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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Kaspar, Fred; Barthold, Peter: Das Bauhaus des 16. Jahrhunderts und spätere Pächterwohnhaus von Haus Vörde: Castrop-Rauxel-Habinghorst, Vördestraße 10 (heute Hafenstraße 10)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0167
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Das Bauhaus des 16. Jahrhunderts und spätere Pächterwohnhaus von Haus Vörde

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Eigentümer von Haus Vörde, das von ihnen während
des ganzen 19. Jahrhunderts an mehrere Generatio-
nen aus der Familie Schlünder verpachtet wurde.6 Die
Verwaltung der Einnahmen sowie die Einkünfte aus
den zum Gut gehörenden Höfen übernahm zunächst
die Rentei in Gysenberg7 und wurde nach Ankauf des
größeren Gutes Kallenberg 1837 nach dort verlegt.
Im späteren 19. Jahrhundert wurden die Ländereien
für die sich schnell ausweitende Industrielandschaft
interessant: Über 60 % der zugehörigen Ländereien
wurden 1897 an Julius Rüttgers in Berlin verkauft, der
darauf eine Fabrik errichten wollte.8 Die restlichen
Flächen mit den Gutsgebäuden wurden 1916 an die
Gewerkschaft Victor in Castrop-Rauxel und die Ge-
sellschaft für Teerverwertung mbH in Duisburg-
Meiderich verkauft.9 Das Gutshaus blieb erhalten und
wurde fortan mit einer kleinen umgebenden Fläche
verpachtet. Später befand sich das Gutshaus im Besitz
des Klöckner-Konzerns10 und zuletzt gelangte die
Anlage an den Kommunalverband Ruhrgebiet.
Aufgrund der geschilderten geschichtlichen Entwick-
lung dürfte Haus Vörde wohl seit etwa 1630, spätes-
tens aber seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht
mehr als Sitz einer herrschaftlichen Familie gedient
haben, sondern wurde noch als Wirtschaftsgut der an
anderen Orten lebenden Eigentümer genutzt. Bewoh-
ner waren seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nur
noch die Pächter der zum Haus gehörenden Land-
wirtschaft. Über den Umfang der Ländereien und die
Familien der Pächter ist bislang kaum etwas bekannt.
1826 umfasste das Gut Haus Vörde einen Besitz von
226 Morgen. 1918 lebte auf dem 256 Morgen gro-
ßen Gut als Pächter die Familie Schlünder,11 wonach
das Gut Haus Vörde auch Schlünderhof genannt
wurde. Seit etwa 1970 bis 2002 war das Anwesen an
die Familie Rose verpachtet.
Anlage von Haus Vörde
Haus Vörde hatte bis in das 19. Jahrhundert noch
Reste einer zweiteiligen Gräftenanlage. Welches Alter
die sicherlich zu verschiedenen Zeiten entstandenen
und ausgebauten Gräften hatten, ist nicht bekannt,
doch dürften sie im Kern mittelalterlichen Ursprungs
sein. Die das Haus umgebenden Gräften werden vom
Salzbach gespeist und umgaben eine kleine, recht-
eckige und zu dieser Zeit schon nicht mehr bebaute
Insel im Norden. Dieser lag nach Süden vorgelagert
eine weitere und größer dimensionierte Insel. Da auf
letzterer das Bauhaus als letztes noch erhaltenes
Gebäude steht, dürfte dieser Bereich als ehemalige
Vorburg gedient haben. Die nördlich anschließende
Insel dürfte ehemals das eigentliche Burghaus getra-
gen haben, das aufgrund der Geschichte der Anlage
aber möglicherweise schon nach der Mitte des 17.
Jahrhunderts verschwunden ist.12 Die Baugeschichte
des Bauhauses legt es nahe, dass das Herrenhaus spä-

3 Haus Vörde. Torbogen im Giebel des alten Bauhauses mit
spätgotischer Kontur, der noch zum ursprünglichen Bestand
der massiven Umfassungswände gehört (Zustand 1987).


testens mit den Umbauten in den Jahren um 1761
verschwunden ist. 1826 zeigt das Urkataster noch
den größten Teil der Gräften mit Wasser gefüllt,
wobei zu dieser Zeit nur die südliche Begrenzung der
Vorburg zugeschüttet war. Die Haupthaus-Insel
wurde spätestens seit dem frühen 19. Jahrhundert als
Hausgarten genutzt, wobei alle umgebenden Gräften
zu nicht näher bekannter Zeit verlandet sind.
Das erhaltene Wirtschafts- und Wohngebäude
Kernbestand aus der Mitte des 16. Jahrhunderts
Das Gebäude stand auf einer Grundfläche von
23,70 x 12,70 m in süd-nördlicher Firstrichtung mit
seiner westlichen Längswand unmittelbar am inneren
Rande der Gräfte und wurde von dem Südgiebel
erschlossen. Der Bau war weitgehend aus Backsteinen
(im Format 29 x 14 x 7/7,5 cm) mit einer Mauerstärke
von 0,80 m bei den Längswänden bzw. 0,90 m beim
Vordergiebel und wohl sogar 1,10 m beim rückwärti-
gen Giebel aufgemauert, wobei Sockel, die Gewände
der Öffnungen und die Gebäudeecken aus Sandstein
gearbeitet sind. Die Sandsteine scheinen aus nahe-
gelegenen Steinbrüchen zu kommen, wobei das glei-
che Material auch beim benachbarten Schloss
 
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