auch seine Kunstlehre basiert, in der Linie jener Philosophen.

Bisher wurde in der Hauptsache der Teil der Schrift berücksichtigt, der vom
Kunstwerk handelt. Zu ihm tritt noch ein Abschnitt, in dem die Rede ist vom
Kunstbetrachter, und ein anderer über den Kunstwert: auch sie sind auf
den bereits bekannten grundsätzlichen Anschauungen des Verfassers aufgebaut.

Die schlichte Klarheit — abgesehen von Formulierungen wie auf S. 37n— 1 —
paßt zu der vom Verfasser angestrebten Allgemeinverständlichkeit. Der Untertitel
-Grundbegriffe der allgemeinen Kunstwissenschaft« aber scheint über das Niveau
hinausweisen zu wollen.

München. Georg Schwaiger.

Chr. Fr. Weiser, Shaftesbury und das deutsche Geistesleben. Leipzig
und Berlin, B. G. Teubner. 564 S.
Das gesteigerte Interesse, das die Gegenwart Shaftesbury, dem lang vernach-
lässigten und unbeachteten Denker entgegenbringt, entspringt verschiedenen Quellen.
Einerseits ist es ein vertieftes Verständnis für die geschichtliche Entwicklung des
Geisteslebens im 18. Jahrhundert, das sich auf Shaftesbury als auf einen Mittelpunkt
desselben zurückgeführt sieht. Anderseits hat die Abkehr von der einseitig intel-
lektualistischen und positivistischen Geisteshaltung die Voraussetzungen für ein
engeres Verhältnis zu mehr künstlerisch gerichteten Denkern, wie Shaftesbury einer
war, geschaffen. In dem Werke von Weiser hat diese zweite Art von Interesse
einen besonders beredten Ausdruck gefunden. Die speziell historischen Fragen
und Gesichtspunkte treten hinter dem lebendigen Verlangen zurück, in Shaftes-
bury ein schöpferisches Prinzip zu erfassen, das in dieser Persönlichkeit wirksam
war, aber darüber hinaus als organisierendes Prinzip innerhalb der geschichtlichen
Bewegung eine Gestalt erstehen ließ, eine Kulturgestait, einen geistigen Typus,
eine Philosophie, an deren »Lebensglauben und »zeugenden Lebensinbrust« »die
Zagenden unserer Zeit sich aufrichten müssen«. Zwar spürt man in dem Buch
allenthalben eine gründliche historische Kenntnis und reiche Belesenheit. Aber
was über historische Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Einflüsse mitgeteilt wird,
ist nur gelegentlich, ist-Nebenwerk und Hintergrund. --Das Bewegende seiner An-
schauung« soll zur Darstellung gebracht, das Eigentümliche seines Geistes richtig
erschaut, herausgearbeitet, der sich enthüllende Typus in seiner Bedeutsamkeit ge-
zeichnet werden. Betrachtungen allgemeinster Art über Gegensätze romanischer,
germanischer und griechischer Kultur eröffnen das Buch; Betrachtungen anderer,
aber ebenso allgemeiner Art, durchsetzt mit weiten Exkursen in die politische und
philosophische Geschichte, durchziehen das ganze Werk. Unter gewissen Stich-
worten wie »Verinnerlichung«, »Spott als Wahrheitsprobe:, »künstlerisches Ge-
stalten«, »Prinzip der Aktivität«, »Natur und Natürlichkeit« usw. werden sie zu
Kapiteln gesammelt, werden durch sie Sätze und Lehren Shaftesburys erläutert und
weiter geführt. Die Grundüberzeugung ist dabei, daß wir als Deutsche in Shaftes-
bury einen Geistesverwandten zu erblicken haben. »Es ist nicht der Engländer,
sondern der Germane in Shaftesbury, der die Selbstbesinnung unter uns bewirkte
und damit jene schöpferische Bewegung hervorrief, die sich in überraschend kurzer
 
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