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Die Gartenkunst — 9.1907

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Heicke, C.: Rosengärten
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0219

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IX, 10

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213

ab und man sollte alle Sorten von schlechtem Wüchse
von der Anzucht als Hochstämme ausschließen. Die
Kronen müssen geschlossen, dicht und gleichmäßig ge-
formt sein, der Stamm gerade, nicht zu dünn und vor
allen Dingen die Stammhöhe muß gleichmäßig sein; nicht
als ob ich fordern wollte, daß in einem Rosengarten nur
Stämmchen von einer bestimmten Stammhöhe verwendet
werden sollen — nein, das verlange ich nicht. Aber es geht
doch nicht an, daß auf einer schnurgeraden Rabatte in ganz
willkürlicher Reihenfolge Stämme von den verschiedensten
Höhenabmessungen einander folgen. Will man wechseln
in der Kronen höhe, dann muß es in bestimmten Inter-
vallen geschehen, so also, daß dann auf je zwei Halb-
stämme ein Hochstamm folgt und so fort. Im- allgemeinen
möchto ich überhaupt den Halb- oder Niederstämmen,
d. h. den Kronenbäumchen von kurzem Stamm (etwa bis
75 cm Höhe), eher das Wort reden, als den höheren und
letztere vorzugsweise für Trauerrosen, d. h. hochstämmig-
gezogene Schlingrosen, vorbehalten. Aber auch in letzter
Hinsicht, d. h. in der Verwendung der Schlingrosen als
sog. Trauerrosen sollte man sich rechte Zurückhaltung
auferlegen. So schön an rechtem Platz ja oinmal eine
solche Trauerrose sein kann, ebensosehr verliert ihr
Anblick, wenn man ihr zu oft begegnet. Die herrlichen
Schlingrosen, welche wir heute besitzen, können doch
unendlich viel reizvoller am Spalier, an der Laube oder
Pergola wirken, statt mit herabhängenden Zweigen auf
hohem Stamm als sog. Krone. Gerade in ihnen ist uns
neuerdings ein Schatz von ungeahnter Wirkungsmöglich-
keit gegeben. Wenn wir unseren Rosengärten etwas von
dem märchenhaften Dornröschenzauber geben wollen, dann
können wir es nur mit Hilfe unserer Polyantha- und
Schlingrosen. Ich erinnere an die herrlichen Wichurajana-
hybriden und ähnliche Sorten. Sie sollten uns viel zu
gut sein, um sie in ganz widersinniger Weise als hoch-
stämmige „Trauerrosen" zu verwenden.

Was nun endlich die Form und Anlage der Rosen-
gärten anbelangt, so möchte ich warnen vor jeder
Schablonen- und Regelhaftigkeit. Die Erfindungsgabe und
Phantasie mag sich bei ihnen betätigen und Lösungen zu
finden suchen, die dem jeweils vorliegenden Falle ent-
sprechen, nicht aber sich bemühen einen „Typus" für
den Rosengarten zu erfinden. Wenn man tunlichst voraus-
setzungslos an die Aufgabe herantritt, dann wird es auch
andern als Prof. Läuger gelingen, gute Lösungen und
neuartige Beispiele zu finden. Ehe ich schließe, möchte
ich einen in Mannheim vorgeführten Rosengärten noch einige
Worte widmen. Die Gärten in ihrer Ausführung ent-
sprachen nicht ganz den Plänen. Hierbei fällt zunächst
auf: die Ausstattung mit Bildwerken, Architekturen,
Bänken, Brunnen u. dgl. ist bei weitem weniger reich-
haltig ausgefallen, als es geplant war und das ist sehr
schade, denn es sah an manchen Stellen geradezu dürftig
aus. Wir können ja nicht untersuchen, ob die Aus-
stellungsleitung hier falsche Sparsamkeit hat walten lassen
oder ob die Aussteller es haben an sich fehlen lassen.
Jedenfalls hat es keinen Sinn, Sitzplätze vorzusehen und
nachher die Bänke fortzulassen und ähnliches. Das

andere, was auffällt ist, daß die vorhandenen Bäume nicht,
wie es geplant war, zu strengen Formen, Kugeln u. dgl.
verschnitten worden sind und das ist sehr gut. An
einigen hat man es zwar versucht, aber der Schnitt ist
wieder verwachsen, die Mehrzahl hat man in ihrer zwang-
losen Form gelassen und so erfreuen wir uns an dem
malerischen Kontrast zwischen der strengen Grundriß-
anordnung und Architektur der Gärten und den regellos
malerisch sich entfaltenden Baumkronen, die dazwischen
stehen.

Die Architektur hat manchen Anlaß zu ironisch-
kritischen Bemerkungen gegeben. Ich will gern bekennen,
daß auch ich beifällig gelächelt habe, als jemand beim Anblick
der woißen Pfeiler des von Boehm-Oberkassel bepflanzten
Rosengarten zitierte: „In den öden Fensterhöhion usw."
Es schien nicht ganz unzutreffend, und ebenso pflichtete
ich bei, wenn man den von Lambert-Trier bepflanzten
Rosengarten bevorzugte, weil nicht soviel aufdringliche
weiße Architektur darin war und die Aufteilung des
Gartens durch eine grüne Efeuwand bewirkt war. Allein
je mehr die Anpflanzungen sich entwickelten und nament-
lich Schlingrosen und wilder Wein das' harte Weiß ein-
zuspinnen fortfuhren, desto reizvoller wurde die Sache und
ich habe mich in jenem Garten ganz im Gegensatz zu den
anderen förmlich verliebt. Gewiß kann man über manche
Anordnung zweierlei Meinung sein, so dürfte z. B. sich
darüber streiten lassen, ob die Höherlegung des Bodens
zwischen den beiden Pfeilerstellungen nicht zweckmäßiger
einer Senkung gewichen wäre. Auch kann man einwenden,
daß die zweimalige Aufteilung des Gartens durch die pergola-
artigen Pfeileranordnungen etwas des Guten zuviel geworden
sei — gewiß, aber daß sich durch sie eine Menge höchst
reizvoller Bilder ergaben, das kann nicht bestritten werden.
Ich habe beide Rosengärten auf das eingehendste mit
der Kamera durchforscht und während sich in dem einen
ganz ungesucht mir die Bilder fast an jeder Ecke auf-
drängten, ist es mir kaum gelungen, eine leidlich be-
friedigende Aufnahme in dem andern Garten zustande zu
bringen. Das will doch sehr viel besagen.

Verschiedene Mitteilungen.

Preisausschreiben Friedhof Stahnsdorf. Die Berliner
Stadtsynode erläßt mit Frist zum 1. Februar 1908 ein Preis-
ausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für die Einrichtung
des Südwestfriedliofes bei Stahnsdorf (Kr. Teltow). Das Aus-
schreiben ist offen für deutsche Architekten und Gartenkünstler.
Unterlagen versendet gegen Einsendung von 5 Mark, die bei
Einreichung eines Entwurfs zurückerstattet werden, der ge-
schäftsführende Ausschuß der Berliner Stadtsynode, Berlin C 2,
Neue Friedrichstraße 69. Drei Preise sind ausgesetzt in Höhe
von 6000, 4000, 2000 Mark. Weitere Entwürfe können für
1000 Mark angekauft werden. Unter den 9 Preisrichtern be-
finden sich neben 4 Laien 1 Bildhauer, 2 Architekten und
2 Gartenkünstler (A. Weiß und Vogeler).

Das in Frage kommende Gelände ist rund 110 ha groß,
etwa zu zwei Dritteln mit Kiefern in Altersklassen von 20 bis
 
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