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Die Gartenkunst — 9.1907

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Kiehl, W.: Schloß Rogalin, sein Park und seine Eichen
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Engelhardt, Walter von: Eine heikle Frage
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0191

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IX, 9

DIE GARTENKUNST

185

und Liebe geschaffen, zu dem wir dank-
bar aufblicken müssen.

Eine heikle Frage.

In Mannheim war ich in die Hängekom-
mission für die Planausstellnng gewählt worden
und sollte zugleich als Preisrichter fungieren.
Es war das erste Mal, daß ich hier in
Deutschland einer solchen Aufgabe gegen-
über stand. Eine Menge Pläne, Bilder, Modelle
lagen vor, welche die verschiedenartigsten
Anlagen darstellten. Wir gingen an die Be-
sichtigung. Ich musterte zuerst flüchtig, dann
genauer, vertiefte mich bald in dieses, bald in
jenes Projekt — dann kam die Präge: Aus-
scheiden oder Zulassen'.' Diese Frage war
sehr schwierig zu beantworten, weilein General-
maß fehlte, wie es bei einem gemeinsamen
Wettbewerb, bei einer bestimmten Aufgabe,
wenn auch nicht ohne weiteres, so doch eher
ausfindig gemacht werden kann. Ich fragte
mich weiter: Streng oder milde urteilen1? und
Abb. 3. Eichen im Park von Rogahn. entschied mich für „streng". Ich notierte mir

t i r,- n i i n ■ i. ^e Käne, die ich nach bestem Emnfinden

Innere ab Die Grabkapelle ist wie eine Inschrift auf glaubte zulassen zu können. Es erwies sich, daß die AuswaM
dem Giebelfelde sagt, dorn heiligen Marzellmo geweiht, weniger als die Hälfte der eingelaufenen Arbeiten betrug
und eine weitere Inschrift gibt 1820 als das Baujahr an. Schon schien es mir, als hätte ich allzu „subjektiv" und hart
Unter der Kapelle befindet sich die eigentliche Grabstatte, geürteilt, denn es wurden mir Vorstellungen gemacht: es ginge
eine dreischiffige, gotische Krypta, deren hervorragendster doch nicht an> so viele zurückzuweisen, vor den Kopf zu stoßen,
Schmuck die Marmorstatue des Grafen Roger Raczynski, es bIlebe Ja auch nichts übrig, die Ausstellung würde zu klein
dos Sohnes dos Erbauers, bildet, von Rauch geschaffen ™d ~ ~ es würde sehr übel gedeutet und als persönliche
Diese groß angelegte Besitzung vorrät in allen Teilen Kränkunf aufgenommen werden, wenn diese oder jene Pläne

das hohe Kunstempfinden der Grafen Raczynski Die IT? ~~ 68 Sei aU°h ni°ht Sitte' 30 scharf zu

ot o u t • a n * nj , . urteilen, man schädige damit den Ruf und das Geschäft eine«

Stadt Posen verehrt in dem Grafon Eduard R. einen hrer R-nii»^ tv ? ••■> ,• , -r.. wsciuitt eines

~,n vlt üu-i i n- rv , .,, Kollegen. Diese und ähnliche Einwände brachten mich dazu

größten Wohltater und Gönner. Die ebenso reichhaltige gegen mein Empfinden zu handeln, obgleich ich mit einem Mit
wie kostbare Bibliothek ist samt dem säulengetragenen güed der Kommission im strengen Urteil übereinstimmte Aber
Prachtbau, der sie birgt, Eigentum der
Stadt geworden. Die berühmte Raczyriski-
sche Gemäldegalerie, die bis vor kurzem
in Berlin aufbewahrt wurde, ist jetzt im
Posenor Kaiser-Friedrich-Museum unter-
gebracht. Nicht weit davon, in der Wilhelms-
allee, steht der Prießnitzbrunnon, vom
Grafen Eduard R. zur Erinnerung an den
Arzt Prießnitz, durch dessen Behandlung
seinem Sohne das Leben gerettet wurde, ge-
stiftet, gleichzeitig eine Ausflußstelle der
ebonfalls vom Grafen geschaffenen Wasser-
leitung. Den Abschluß dieser ersten, jetzt
nur noch teilweise bestehenden Leitung
bildet eine Nachbildung der Sixtinischen
Madonna in Bildhauerarbeit, zu deren
Füßen in einer kleinen, gotischen Halle
der Wasserstrahl hervorsprudelt.

Ein edles Geschlecht hat sich durch
seine Wohltätigkeit und durch soino Kunst-
und Natürliche in Stadt und Provinz Posen

ein bleibendes Denkmal der Verehrung Abb. 4. Eiche im Park von Rogahn.
 
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