lockel und Mulmshorn: Zwei adelige Hallenhäuser aus der Mitte des Landkreises Rotenburg
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und Nr. 3 (Linns) Hölzer gefunden, die für die Häuser
selbst überdimensioniert erscheinen. Bei Hof Nr. 3
waren einzelne Ständer und Deckenbalken von grö-
ßerem Querschnitt als der Rest der Konstruktionshöl-
zer und erkennbar zweitverwendet. Bei Hof Nr. 2
erstaunte uns der 6,65 m überspannende Unter-
schlagsriegel (Abb. 6). Aus Linns Hus (Nr. 3) konnten
wir einen Deckenbalken und einen Ständer mithilfe
der Dendrochronologie auf 1734/1735 datieren.28 Der
Giebel des Hofes wies ja die Jahreszahl 1785 auf. Da-
mit ist keine Zuweisung zum Adelsbau des 16. Jahr-
hunderts gegeben. Diese zweitverwendeten Hölzer
aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts könnten aber
aus dem Gutshaus stammen, wenn man eine bisher
unbekannte Bauphase annimmt. 1734 hatte die
königliche Kammer das Gut an die Herren Boysen und
Schilling verkauft, zwei Investoren, wie man sie heute
nennen würde; von ihnen ist vorstellbar, dass sie das
Hauptgebäude umgebaut haben. 1785 ist das Datum
eines weiteren umfassenden Umbaus, der zum Zweck
der Bildung einer repräsentativen „Vierständerform"
des Hauses unternommen wurde.
Den Unterschlag und einen Ständer von Hof Nr. 2
konnte ich endlich 2012 beproben. Die Hölzer dieser
Hausteile waren zu meinem Erstaunen erst 1797
gefällt worden.29 Der große Hof Nr. 2 war also erst 15
Jahre nach der Teilung des Gutes neu errichtet wor-
den. Es war für diesen Neubau frisch gefälltes Holz
großer Dimensionen verwendet worden.
Der am Erwerb beteiligte ehemalige Häusling Carl
Dietrich Meyer nahm die Hausnummer 1 des Vor-
werkgebäudes mit, als er 1796/1797 250 m entfernt
von der alten Hoflage nach Nordosten versetzt neu
baute.30 Sein Haus wurde 1970 abgebrochen und
durch einen etwa gleich großen Neubau ersetzt, der
eine Fachwerkfassade unter Verwendung alter Hölzer
erhielt (Abb. 7).31 Nahe dabei lag der Hof mit der
Nummer 4, Holstens genannt, der gemeinsam von
Hermann Hastedt (dem anderen Miterwerber, der
1794 noch in den Gutsgebäuden wirtschaftete) und
seinem Schwager Claus Holsten dort neu gegründet
worden war. Das schön renovierte Haus zeigt die
Jahreszahl 1825 (Abb. 8). Der fünfte Miterwerber
(Storbes, Nr. 5) baute 1818 ein neues großes
7 Meyers, Mulmshorn Nr. 1. 1970 auf Initiative der Denkmalpflege vom Vorgängerbau übernommene Fachwerkfassade. Foto
Dörfler 2011.
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und Nr. 3 (Linns) Hölzer gefunden, die für die Häuser
selbst überdimensioniert erscheinen. Bei Hof Nr. 3
waren einzelne Ständer und Deckenbalken von grö-
ßerem Querschnitt als der Rest der Konstruktionshöl-
zer und erkennbar zweitverwendet. Bei Hof Nr. 2
erstaunte uns der 6,65 m überspannende Unter-
schlagsriegel (Abb. 6). Aus Linns Hus (Nr. 3) konnten
wir einen Deckenbalken und einen Ständer mithilfe
der Dendrochronologie auf 1734/1735 datieren.28 Der
Giebel des Hofes wies ja die Jahreszahl 1785 auf. Da-
mit ist keine Zuweisung zum Adelsbau des 16. Jahr-
hunderts gegeben. Diese zweitverwendeten Hölzer
aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts könnten aber
aus dem Gutshaus stammen, wenn man eine bisher
unbekannte Bauphase annimmt. 1734 hatte die
königliche Kammer das Gut an die Herren Boysen und
Schilling verkauft, zwei Investoren, wie man sie heute
nennen würde; von ihnen ist vorstellbar, dass sie das
Hauptgebäude umgebaut haben. 1785 ist das Datum
eines weiteren umfassenden Umbaus, der zum Zweck
der Bildung einer repräsentativen „Vierständerform"
des Hauses unternommen wurde.
Den Unterschlag und einen Ständer von Hof Nr. 2
konnte ich endlich 2012 beproben. Die Hölzer dieser
Hausteile waren zu meinem Erstaunen erst 1797
gefällt worden.29 Der große Hof Nr. 2 war also erst 15
Jahre nach der Teilung des Gutes neu errichtet wor-
den. Es war für diesen Neubau frisch gefälltes Holz
großer Dimensionen verwendet worden.
Der am Erwerb beteiligte ehemalige Häusling Carl
Dietrich Meyer nahm die Hausnummer 1 des Vor-
werkgebäudes mit, als er 1796/1797 250 m entfernt
von der alten Hoflage nach Nordosten versetzt neu
baute.30 Sein Haus wurde 1970 abgebrochen und
durch einen etwa gleich großen Neubau ersetzt, der
eine Fachwerkfassade unter Verwendung alter Hölzer
erhielt (Abb. 7).31 Nahe dabei lag der Hof mit der
Nummer 4, Holstens genannt, der gemeinsam von
Hermann Hastedt (dem anderen Miterwerber, der
1794 noch in den Gutsgebäuden wirtschaftete) und
seinem Schwager Claus Holsten dort neu gegründet
worden war. Das schön renovierte Haus zeigt die
Jahreszahl 1825 (Abb. 8). Der fünfte Miterwerber
(Storbes, Nr. 5) baute 1818 ein neues großes
7 Meyers, Mulmshorn Nr. 1. 1970 auf Initiative der Denkmalpflege vom Vorgängerbau übernommene Fachwerkfassade. Foto
Dörfler 2011.