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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Die öffentlichen Preisbewerbungen für Bildhauer
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0075

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133

Bücherschau.

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fünfzehn Künstler aus und sichere ihnen eine Ent-
schädigung von je 400 M. zu. Sie erlaube ferner
jedem Künstler, der sich bei der ersten Aufforderung
gemeldet hat, sich auch ohne eine von vornherein
zugesicherte Entschädigung an der Konkurrenz zu
beteiligen und zwar mit derselben Möglichkeit, bei
einem künstlerisch wertvollen Entwurf die Ausführung
zu erhalten, wie einer von den Entschädigten. Wir
nahmen oben eine Oesamtpreissumme von 7000 M.
an, die Entschädigungen der fünfzehn Künstler zu je
400 M. betragen zusammen 6000 M., es bleiben also
noch 1000 M. übrig, aus denen zehn Prämien zu je
100 M. gebildet werden können zur Verteilung unter
diejenigen Künstler, denen eine Entschädigung nicht
von vornherein zugesichert wurde, so dass sie wenig-
stens ihre baren Auslagen zurückerhalten. Dabei
kann, wenn ihre Zahl mehr als zehn beträgt, die
Würdigkeit oder das Los entscheiden. Nicht selten
sind die Fälle, dass die zur Verfügung stehende Preis-
summe höher ist als 7000 M. Sind es 10000 M.,
so könnte jeder der aufgeforderten Künstler 500 M.
Entschädigung erhalten und noch die Summe von
2500 M. auf die übrigen verteilt werden. Wirklich
Schaden bei diesem neuen System würden nur die
Künstler erleiden, die nach dem bestehenden System
die ersten Preise gewinnen. Aber das sind meist
schon bekanntere und verdienstkräftige Künstler, welche
die tausend oder einige tausend Mark um so leichter
verschmerzen können, da sie auf der anderen Seite
wieder Vorteile gewinnen. Denn bei dem jetzt üb-
lichen Modus der grossen und wenigen Preise ist
selbst für einen schon berühmten Künstler die Wahr-
scheinlichkeit, einer der Sieger zu sein, nicht allzu-
gross. Wie viele Konkurrenzen müssen jetzt selbst
berühmte Bildhauer mitmachen, in denen sie leer
ausgehen! Nach der vorgeschlagenen Reformierung
braucht sich niemand mehr an einer Konkurrenz zu
beteiligen, zu der er nicht mit Entschädigungs-
zusicherung aufgefordert ist. Bei der angenommenen,
relativ grossen Zahl von fünfzehn Aufforderungen,
wird der bekannte Künstler immer eine genügende
Anzahl davon erhalten, und auch weniger bekannte
Künstler werden nicht allzu oft umgangen werden.
Da ein geübter Bildhauer für das Modell eines Stand-
bildes kaum vier Wochen, sondern vielleicht nur vier-
zehn Tage Arbeit brauchen wird, ist die Entschädigung
von 4—500 M. mit der eventuellen Aussicht, die
Ausführung zu erwerben, schon recht ansehnlich.
Das neue System mit seinen Entschädigungen kennt
keine eigentlichen Preise, will man aber an der, dem
Prinzip nach schönen Sitte die künstlerisch be-
deutendsten Leistungen besonders auszuzeichnen, fest-
halten, so kann man ja zur Verleihung von idealen
Preisen greifen. Im allgemeinen aber wird der
Künstlerschaft wenig damit gedient sein, da ihr Urteil
über die Arbeiten der Konkurrierenden oft anders
ausfällt, als dasjenige der Laienjury. Die kleineren,
zahlreicheren und gleichmässigen Prämien oder Ent-
schädigungen haben auch noch den Vorteil, dass nicht
wie bei der alten Weise der Brotneid unter der
Künstlerschaft noch mehr, als er schon ohnehin vor-

handen ist, genährt wird. Dem neuen System würde
am wirksamsten durch korporatives Vorgehen aller
oder wenigstens eines grossen Teiles der Bildhauer
Zustimmung und Anerkennung zu verschaffen sein.«

BÜCHERSCHAU

Kleinkunst. Von Gradl und Schlotke. 20 Vorlageblätter
für die Kunstpflege im Dienste des Heims. Darmstadt
1897, A. Koch.
Der Dilettantismus in der Ausschmückung der Wohnung
ist da, wo er mit hinreichendem Geschmack und in kluger
Beschränkung auf das Erreichbare sich bethätigt, als ein
wichtiger Faktor für Ausbreitung künstlerischen Sinnes im
Volke zu begrüssen. Vorlagewerke sind hier unentbehrlich.
Leider steht die Mehrzahl derselben auf so tiefem künstleri-
schen Niveau, dass sie eher verderblich als fördernd wirken.
Sehr erfreulich ist es aber, wenn zwei bewährte Künstler
wie Gradl und Schlotke, sich bemühen, im Sinne des mo-
dernen Stiles einfache, leicht ausführbare Möbel zu ent-
werfen und zugleich eine Anzahl Vorschläge hinzufügen,
wie dieselben durch die Hand des Dilettanten durch Be-
malung, Brandarbeit, Schnitzereiu.s.w.auszustatten sind. Sie
haben damit ein Werk geschaffen, dass auch dem ausübenden
Künstler und Kunsthandwerker höchst wertvoll wird. Einen
besonderen Vorzug sehe ich in der Beigabe farbiger Blätter.
Die Entwürfe für malerische Auschmückung einer Wohn-
1 zimmerbank z. B., gut stilisierte Pflanzen und eine farbig sehr
I ansprechende landschaftliche Ansicht sind mustergültig. Ebeu-
| so der Entwurf für einen Kredenzschrank mit Brandmalerei,
beide in Lieferung 3. Die Entwürfe kommen auf den grossen
Blättern und in dem vorzüglichen Druck ausgezeichnet zur
Geltung. m- sch.

I Dr. W. M. Sehmid, Anleitung zur Denkmalspflege im
Königreich Bayern. München 1897, Lentner.

Mit dem Fortschreiten der Kunstinventare wird immer
deutlicher, wie unendlich viel durch Unkenntnis an den
Schätzen deutscher Kunst in Stadt und Land gesündigt ist.
Das vorliegende Buch ist eine Art kleiner Katechismus, be-
stimmt, dem Landpastor und anderen die primitivsten Be-
griffe der Kunstdenkmalspflege zu geben,-und so wenigstens
1 das Schlimmste zu verhüten. Seinem Zwecke entspricht es
j in vollem Masse. Erfreulich ist dabei, dass es gegen die
fanatischen Stielpuristen Front macht, und dem Barock und
Rokoko, die ja grade in Bayern so volkstümlich geworden
waren, Schutz und Würdigung gewährt. Allerdings könnten
die Definitionen von Rokoko und Empire etwas besser ge-
fasst und der Zopfstil, das deutsche Louis XVI., als eigene
Periode aufgeführt werden. Aber trotz mancher, durch die
notwendige Kürze bedingter Unvollkommenheiten wird das
Büchlein auch ausserhalb Bayerns manchen Kunstfreunden
i ein nützlicher kleiner Ratgeber sein können. m. scm.
Die Ziele der technischen Hochschulen. Von Riedler.
Sonderabdruck aus der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure. Berlin 1896, Schade.
Mit der gewaltigen Entwicklung der Technik tritt die
Bedeutung der technischen Hochschulen für die Erziehung
j eines grossen Teiles unserer Gebildeten immer mehr in den
Vordergrund. Da die technischen Hochschulen mehr als
die Universitäten in ihrem Unterrichtsplane auch die künst-
lerische Erziehung zu berücksichtigen haben, so ist es ge-
[ rechtfertigt, an dieser Stelle auch zu verfolgen, was in den
Fragen der Organisation an Neuerungen sich bietet. Eine
tiefgehende Umwälzung, die nicht nur theoretisch anerkannt,
sondern bereits, z. B. durch Schaffung maschinentechnischer
Laboratorien, von praktischen Folgen begleitet ist, vollzieht
 
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