Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0331
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Rachlis, Michael: Aufgaben unserer Zeit
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INNEN-DEKORATION
311
ARCHITEKT MICHAEL RACHL1S-BERLIN BAR-RAUM IM »EDEN-HOTEL« IN BERLIN
AUFGABEN UNSERER ZEIT
ARBEITEN VON ARCHITEKT DIPL.-ING. MICHAEL RACHLIS
Die »architectura militans« — die ernste machen sollen. . Wie wir es machen sollen, kann
Tochter der schaffensfreudigen und über- uns nur die Aufgabe sagen. Und wohl dem
schwenglichen, seligen »architectura edifi- Architekten, der Aufgaben bekommt, auf die die
cans« — hat uns eine »schwarze Liste der For- heutige Zeit eine Antwort weiß: eine Antwort,
men« in die Hand gedrückt. Wir haben sie in die mit maskuliner, klarer Handschrift zwangs-
einer Hand und den Entwurfsstift in der an- läufig und ungeschminkt geschrieben werden kann..
deren. . Und da wir nun einmal gelernt haben, Eine Freude ist es, heute ein Hotel zu bauen für
das zu machen, an das wir glauben, ergänzen Menschen, die kommen und gehen, mit großen
wir immerzu diese schwarze Liste. . Das was hellen Empfangsräumen, hygienischen und sach-
gestern noch auf dem Banner der »architec- liehen Zimmern. Eine wahre Freude ist es (ich
tura militans« stand, rutscht heute schon auf die spreche nicht mehr von Industriebauten, bei denen
schwarze Liste. (Solange es nicht umgekehrt wird, man sich in Zweckmäßigkeit austoben kann), ein
geht es noch!) Wenn gestern noch auf dem Ban- großes Bürohaus zu bauen und ein Geschäftshaus
ner stand: »Ehrlichkeit der konstruktiven Form« und ein Volksbad und alles, wo der Mensch kommt
und »Echtheit des Materials«, so steht heute schon und geht, in einer bestimmten Weise sich be-
auf der schwarzen Liste, die mit Kunstmarmor tätigt oder beschäftigt. . Nicht die Wände, nicht
usw. anfängt, unten, ganz unten: »Kein Renom- die Decke sollen für seine Unterhaltung sorgen;
mieren mit Konstruktion, keine aufdringliche Ehr- der Raum hat einen rein funktionellen Zweck,
lichkeit, die in die Augen springt, keine Belästi- Hier ist der Mensch aktiv, der Raum passiv. .
gung mit technischer Romantik« und vieles noch.. —Ist es immer so? Leider nicht. . Es gehören
Wir wissen heute jedenfalls, wie wir es nicht nicht ganz der Vergangenheit die Räume, die
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ARCHITEKT MICHAEL RACHL1S-BERLIN BAR-RAUM IM »EDEN-HOTEL« IN BERLIN
AUFGABEN UNSERER ZEIT
ARBEITEN VON ARCHITEKT DIPL.-ING. MICHAEL RACHLIS
Die »architectura militans« — die ernste machen sollen. . Wie wir es machen sollen, kann
Tochter der schaffensfreudigen und über- uns nur die Aufgabe sagen. Und wohl dem
schwenglichen, seligen »architectura edifi- Architekten, der Aufgaben bekommt, auf die die
cans« — hat uns eine »schwarze Liste der For- heutige Zeit eine Antwort weiß: eine Antwort,
men« in die Hand gedrückt. Wir haben sie in die mit maskuliner, klarer Handschrift zwangs-
einer Hand und den Entwurfsstift in der an- läufig und ungeschminkt geschrieben werden kann..
deren. . Und da wir nun einmal gelernt haben, Eine Freude ist es, heute ein Hotel zu bauen für
das zu machen, an das wir glauben, ergänzen Menschen, die kommen und gehen, mit großen
wir immerzu diese schwarze Liste. . Das was hellen Empfangsräumen, hygienischen und sach-
gestern noch auf dem Banner der »architec- liehen Zimmern. Eine wahre Freude ist es (ich
tura militans« stand, rutscht heute schon auf die spreche nicht mehr von Industriebauten, bei denen
schwarze Liste. (Solange es nicht umgekehrt wird, man sich in Zweckmäßigkeit austoben kann), ein
geht es noch!) Wenn gestern noch auf dem Ban- großes Bürohaus zu bauen und ein Geschäftshaus
ner stand: »Ehrlichkeit der konstruktiven Form« und ein Volksbad und alles, wo der Mensch kommt
und »Echtheit des Materials«, so steht heute schon und geht, in einer bestimmten Weise sich be-
auf der schwarzen Liste, die mit Kunstmarmor tätigt oder beschäftigt. . Nicht die Wände, nicht
usw. anfängt, unten, ganz unten: »Kein Renom- die Decke sollen für seine Unterhaltung sorgen;
mieren mit Konstruktion, keine aufdringliche Ehr- der Raum hat einen rein funktionellen Zweck,
lichkeit, die in die Augen springt, keine Belästi- Hier ist der Mensch aktiv, der Raum passiv. .
gung mit technischer Romantik« und vieles noch.. —Ist es immer so? Leider nicht. . Es gehören
Wir wissen heute jedenfalls, wie wir es nicht nicht ganz der Vergangenheit die Räume, die