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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Fröhlicher, Elsa: Die moderne Spitze u. ihre Verwendung in der Paramentik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0064

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50

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 3.

Abb. 9.

Technik
schule

Klöppelspitzen von Marie Hahn, Nauen.

von denen ein-
gehend die Rede
sein soll, entstehen
ganz vorzügliche
Spitzen. Sehr
wichtig wurden
die schon erwähn-
ten Fachschulen,
die sehr viel zur
Verbreitung der
eisten. Obenan steht die Kgl. Spitzenklöppelmuster-
Schneeberg in Sachsen, deren Gründung in das Jahr 1879
zurückreicht. Früher pflegte sie namentlich die sogenannten Kunstspitzen und
beschränkte sich auf die Kopie besonders komplizierter, reicher historischer
Spitzen. Seit der Neuordnung der Schule im Jahre 1907 liegt der Schwerpunkt
ihrer Tätigkeit in der Herstellung guter nicht zu schwer ausführbarer Muster,
die an die sächsische Hausindustrie abgegeben werden. Der Staat unterhält in
Sachsen etwa 28 im Erzgebirge liegende Klöppelschulen, die von schulpflichtigen
Kindern besucht werden. Sie lernen nach und nach verschiedene Arten der
Klöppelspitze ausführen, natürlich nur die leichteren. Die Kgl. Spitzenklöppel-
musterschule bildet Schülerinnen in allen Zweigen der Spitzenarbeit aus. Ganz
schwierige Entwürfe werden hier ausgeführt. Hervorragend schöne Stücke gehen
aus der Schule hervor, die von Zeichnern der Schule und Schülern der Textilfach-
schule entworfen werden.—Zum schönsten gehören die Taschentuchkanten (Abb. 1)
mit schöner Ecklösung, die ohne weiteres für den Schmuck von Korporalien dienen
könnten, da sie in jeder gewünschten Größe ausführbar sind. Unter den Meter-
spitzen befindet sich manche zu Kirchenzwecken geeignete, ein Beispiel hiervon
bildet die schöne Spitze mit dem Kreuz (Abb. 2), die sich durch Klarheit der
Zeichnung und großer Abwechslung an technischen Möglichkeiten auszeichnet.
Die Spitze ist, wie alle Arbeiten aus Schneeberg, sorgfältig ausgeführt und durch-
aus neuartig im Entwurf.

Ein zweites Zentrum für die moderne Spitzenklöppelei bilden die drei im
bayrischen Wald gelegenen Orte Tiefenbach, Stadlern und Schön-
s e e. In den letzten Jahren wurde durch die Errichtung staatlicher Klöppel-
schulen in dieser Gegend sehr viel zur Förderung dieser in Tiefenbach schon in
den fünfziger Jahren des XIX. Jahrhunderts eingeführten Industrie getan. Durch
die Mithilfe guter Entwürfe aus den Kunstgewerbeschulen München und Nürn-
berg verfügen diese Schulen über einen guten Mustervorrat. Dje Erzeugnisse
dieser Oberpfälzer Klöppelschulen zeichnen sich durch gutes Material und tüch-
tige Ausführung aus. Auch die verhältnismäßige Billigkeit ihrer Arbeit sichert
ihr einen guten Absatz. Aus Tiefenbach kommen besonders schöne Meterspitzen

mit einfachen,

geometrischen
Musterungen, die
in großen Breiten
angefertigt, für
Altardecken oder
Priestergewänder

Abb. 10.

Klöppelspitze von Marie 1 lahn, Naucn.
 
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