Bauernhöfe mit Zweit- und Drittwohnungen
Pächter, Verpächter, Kapital, Landwirtschaft und Sommerfrische
29 Das speicherartige Wohnhaus wurde im Jahre 1905 für Josef Brüning als Sommer- und Jagdhaus neben seinem elterli-
chen und verpachteten Hof Waldmann (Warendorf-Freckenhorst, Hägerort 4) errichtet. Der Bauherr bezeichnete sich selber
als Gutsbesitzer. Die Baupläne erstellte der Regierungsbaurat Kösken, Leiter des Baubüros beim Westfälischen Bauernverein.
Das Gebäude steht in der Tradition der bürgerlichen Landhäuser und wurde in der Form eines kleinen barocken
Sommerhauses, aber in hohen, an einen Speicher erinnernde Proportionen und als Blickfang einer längeren Allee inmitten
einer größeren Gartenanlage errichtet. Die zunächst geplante Anlage einer Gräfte um das Haus unterblieb (Foto 2013).
ihn ab 1899. Im Jahre 1907 ließ er sich dort auch ein
Sommerhaus für sich und seine Familie errichten.
Das Gut Fronhof bei Wolbeck (Stadt Münster) ent-
stand ab 1888, nachdem der Maschinenfabrikant
Wilhelm Bischoff aus Gelsenkirchen den Bauernhof
Schulze Fronhof erworben hatte. Der neue Eigen-
tümer ließ diesen in den nächsten 20 Jahren zu einer
umfangreichen Gutshofanlage mit neuen
Wirtschaftsgebäuden, Villa und weitläufigen
Parkanlagen ausbauen. Der Besitz diente in ganz
klassischer Weise als Geldanlage und zur Aufzucht
von in der Firma benötigter Pferde, aber auch dem
Sommer- und Wochenendbesuch der Familie und
stellte zudem die Versorgung der Familie mit
Lebensmittel sicher.
Sommerwohnungen und Sommerhäuser der Städter
wurden vor dem Hintergrund sich ändernder Verhält-
nisse immer wieder neu entwickelt und gestaltet.
Insbesondere durch den Bau der Eisenbahnen sollte
sich das Verhältnis zwischen Stadt und Land seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts grundlegend verändern,
da die Bahnstrecken und die an ihnen liegen Bahn-
höfe die Distanzen zwischen Stadt und Land wesent-
lich verkürzten. Schon wenige Jahre, nachdem die
Nebenstrecke der Eisenbahn von Münster nach Wa-
rendorf im Februar 1887 in Betrieb gegangen war, lie-
ßen sich Auswirkungen auf die durchfahrene Land-
schaft feststellen: Etwa zwei Jahre später schuf man
auf Initiative von Jägern aus Münster, die ihre Jagd-
reviere besser erreichen wollten, zwischen Münster
und Telgte den Haltepunkt Jägerhaus. Schon drei
Jahre später eröffnete der dem Haltepunkt benach-
barte Bauer in seinem Hof eine Gaststätte, die inner-
halb der nächsten zehn Jahre zu dem großen Aus-
flugsgasthaus „Jägerhaus" mit Garten und Saalbau
werden sollte. Nach 1900 folgten dann wohlhabende
Bürger aus Münster, die sich in der Umgebung auf
angekauften Grundstücken Landhäuser, Sommerhäu-
ser oder Wochenendhäuser errichten ließen. Bis zum
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war diese lockere
Landhaus-Kolonie auf mindestens neun solcher
Anwesen angewachsen.127
Aus ganz anderer Motivation entstand 1936 nordöst-
lich von Telgte (Kr. Warendorf) ein weiteres Sommer-
haus. Hier ließ sich der Kaufmann Theodor Vanden-
hoff, der in Köln-Nippes als Geschäftsführer einer
Industriemühle lebte, ein Landhaus für nur zeitweili-
gen Gebrauch im Sommer errichten. Er stammte aus
265
Pächter, Verpächter, Kapital, Landwirtschaft und Sommerfrische
29 Das speicherartige Wohnhaus wurde im Jahre 1905 für Josef Brüning als Sommer- und Jagdhaus neben seinem elterli-
chen und verpachteten Hof Waldmann (Warendorf-Freckenhorst, Hägerort 4) errichtet. Der Bauherr bezeichnete sich selber
als Gutsbesitzer. Die Baupläne erstellte der Regierungsbaurat Kösken, Leiter des Baubüros beim Westfälischen Bauernverein.
Das Gebäude steht in der Tradition der bürgerlichen Landhäuser und wurde in der Form eines kleinen barocken
Sommerhauses, aber in hohen, an einen Speicher erinnernde Proportionen und als Blickfang einer längeren Allee inmitten
einer größeren Gartenanlage errichtet. Die zunächst geplante Anlage einer Gräfte um das Haus unterblieb (Foto 2013).
ihn ab 1899. Im Jahre 1907 ließ er sich dort auch ein
Sommerhaus für sich und seine Familie errichten.
Das Gut Fronhof bei Wolbeck (Stadt Münster) ent-
stand ab 1888, nachdem der Maschinenfabrikant
Wilhelm Bischoff aus Gelsenkirchen den Bauernhof
Schulze Fronhof erworben hatte. Der neue Eigen-
tümer ließ diesen in den nächsten 20 Jahren zu einer
umfangreichen Gutshofanlage mit neuen
Wirtschaftsgebäuden, Villa und weitläufigen
Parkanlagen ausbauen. Der Besitz diente in ganz
klassischer Weise als Geldanlage und zur Aufzucht
von in der Firma benötigter Pferde, aber auch dem
Sommer- und Wochenendbesuch der Familie und
stellte zudem die Versorgung der Familie mit
Lebensmittel sicher.
Sommerwohnungen und Sommerhäuser der Städter
wurden vor dem Hintergrund sich ändernder Verhält-
nisse immer wieder neu entwickelt und gestaltet.
Insbesondere durch den Bau der Eisenbahnen sollte
sich das Verhältnis zwischen Stadt und Land seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts grundlegend verändern,
da die Bahnstrecken und die an ihnen liegen Bahn-
höfe die Distanzen zwischen Stadt und Land wesent-
lich verkürzten. Schon wenige Jahre, nachdem die
Nebenstrecke der Eisenbahn von Münster nach Wa-
rendorf im Februar 1887 in Betrieb gegangen war, lie-
ßen sich Auswirkungen auf die durchfahrene Land-
schaft feststellen: Etwa zwei Jahre später schuf man
auf Initiative von Jägern aus Münster, die ihre Jagd-
reviere besser erreichen wollten, zwischen Münster
und Telgte den Haltepunkt Jägerhaus. Schon drei
Jahre später eröffnete der dem Haltepunkt benach-
barte Bauer in seinem Hof eine Gaststätte, die inner-
halb der nächsten zehn Jahre zu dem großen Aus-
flugsgasthaus „Jägerhaus" mit Garten und Saalbau
werden sollte. Nach 1900 folgten dann wohlhabende
Bürger aus Münster, die sich in der Umgebung auf
angekauften Grundstücken Landhäuser, Sommerhäu-
ser oder Wochenendhäuser errichten ließen. Bis zum
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war diese lockere
Landhaus-Kolonie auf mindestens neun solcher
Anwesen angewachsen.127
Aus ganz anderer Motivation entstand 1936 nordöst-
lich von Telgte (Kr. Warendorf) ein weiteres Sommer-
haus. Hier ließ sich der Kaufmann Theodor Vanden-
hoff, der in Köln-Nippes als Geschäftsführer einer
Industriemühle lebte, ein Landhaus für nur zeitweili-
gen Gebrauch im Sommer errichten. Er stammte aus
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