Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0393
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Vietze, Alfred: Innenraum und Aussenarchitektur: zu den neuen Arbeiten von Bernhard Pfau, Düsseldorf
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»HAUS IN MEHLEM« GARTENANSICHT
KÜCHENANBAU UND SÜDTERRASSE
INNENRAUM UND AUSSENARCHITEKTUR
ZU DEN NEUEN ARBEITEN VON BERNHARD PFAU-DÜSSELDORF
enn man von einigen Architekten behaupten
kann, sie gehen folgerichtig ihren Weg, so kann
man es zweifelsohne von Bernhard Pfau. Wüßte
man nicht, daß er sehr regen Anteil an allen Strö-
mungen und Gegenströmungen der Zeit nimmt,
könnte man fast versucht sein, anzunehmen, er lebe
in stiller Klause seinen Neigungen und Gesichten, die
er im Auftrage seiner Bauherren verwirklicht. Damit
ist nicht gesagt, daß die Bauherren nun nichts an-
deres wünschten als ein typisches Werk von Pfau. Im
Gegenteil: Es treten Anforderungen an ihn heran, die
schlechterdings nicht zu erfüllen sind. Und diese For-
derungen, zu denen noch mitunter Wünsche der Be-
hörden treten, die sich mit dem architektonischen
Wollen nicht vereinbaren lassen, haben ihn zu dem
Kämpfer für seine künstlerischen Anschauungen ge-
macht, zu dem Kämpfer, den wir schon in früheren
Arbeiten Pfaus kennengelernt haben.
Pfau entwickelt seine Räume aus dem zeitgemäßen
deutschen Leben heraus. Die Fragen, die auftauchen,
verirren sich nicht in düsterer Problematik. Sie halten
sich an Tatsachen, die unumstößlich sind. Das Leben
formt sich nicht bei jedem Menschen nach gegebenem
Schema, das für alle Gültigkeit hätte. Selbst gewisse
1934. XII 1
gleichgeartete, technische Errungenschaften wirken
auf verschiedenartige Menschen verschiedenartig ein.
Die Unterschiede sind aber nicht so erheblich, daß
nicht doch eine große einheitliche Linie erkennbar
wäre. Und diese einheitliche Linie wird um so schär-
fer in Erscheinung treten, je größer der Abstand ist,
den der Beurteiler zur Übersicht wählt. (Der Unter-
schied zwischen den Kulturkreisen der Japaner etwa
und der Deutschen beweist diese Auffassung.)
Die große einheitliche Linie im Schaffensbereich
Pfaus ist zu erkennen, wenn man seine Arbeiten als
Ganzes mit Abstand betrachtet. Dringt man aber bis
zu den Einzelheiten vor, dann werden die Gewohn-
heiten der verschieden gearteten Bauherren sichtbar,
die Gewohnheiten, die dann im Verein mit der viel-
seitigen Phantasie des Architekten dem Werk den
individuellen Geist einhauchen.
Die Klarheit der Räume spiegelt sich in der Außen-
architektur. Sie sind die Vorbedingung der äußeren
Gestaltung. Deshalb sind gerade auch Häuser, auf
deren Innenaustattung der Architekt nur wenig oder
keinen Einfluß hat, wie das abgebildete Mietshaus,
von der Raumauffassung des Architekten bestimmt.
Am eindringlichsten wird diese Beziehung zwischen
KÜCHENANBAU UND SÜDTERRASSE
INNENRAUM UND AUSSENARCHITEKTUR
ZU DEN NEUEN ARBEITEN VON BERNHARD PFAU-DÜSSELDORF
enn man von einigen Architekten behaupten
kann, sie gehen folgerichtig ihren Weg, so kann
man es zweifelsohne von Bernhard Pfau. Wüßte
man nicht, daß er sehr regen Anteil an allen Strö-
mungen und Gegenströmungen der Zeit nimmt,
könnte man fast versucht sein, anzunehmen, er lebe
in stiller Klause seinen Neigungen und Gesichten, die
er im Auftrage seiner Bauherren verwirklicht. Damit
ist nicht gesagt, daß die Bauherren nun nichts an-
deres wünschten als ein typisches Werk von Pfau. Im
Gegenteil: Es treten Anforderungen an ihn heran, die
schlechterdings nicht zu erfüllen sind. Und diese For-
derungen, zu denen noch mitunter Wünsche der Be-
hörden treten, die sich mit dem architektonischen
Wollen nicht vereinbaren lassen, haben ihn zu dem
Kämpfer für seine künstlerischen Anschauungen ge-
macht, zu dem Kämpfer, den wir schon in früheren
Arbeiten Pfaus kennengelernt haben.
Pfau entwickelt seine Räume aus dem zeitgemäßen
deutschen Leben heraus. Die Fragen, die auftauchen,
verirren sich nicht in düsterer Problematik. Sie halten
sich an Tatsachen, die unumstößlich sind. Das Leben
formt sich nicht bei jedem Menschen nach gegebenem
Schema, das für alle Gültigkeit hätte. Selbst gewisse
1934. XII 1
gleichgeartete, technische Errungenschaften wirken
auf verschiedenartige Menschen verschiedenartig ein.
Die Unterschiede sind aber nicht so erheblich, daß
nicht doch eine große einheitliche Linie erkennbar
wäre. Und diese einheitliche Linie wird um so schär-
fer in Erscheinung treten, je größer der Abstand ist,
den der Beurteiler zur Übersicht wählt. (Der Unter-
schied zwischen den Kulturkreisen der Japaner etwa
und der Deutschen beweist diese Auffassung.)
Die große einheitliche Linie im Schaffensbereich
Pfaus ist zu erkennen, wenn man seine Arbeiten als
Ganzes mit Abstand betrachtet. Dringt man aber bis
zu den Einzelheiten vor, dann werden die Gewohn-
heiten der verschieden gearteten Bauherren sichtbar,
die Gewohnheiten, die dann im Verein mit der viel-
seitigen Phantasie des Architekten dem Werk den
individuellen Geist einhauchen.
Die Klarheit der Räume spiegelt sich in der Außen-
architektur. Sie sind die Vorbedingung der äußeren
Gestaltung. Deshalb sind gerade auch Häuser, auf
deren Innenaustattung der Architekt nur wenig oder
keinen Einfluß hat, wie das abgebildete Mietshaus,
von der Raumauffassung des Architekten bestimmt.
Am eindringlichsten wird diese Beziehung zwischen