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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Warncke, Paul: Hans von Bartels
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Ehrenberg, Hermann: Castel del Monte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0018

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ig

Castel del Monte.

20

der Routine. — Viel besser ist ein ebenfalls von der
Sonne beschienenes Mädchen »Nach der Arbeit«.

Von den kleineren Bildern heben wir noch das
als »Darwintulpen« bezeichnete, weite, überaus farben-
prächtige Tulpenfeld und das vorzügliche »Fisch-
verkauf am holländischen Strande« hervor, dem gegen-
über der Fischhandel in einer Halle sehr hart und
kalt genannt werden muss, wenngleich auch hier sich
das sorgfältigste und eingehendste Studium verrät.

Als Schüler oder Nacheiferer Liebermann's er-
kennt man Bartels in dem Bild Jugend und Alter«,
aber man vermisst doch sehr die Grösse und Einfach-
heit, welche die besseren, einschlägigen Werke jenes
Meisters auszeichnen. Ganz vortrefflich sind da-
gegen wieder »Heimkehrende Fischerboote« und »Die
Fischfrau mit ihrem Kinde«. Beide Bilder sind recht
aus einem Guss, bei beiden ist die Luftbehandlung,
die Stimmung, das Zusammengehen der Töne be-
sonders zu rühmen. Ausgezeichnet stehen auf dem
ersteren die Segel gegen den graugelben Ton der
Luft, deren salzigen feuchten Atem man zu empfinden
meint, und in dem zweiten, das eine alte Frau mit
ihrem Kinde zeigt, die am Ufer wohl die Rückkunft
der Fischerboote erwarten, beweist der Maler eine
Vollendung in ungekünstelter und darum überzeugen-
der Charakteristik, die sonst aus wenigen seiner Bilder
spricht. Indes wären in dieser Hinsicht noch der
sich die Pfeife anzündende alte »Leuchtturmwärter«
und die von fast beispielloser Fertigkeit und grossem
Geschick in der Überwindung von Schwierigkeiten
zeugende Heringsbettlerin« zu nennen. Die Gestalt
dieses Weibes ist trotz der vielleicht allzu sehr be- j
tonten lebhaften Bewegung ergreifend dargestellt.

Von den grösseren Stücken der Ausstellung be-
friedigt am meisten die »Fluthwelle.< Die mit ge-
waltiger Wucht anbrausenden, brandenden Wogen,
der spritzende Gischt, und nicht zuletzt die Luft sind
virtuos gemalt, und das Gleiche gilt von der »Brandung
bei Lands-End«, wo freilich eine gewisse Unruhe
stört. Vor allem aber muss man jene Vorzüge dem
»Angriff von Torpedobooten« nachrühmen. Unbe-
dingt ist auch dieses Bild nur der grossen malerischen
Erscheinung wegen geschaffen und von allem irgendwie
Nebensächlichen ist abgesehen, aber eben deswegen
wünschten wir, dass die malerische Wirkung grösser
wäre, dass die schwarzen Fahrzeuge nicht so sehr
hart von Meer und Luft abstächen. Allein das Werk
atmet so viel Leben und Bewegung, es ist so frisch
und unmittelbar aufgefasst und wiedergegeben, dass
man die leichten Schiffe durch das aufgewühlte Element
förmlich dahinschiessen sieht und da würden selbst
sehr viel grössere Mängel ohne Bedeutung sein. —

Alles in allem gewährt die Ausstellung den er-
quickenden Einblick in eine geschlossene, tüchtige
Persönlichkeit, einen festen klaren Charakter und ein
Talent, das, nachdem es sein Gebiet erkannt, fast
ängstlich bestrebt ist, seine Grenzen nicht zu seinem
Schaden zu überschreiten. Wir würden diese An-
sicht gewonnen haben, auch wenn uns nicht die be-
zeichnende Thatsache bekannt wäre, dass Hans von
Bartels, obwohl er so lange Jahre in München heimisch

ist, die nahe Alpenwelt bisher nicht besucht hat, in
der ausgesprochenen Absicht, sich nicht verwirren zu
lassen. Er weiss, dass die grandiose Natur des Ge-
birges ihn ebensosehr wie die des Meeres ergreifen
und festhalten würde, und er fürchtet die Möglich-
keit der Zersplitterung. PAUL WARNCKE.

CASTEL DEL MONTE
von Hermann Ehrenbero.
(Schluss.)

Die Beweisführung ist, wie sich dies von einem
so namhaften französischen Gelehrten nicht anders
erwarten lässt, glänzend, baut sich ausgezeichnet auf
und kann nicht verfehlen, auf den ersten Augenblick
zu blenden und zu bestechen. Sie ist aber doch in
wichtigen Punkten anfechtbar und die Bedeutung des
Gegenstandes rechtfertigt es, wenn ich meine Bedenken
hier vortrage.

Die von Bertaux in Trani entdeckte Inschrift, auf
welche er einen so hohen Wert legt und welche der
Ausgangspunkt seiner gesamten Untersuchung ist, lautet
wörtlich:

Cesaris imperio divino more tonante

Fit circa Castrum munitio talis et ante,

Hujus operis formam Seriem totumque necesse

Philippi Studium Cinardi protulit esse;

Quoque magis fielet, studiis hec fama Tranensis

Profuit Iiis Stephani, Romualdi cura Barensis.

Anno ine. J. C. MCCXLIX, Indic. VII.

Da der Bau des Schlosses zu Trani nach einer
anderen Inschrift (veröffentlicht Schulz a. a. O. I. 157)
1233 begonnen wurde, so müssten wir, wenn wir
uns Bertaux in seiner Auslegung der Inschrift von
124g anschlössen, eine Bauzeit von mindestens sechs-
zehn Jahren annehmen. Nun baute man ja im Mittel-
alter in der Regel sehr viel langsamer, als heute.
Aber der Reichtum und die Thatkraft Friedrich's und
die für ihn aus der politischen Gesamtlage sich er-
gebende Notwendigkeit, die damals sehr wichtigen
Hafenstädte Apuliens schleunigst zu schützen und zu
befestigen, müssen hier von vornherein Zweifel gegen
eine sechszehnjährige Bauzeit hervorrufen. Ich bin
aber auch in der Lage, den zwingenden Nachweis zu
erbringen, dass sie wesentlich kürzer war. Im Jahre
1240 nämlich (die Urkunden sind bei Schulz IV. S. 13
abgedruckt) berichteten die Befehlshaber (castellani)
der Schlösser von Bari und Trani dem Kaiser, dass
in den Schlössern verschiedene Räumlichkeiten und
Gewölbe dringend einer Umänderung oder Ausbesse-
rung bedürften, dass die Arbeit ohne grosse Kosten
zu bewerkstelligen sei, andernfalls aber der Regen
schweren Schaden verursachen werde (quod in castris
ipsis sale, domus, camere et edificia alia ac volte sunt,
que, nisi cohoperiantur, propter pluvias sustinere potest
curia nostra non modicam lesionem in eis, que vitari
poterit sine magnis expensis); und Friedrich verfügte
darauf eine sofortige Untersuchung und bewilligte zu-
gleich die erforderlichen Geldmittel. Im Jahre 1240
also war das 1233 begonnene Schloss bereits fix und
fertig und es wäre höchst merkwürdig und ganz un-
 
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