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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0234

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228 BESPRECHUNGEN.

such, die Ergiebigkeit seiner »analytischen« Methode darzutun. In weit ■ aus-
holender Untersuchung wird die Religionsphilosophie Kants zerpflückt und deren
rationalistischer Charakter dargetan. Jedoch würden atlch die Ergebnisse dieses
Kapitels einer eingehenden Kritik, die hier nicht zu geben ist, vielfach Angriffs-
punkte darbieten. So wäre zu betonen, daß, was Elkuß ganz übersehen hat, der
Rationalismus der Kantischen Religionsphilosophie weniger in seiner »Fremdheit
und Sprödigkeit gegen die Geschichte und das Individuelle« besteht, als in der
Tatsache, daß das Religiöse durchweg von der ethischen Sphäre her gedeutet wird
und ein selbständiges autonomes religiöses Wertgebiet eigentlich unentdeckt bleibt.
Was im übrigen den »Rationalismus« Kants anlangt, so bestand er ohne Zweifel
bis zu einem gewissen Grade und darf daher auch mit bewußter Einseitigkeit dar-
gestellt werden, wie dies ja auch Simmel getan hat. Anderseits ist jedoch ganz
entschieden zu betonen, daß gerade von hier aus nur wenig Licht fällt auf die
systematisch bedeutsamen und historisch wirksamen Elemente der Kantischen
Philosophie.

Erst in dem letzten Kapitel »Tendenzen der Spätzeit« knüpft Elkuß wieder an
die Überlegungen der einleitenden Bemerkungen an, um jetzt nur noch anzudeuten
und knapp zu skizzieren, was man sich als ausgeführte Darstellung gewünscht
hätte. — Die Kritik mußte notwendigerweise die negativen Eigenschaften der Arbeit
aufzeigen; sie darf aber auch gerne betonen, daß hierein reicher wissenschaftlicher
Geist eine solche Überfülle lebendigen Materials beherrscht und vor dem Leser
ausschüttet, daß den Einzelheiten zu folgen nur der imstande ist, dem die Ergeb-
nisse einer gleich umfangreichen Belesenheit gegenwärtig sind. Die Wissenschaft
hätte von Elkuß sicher noch fruchtbare und positive Forschungen erwarten dürfen,
auch wenn sie diese Arbeit nicht ganz vorbehaltlos aufnehmen kann.

Heidelberg.

___________ Friedrich Kreis.

Kunst und Religion. Ein Versuch über die Möglichkeit neuer religiöser Kunst
von G. F. Hartlaub. Leipzig, Verlag von Kurt Wolff, 1919. 4°. 112 S. u.
76 Tafeln.
Was ist Kunst? Der Verfasser antwortet (mit Deri): Kunst ist schöpferische
Tätigkeit des Menschen zur Hervorbringung sinnfälliger Symbole der Gefühle.
Wann wird ein Kunstwerk religiös? Wenn die von ihm ausgedrückten Gefühle m'1
Vorstellungen religiöser Natur verknüpft sind. Hiermit sei freilich, so heißt es am
Anfang, der rein ästhetische Wert nicht berührt, wohl aber die »Bedeutung für die
letzte und höchste Orientierung der Menschenseele«. An einer späteren Stelle
(S. 38 f) wird weniger psychologistisch ausgeführt, daß es keine religiöse Kunst
ohne religiösen Gegenstand gibt. Herr Hartlaub hält es für nötig, hierzu zu be-
merken: »Die Einwände, die sich an dieser Stelle gerade aus der gegenwärtig
üblichen Kunstbetrachtungsweise ergeben müssen, liegen nahe genug. Kommt es
denn grundsätzlich in der Kunst auf den ,Gegenstand' überhaupt an...?« Eine
solche Äußerung berührt natürlich mich und die mit mir zur gleichen wissenschaft-
lichen Überzeugung Verbundenen einigermaßen sonderbar. Seit Jahrzehnten lehren
wir, daß die Stellung der Kunst im Ganzen der Kultur nicht verstanden werden
kann, wenn man das Kunstwerk zum Träger rein ästhetischer Werte macht, daß
seine Form durch den Gegenstand mitbestimmt wird, daß sein Aufbau viel zu ver-
wickelt ist, um mit den Worten: »sinnfälliges Symbol von Gefühlen« erschöpft zu
werden — es hilft alles nichts: selbst ein philosophisch gerichteter Kunsthistoriker
wie Hartlaub kennt nur eine andere »gegenwärtig übliche Kunstbetrachtungsweise«.
 
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