Der Siebenmeierhof in Magelsen: Hof und Wohnsitz der agrarsozialen Oberschicht
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Die Scheune ist in sorgfältiger Manier der „Landbau-
kunst" errichtet, für die z. B. der Amtszimmermeister
Burghard Glander (1818-1879) aus dem nahen
Thedinghausen19 steht, der auch durchaus für die
Rolle des - bis jetzt unbekannten - Planverfassers für
den Umbau der Hofanlage in Betracht gezogen wer-
den kann.
Von Westen (rechts) ist die Scheune unterteilt in einen
Bergeteil, bestehend aus zwei Bansen ohne Balken-
decke mit einer mittleren Einfahrt dazwischen, die
eine Decke mit großer Luke besitzt, dann folgt eine
mit einer Balkendecke mit Luke überspannte weitere
Einfahrt; am Ende schließt sich ein etwa quadrati-
scher, mit einer Decke versehener Raum mit zwei
Längsunterzügen und einer Luke an. Er ist durch je ein
Tor in der hofseitigen Traufwand und dem östlichen
Giebel erschlossen, außerdem durch eine kleine Tür
an der Hofseite. Die Ständer der Unterzüge stehen auf
hohen, pyramidenförmigen Sandsteinen. Die ur-
sprüngliche Nutzung dieses Raumes erschließt sich
nicht unmittelbar, aber die Möglichkeit, ihn, wenn
auch „um die Ecke", zu befahren, liefert doch Hin-
weise. Wenn es nicht ausschließlich ein Remisenraum
war, dann kommt auch eine - eventuell temporäre -
Nutzung als Schafstall in Betracht, wie in gleicher
Form von anderen Gutshöfen bekannt. Dafür spre-
chen auch die bauzeitliche Füllung zweier Fenster-
öffnungen auf der Rückseite als Jalousie-Lüftungs-
öffnungen sowie eine Reihe kleiner Lüftungslöcher im
Ostgiebel, direkt unterhalb der Balkenlage.
Das neue Wohnhaus
Das sogenannte Herrenhaus (Abb. 26) entstand eben-
falls um die Mitte des 19. Jahrhunderts als traufen-
ständiger Bau in hohem Hochparterre, sodass das
Sockelgeschoss wie ein Vollgeschoss genutzt werden
kann. Er wird dominiert durch die zweiläufige Frei-
treppe mit einem Sandsteinportal, in dem die Tür von
zwei schmalen Fenstern flankiert wird. Rechts und
links des Portals finden sich jeweils drei Fensterach-
sen. Das Gebäude wurde im Rahmen der hier be-
schriebenen Arbeiten nicht weiter untersucht.
Der „Taubenturm"
Zum architektonischen Konzept der Dreiseithofanlage
gehört auch ein oktogonaler Turm in sehr ornamenta-
lem Fachwerk mit Ziegelausfachungen (Abb. 27). Auf
ein hohes Untergeschoss ist ein ganz leicht auskra-
gendes Stockwerk gesetzt. Fast alle ursprünglichen
Öffnungen sind heute vermauert. Das steile
Pyramidendach ist heute mit Turmbibern gedeckt. Das
Gebäude wurde nicht genauer untersucht. Für eine
Nutzung als Taubenturm fehlen eigentlich die charak-
teristischen Öffnungen. Weiter kommt eine Verwen-
dung als Uhrturm infrage - der wegen der Nähe zur
Magelser Kirche aber eigentlich nicht nötig gewesen
wäre.
26 Magelsen, Siebenmeierhof, Herrenhaus des Dreiseithofes.
Foto Heinz Riepshoff, Verden 1993.
27 Magelsen, Siebenmeierhof, Taubenturm des Dreiseithofes.
Foto Heinz Riepshoff, Verden 1993.
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Die Scheune ist in sorgfältiger Manier der „Landbau-
kunst" errichtet, für die z. B. der Amtszimmermeister
Burghard Glander (1818-1879) aus dem nahen
Thedinghausen19 steht, der auch durchaus für die
Rolle des - bis jetzt unbekannten - Planverfassers für
den Umbau der Hofanlage in Betracht gezogen wer-
den kann.
Von Westen (rechts) ist die Scheune unterteilt in einen
Bergeteil, bestehend aus zwei Bansen ohne Balken-
decke mit einer mittleren Einfahrt dazwischen, die
eine Decke mit großer Luke besitzt, dann folgt eine
mit einer Balkendecke mit Luke überspannte weitere
Einfahrt; am Ende schließt sich ein etwa quadrati-
scher, mit einer Decke versehener Raum mit zwei
Längsunterzügen und einer Luke an. Er ist durch je ein
Tor in der hofseitigen Traufwand und dem östlichen
Giebel erschlossen, außerdem durch eine kleine Tür
an der Hofseite. Die Ständer der Unterzüge stehen auf
hohen, pyramidenförmigen Sandsteinen. Die ur-
sprüngliche Nutzung dieses Raumes erschließt sich
nicht unmittelbar, aber die Möglichkeit, ihn, wenn
auch „um die Ecke", zu befahren, liefert doch Hin-
weise. Wenn es nicht ausschließlich ein Remisenraum
war, dann kommt auch eine - eventuell temporäre -
Nutzung als Schafstall in Betracht, wie in gleicher
Form von anderen Gutshöfen bekannt. Dafür spre-
chen auch die bauzeitliche Füllung zweier Fenster-
öffnungen auf der Rückseite als Jalousie-Lüftungs-
öffnungen sowie eine Reihe kleiner Lüftungslöcher im
Ostgiebel, direkt unterhalb der Balkenlage.
Das neue Wohnhaus
Das sogenannte Herrenhaus (Abb. 26) entstand eben-
falls um die Mitte des 19. Jahrhunderts als traufen-
ständiger Bau in hohem Hochparterre, sodass das
Sockelgeschoss wie ein Vollgeschoss genutzt werden
kann. Er wird dominiert durch die zweiläufige Frei-
treppe mit einem Sandsteinportal, in dem die Tür von
zwei schmalen Fenstern flankiert wird. Rechts und
links des Portals finden sich jeweils drei Fensterach-
sen. Das Gebäude wurde im Rahmen der hier be-
schriebenen Arbeiten nicht weiter untersucht.
Der „Taubenturm"
Zum architektonischen Konzept der Dreiseithofanlage
gehört auch ein oktogonaler Turm in sehr ornamenta-
lem Fachwerk mit Ziegelausfachungen (Abb. 27). Auf
ein hohes Untergeschoss ist ein ganz leicht auskra-
gendes Stockwerk gesetzt. Fast alle ursprünglichen
Öffnungen sind heute vermauert. Das steile
Pyramidendach ist heute mit Turmbibern gedeckt. Das
Gebäude wurde nicht genauer untersucht. Für eine
Nutzung als Taubenturm fehlen eigentlich die charak-
teristischen Öffnungen. Weiter kommt eine Verwen-
dung als Uhrturm infrage - der wegen der Nähe zur
Magelser Kirche aber eigentlich nicht nötig gewesen
wäre.
26 Magelsen, Siebenmeierhof, Herrenhaus des Dreiseithofes.
Foto Heinz Riepshoff, Verden 1993.
27 Magelsen, Siebenmeierhof, Taubenturm des Dreiseithofes.
Foto Heinz Riepshoff, Verden 1993.