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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
5 Valepagenhof aus Deibrück-Dorfbauerschaft (Kr. Pader-
born), Aufmaß des Haupthauses von C. August Savels,
1902. Der Grundriss zeigt den Bau von 1577 mit dem um
1880 erneuerten Wohnteil.
August Savels von 1902 (Abb. 5), das 1906 zusam-
men mit einer Fotografie von Albert Ludorff in dem
Tafelwerk „Das Bauernhaus im Deutschen Reiche"
veröffentlicht wurde (Abb. 6).28 Seitdem fand der Bau
vielfach in der Literatur Erwähnung, doch geriet sein
adliger Ursprung dabei in den Hintergrund.29
Von dem Ursprungsbau von 1577 blieb der neun Fa-
che lange Wirtschaftsteil erhalten. Dieser ist ein quali-
tätvoll verzimmerter Vierständerbau, dessen Dielen-
ständer mit jeweils zwei gekehlten Kopfbändern zu
den Deckenbalken (in Querrichtung) und zum Rähm
(in Längsrichtung) verstrebt sind. Die Deckenbalken
sind in Dachbalkenzimmerung auf die Rähme aufge-
legt. Die Dachsparren stehen auf den Balkenenden
und werden durch einen mittig stehenden Stuhl unter
der unteren Kehlbalkenlage ausgesteift. Am Über-
gang zu dem erneuerten Wohnteil sind keine Zapfen-
löcher von Unterschlagriegeln oder Reste von ver-
stärkten Rähmen als Spuren einer früheren Flettzim-
merung erkennbar. Daher kann auch nicht gesagt
werden, ob sich hier direkt der alte Wohnteil an-
schloss oder ob noch weitere Dielenfache auf die
neun erhaltenen folgten. Als Josef Schepers den Bau
1973 für das Detmolder Freilichtmuseum abtragen
ließ, beabsichtigte er noch einen Wiederaufbau im
Zustand des 16. Jahrhunderts - obwohl es für eine
Rekonstruktion des abgebrochenen Wohnteils keiner-
lei Anhaltspunkte gab. Daher änderte sein Nachfolger
Stefan Baumeier die Planung und ließ auch den er-
neuerten Wohnteil ins Museum überführen und das
Gebäude in seinem letzten Zustand als Pächterwohn-
haus des späten 19. Jahrhunderts wiederaufbauen.30
Wie der alte Wohnteil des Valepagenhofes ausgese-
hen haben könnte, zeigen zwei weitere Beispiele von
adligen Hallenhäusern aus der früheren Grafschaft
Lippe:
Rittergut Ahmsen bei Bad Salzuflen
Auf dem früheren Rittergut Ahmsen bei Bad Salzuflen
(Kreis Lippe), das noch im 20. Jahrhundert „Edelhof"
genannt wurde, stand bis 1959 ein stattliches Vier-
ständer-Hallenhaus von 1555 (Abb. 7). Die Torbogen-
inschrift nannte den adligen Erbauer und das Baujahr
in sorgfältig geschnitzten lateinischen Großbuchsta-
ben (Abb. 8): JOHAN VAN EXSTERDE - ANNO
D[0MI]NI M. D. LV.
Seitlich prangten am Torsturz die geschnitzten Fami-
lienwappen des Erbauers Johann v. Exterde (rechts-
schräge Rautenreihe) und seiner Ehefrau Elisabeth
von Amelunxen (zwei senkrechte Pfähle mit je vier
Eisenhüten); die Heirat war angeblich 1542.31 Das
Dielentor zeigte alten Fotografien zufolge Spuren
einer sparrenförmigen Aufdoppelung. Nach einem
Brand im Jahre 1959 wurde das schwer beschädigte
Gebäude abgebrochen; Teile des Gefüges wurden als
Ersatzbauhölzer für das künftige westfälische Frei-
lichtmuseum übernommen und eingelagert.32
Die Familie von Exterde oder Exter gehörte zum nie-
deren Adel in Lippe; sie stammte wohl aus dem Dorf
Exter bei Vlotho (Kr. Herford). Die Familie besaß das
Gut Ahmsen im Amt Schötmar als Lehen der Abtei
Corvey (Kr. Höxter) und war außerdem seit dem 14.
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
5 Valepagenhof aus Deibrück-Dorfbauerschaft (Kr. Pader-
born), Aufmaß des Haupthauses von C. August Savels,
1902. Der Grundriss zeigt den Bau von 1577 mit dem um
1880 erneuerten Wohnteil.
August Savels von 1902 (Abb. 5), das 1906 zusam-
men mit einer Fotografie von Albert Ludorff in dem
Tafelwerk „Das Bauernhaus im Deutschen Reiche"
veröffentlicht wurde (Abb. 6).28 Seitdem fand der Bau
vielfach in der Literatur Erwähnung, doch geriet sein
adliger Ursprung dabei in den Hintergrund.29
Von dem Ursprungsbau von 1577 blieb der neun Fa-
che lange Wirtschaftsteil erhalten. Dieser ist ein quali-
tätvoll verzimmerter Vierständerbau, dessen Dielen-
ständer mit jeweils zwei gekehlten Kopfbändern zu
den Deckenbalken (in Querrichtung) und zum Rähm
(in Längsrichtung) verstrebt sind. Die Deckenbalken
sind in Dachbalkenzimmerung auf die Rähme aufge-
legt. Die Dachsparren stehen auf den Balkenenden
und werden durch einen mittig stehenden Stuhl unter
der unteren Kehlbalkenlage ausgesteift. Am Über-
gang zu dem erneuerten Wohnteil sind keine Zapfen-
löcher von Unterschlagriegeln oder Reste von ver-
stärkten Rähmen als Spuren einer früheren Flettzim-
merung erkennbar. Daher kann auch nicht gesagt
werden, ob sich hier direkt der alte Wohnteil an-
schloss oder ob noch weitere Dielenfache auf die
neun erhaltenen folgten. Als Josef Schepers den Bau
1973 für das Detmolder Freilichtmuseum abtragen
ließ, beabsichtigte er noch einen Wiederaufbau im
Zustand des 16. Jahrhunderts - obwohl es für eine
Rekonstruktion des abgebrochenen Wohnteils keiner-
lei Anhaltspunkte gab. Daher änderte sein Nachfolger
Stefan Baumeier die Planung und ließ auch den er-
neuerten Wohnteil ins Museum überführen und das
Gebäude in seinem letzten Zustand als Pächterwohn-
haus des späten 19. Jahrhunderts wiederaufbauen.30
Wie der alte Wohnteil des Valepagenhofes ausgese-
hen haben könnte, zeigen zwei weitere Beispiele von
adligen Hallenhäusern aus der früheren Grafschaft
Lippe:
Rittergut Ahmsen bei Bad Salzuflen
Auf dem früheren Rittergut Ahmsen bei Bad Salzuflen
(Kreis Lippe), das noch im 20. Jahrhundert „Edelhof"
genannt wurde, stand bis 1959 ein stattliches Vier-
ständer-Hallenhaus von 1555 (Abb. 7). Die Torbogen-
inschrift nannte den adligen Erbauer und das Baujahr
in sorgfältig geschnitzten lateinischen Großbuchsta-
ben (Abb. 8): JOHAN VAN EXSTERDE - ANNO
D[0MI]NI M. D. LV.
Seitlich prangten am Torsturz die geschnitzten Fami-
lienwappen des Erbauers Johann v. Exterde (rechts-
schräge Rautenreihe) und seiner Ehefrau Elisabeth
von Amelunxen (zwei senkrechte Pfähle mit je vier
Eisenhüten); die Heirat war angeblich 1542.31 Das
Dielentor zeigte alten Fotografien zufolge Spuren
einer sparrenförmigen Aufdoppelung. Nach einem
Brand im Jahre 1959 wurde das schwer beschädigte
Gebäude abgebrochen; Teile des Gefüges wurden als
Ersatzbauhölzer für das künftige westfälische Frei-
lichtmuseum übernommen und eingelagert.32
Die Familie von Exterde oder Exter gehörte zum nie-
deren Adel in Lippe; sie stammte wohl aus dem Dorf
Exter bei Vlotho (Kr. Herford). Die Familie besaß das
Gut Ahmsen im Amt Schötmar als Lehen der Abtei
Corvey (Kr. Höxter) und war außerdem seit dem 14.