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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Gensel, Walther: Die Neuordnung der Louvre-Sammlungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0238

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459

Denkmäler. Wettbewerbe. — Personalien. — Sammlungen und Ausstellungen. . 460

kommen. Somit ist in den neuen Sälen neben dem
Salon Carre ein zweiter Glanzpunkt der Louvre-Samm-
lung geschaffen und also unserm modernen Kunst-
empfinden endlich Rechnung getragen worden, das
im italienischen Cinquecento nicht mehr den alleinigen
Gipfelpunkt der Kunstgeschichte erblickt.

Es ist ein hoch anzuerkennendes Stück Arbeit,
das von dem Architekten Redon und dem Konser-
vator Lafenestre und ihren Mitarbeitern geleistet worden
ist. Hoffen wir, dass nun auch bald die völlig über-
ladenen französischen Säle an die Reihe kommen.
Möglichste Vollständigkeit ist zwar sehr wichtig für
ein Museum; wichtiger aber ist es, dass die wirk-
lichen Meisterwerke voll zur Geltung kommen und
nicht von den weniger wertvollen Gemälden er-
drückt werden. Hier wird nur ein unerbittliches
Ausscheiden des Entbehrlichen zum Ziele führen.
Männer wie Guerin gehören sicher in das Louvre, es
ist aber nicht nötig, dass sie mit einem halben Dutzend
drei oder vier Meter langer Bilder vertreten sind.
Ein Idealmuseum wird der Louvre dann freilich
immer noch nicht sein; dem stehen die ganzen bau-
lichen Verhältnisse des alten Königsschlosses im Wege.
Es ist eigentümlich, dass wir die Bezeichnung Galerie
für Gemäldesammlung immer noch beibehalten, da
wir doch mehr und mehr einsehen, dass die Meister-
werke nur in geschlossenen kleineren Räumen ihre
volle Wirkung thun. walther oensel.

DENKMÄLER

Braunschweig. Die Ausführung des hier zu errichten-
den Denkmals für den Herzog Wilhelm ist dem Professor
Ludwig Manzel-Charlottenburg übertragen worden, -r-

Schwerin i. M. Die Ausführung des hier zu errichten-
den Landesdenkmals für Bismarck ist dem Bildhauer
Wilhelm Wandschneider-Charlottenburg übertragen worden.

-r-

Berlin. Von Seiten des Kultusministeriums ist der
Bildhauer Prof. Dr. Hartzer, der Schöpfer der vorzüglichen
Miquel-Büste, über deren Aufstellung im Gymnasium zu
Lingen hier kürzlich berichtet wurde, mit der Herstellung
einer in der Universität zu Qöttingen aufzustellenden
Marmorbüste des um das Zustandekommen des Bürger-
lichen Gesetzbuches hochverdienten Rechtslehrers Dr. G.
Planck betraut worden. -r-

London. Denkmal für Millais. Am 21. April d. J.
wurde unter Vorsitz des Prinzen von Wales im Marl-
borough-House endgültig Beschluss gefasst über ein Millais
zu errichtendes Denkmal. Der bezügliche Entwurf von
Thomas Brock, R. A., wurde einstimmig genehmigt. Die
Statue stellt den Künstler in Lebensgrösse dar mit der Pa-
lette in der linken Hand, während die rechte den Pinsel
hält Die Aufstellung des Denkmals findet vor dem rech-
ten Flügel der sogenannten »Tate-Gallery« statt. Der offi-
zielle Name der letzteren lautet bekanntlich »The British
Art Gallery« und sie enthält nur moderne Kunstwerke eng-
lischer Meister. s-

WETTBEWERBE

Berlin. Der Preis der Michael Beer-Stiftung ist unter
zwei Bewerbern dem Bildhauer Josef Limburg-Berlin zu-
erkannt worden. Er beträgt 2250 M. und verpflichtet zu
einer einjährigen Studienreise nach Italien, wovon acht
Monate in Rom zugebracht werden müssen. -r-

PERSONALIEN

Bertin. Als Nachfolger des Professor Dr. Eduard
Dobbert ist der Kunstgelehrte Dr. Paul Schubring hierselbst
an die Königliche akademische Hochschule für die bilden-
den Künste zu kommissarischer Verwaltung des Amtes
berufen worden. -r-

Berlin. Der Direktor der königlichen Kunstsammlungen,
Dr. Paul Seidel, ist für das Gebiet der bildenden Künste
an Stelle des durch den Tod ausgeschiedenen Prof. Dr.
Eduard Dobbert zum Mitglied des Senats der Kpnigl.
Akademie der Künste ernannt worden. -r-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Berlin. So sehr man sich von den jetzigen (in No. 27
besprochenen) Ausstellungen bei Cassirer und besonders
bei Keller & Reiner befriedigt fühlen kann, so sehr fühlt
man die Leere der diesmaligen ScAa/fc-Ausstellung. Leere
leider nur bildlich, denn in Wirklichkeit geht kaum mehr
in die Säle hinein, als darin ist. — Eine Wüste, in der
nur wenige Oasen dem ermüdeten Blick Trost gewähren!

— Die sogenannten »Photographischen Original-Gummi-
drucke» von Hugo Henneberg-Wien, Heinrich ^/^«-Inns-
bruck und Hans Watzek-Wien mag man immerhin auch
als einen solchen Lichtblick ansehen. Es sind Landschaften
und Porträts von sehr malerischen Eigenschaften unter
dieser grossen Zahl von Drucken. Eine »Holländische
Dorfgasse«, eine »Karre in der Düne« und ganz besonders
eine leichtgetönte »Spätdämmerung« von H. Kühn machen
eine sehr bedeutende Bildwirkung und haben auf den
ersten Blick entschieden etwas von dem Reiz des reinen
Kunstwerkes.

Unter den Arbeiten von Watzek nenne ich als be-
sonders gut die »Alte Frau«, den »Mädchenkopf « und den
»Steinbruch«, und von Henneberg ist sehr zu rühmen die
»Landschaft mit Birken«. Es ist nicht zu leugnen, dass
die photographische Technik hier zu einer bedeutenden
Vollkommenheit erhoben ist, zu einer so bedeutenden, dass
i man entschieden etwas von einer persönlichen Note zu
; spüren glaubt. Eben dadurch scheinen diese Arbeiten auf
den ersten Blick fast wie wirkliche Kunstwerke im eigent-
lichen Sinne. Auf die Dauer freilich können sie die grosse
Wirkung nach dieser Seite hin nicht in gleichem Grade
[ ausüben, eben weil der Künstler selbst doch zu wenig
i Eigenes hineinlegen kann. Aber dass etwas derartig
1 Malerisches auf rein mechanischem Wege überhaupt er-
i reicht worden ist, das ist jedenfalls ebenso bewunderns-
) wert, wie erfreulich. — Frithjof Smith-Hald-Btrgtn zeigt in
dem mit künstlichem Licht ausgestatteten Saal eine Samm-
lung von 57 »Norwegischen Landschaften und Marinen«.

— Weshalb er das thut, ist schwer zu begreifen. —
1 denn die Bilder sind fast durchweg konventionell, und

in dieser Zahl in einer Reihe aufmarschiert, wirken sie
überaus langweilig. Sie haben etwas Öldruckartiges, wozu
die blank polierten Rahmen, die sich sehr vordrängen,
allerdings gut passen. Fast könnte man ihnen für diese
letztere Eigenschaft dankbar sein. —

Draussen hat nun endlich der Mai seinen Einzug ge-
halten in einer Gestalt, wie man es von ihm verlangen
kann, und wie ihn die Dichter besingen und feiern. Wes-
halb er in diesem Jahr so lange ein unfreundliches Gesicht
gemacht hat, das weiss ich jetzt. Der Maler Ritzberger-Wien
stellt bei Schulte ein Bild aus, das er »Mai« nennt. »Er« beugt
sich über die Lehne der Gartenbank, auf der »Sie« schämig
errötend und zu Boden blickend, sitzt, und sagt ihr etwas, oder
hat ihr etwas gesagt. Sonnenreflexe spielen, ganz verständig
übrigens, durch das grüne Laub der Bäume und auch über
' den mit frischgewaschenem Linnen bedeckten Tisch,
auf dem ein ganz hübsch gemaltes Stillleben von
 
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