Steinwerke in Stadt und Land Osnabrück
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25 Osnabrück, Bierstraße 7: Rekonstruktionsaxonometrie von Steinwerk und Vorderhaus auf Grundlage der Befunde an der
Steinwerksnordfassade im bauzeitlichen Zustand um 1200. Die Längenausdehnung sowie weitere Baudetails des
Vorderhauses bleiben ungewiss, 2011.
und 70 cm unter dem heutigen Niveau, die Befunde
an den mit Werkstein gefassten Öffnungen am Fuße
der Nordfassade deuten jedoch an, dass das
Bodenniveau im Inneren des Vorderhauses bauzeitlich
nicht wesentlich tiefer gelegen haben kann als heute.
Demzufolge war der gegenüber dem Erdgeschoss-
zugang etwa 90 cm tiefer liegende Kellerzugang nur
über einige Stufen vom Vorderhaus aus zu erreichen.
Die notwendige Dach-/Zerrbalkenlage des Vorderhau-
ses spannte über eine Hausbreite von 14 m und be-
durfte folglich einer Unterstützung durch einen
Unterzug. Angesichts der mittig verlaufenden Kamin-
züge und der zahlreichen Einbauten an der gemein-
samen Nordwand von Steinwerk und Vorderhaus
kommt für die Lage dieser Unterzugkonstruktion der
Bereich zwischen der Feuerstelle und dem Kellerab-
gang infrage. Hiermit hätte der Unterzug etwa im
Drittelspunkt der Spannweite gelegen.
Die bauzeitliche Nutzung der großen Rundbogen-
nische zwischen Kamin und Erdgeschossaufgang ins
Steinwerk, die sich bei mehreren Osnabrücker Stein-
werken mit Dachgewölbe finden lässt, ist noch nicht
eindeutig bestimmt. Sie könnte eine Ausstattung mit
Wandregal besessen und zur Aufbewahrung vorzeig-
baren Ess- und Trinkgeschirrs gedient haben oder
wurde möglicherweise auch als Schlafplatz im Sinne
eines Alkovens genutzt. Die daran anschließende,
kleine rechteckige Nische direkt neben der Feuerstelle
wird gerne mit der Aufbewahrung des Salzfasses in
Verbindung gebracht. Dies würde voraussetzen, dass
die Kaminanlage als Herdstelle genutzt wurde.
Angesichts der eher zierlichen Form der erhaltenen
Kaminwange und -konsole darf die vorsichtige Ver-
mutung geäußert werden, dass es sich möglicherwei-
se nicht um einen Herd, sondern einen Wohnkamin
gehandelt haben könnte. In diesem Falle müsste die
Herdstelle des Anwesens noch an einer anderen Stelle
zu suchen sein.
Über die Länge des bauzeitlichen Vorderhauses liegen
keine Erkenntnisse vor. Die Entfernung zwischen dem
Steinwerk und der Grundstücksgrenze an der Bier-
straße beträgt etwa 27 m und erscheint als Länge
eines Hauses vergleichsweise groß. Möglicherweise
gibt uns das letzte bestehende Dielenhaus an dieser
Stelle, das noch aus der Zeit nach dem Stadtbrand
von 1613 gestammt haben soll und den Bombenan-
griffen 1944 zum Opfer gefallen ist, einen Anhalts-
punkt für die bauzeitliche Hauslänge. Es reichte eben-
falls nicht bis an die Bierstraße heran und war mit
etwa 14-15 m etwa ebenso lang wie breit.30
Betrachten wir das möglicherweise große quadrati-
sche Grundstück an der Bierstraße, im Anschluss an
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25 Osnabrück, Bierstraße 7: Rekonstruktionsaxonometrie von Steinwerk und Vorderhaus auf Grundlage der Befunde an der
Steinwerksnordfassade im bauzeitlichen Zustand um 1200. Die Längenausdehnung sowie weitere Baudetails des
Vorderhauses bleiben ungewiss, 2011.
und 70 cm unter dem heutigen Niveau, die Befunde
an den mit Werkstein gefassten Öffnungen am Fuße
der Nordfassade deuten jedoch an, dass das
Bodenniveau im Inneren des Vorderhauses bauzeitlich
nicht wesentlich tiefer gelegen haben kann als heute.
Demzufolge war der gegenüber dem Erdgeschoss-
zugang etwa 90 cm tiefer liegende Kellerzugang nur
über einige Stufen vom Vorderhaus aus zu erreichen.
Die notwendige Dach-/Zerrbalkenlage des Vorderhau-
ses spannte über eine Hausbreite von 14 m und be-
durfte folglich einer Unterstützung durch einen
Unterzug. Angesichts der mittig verlaufenden Kamin-
züge und der zahlreichen Einbauten an der gemein-
samen Nordwand von Steinwerk und Vorderhaus
kommt für die Lage dieser Unterzugkonstruktion der
Bereich zwischen der Feuerstelle und dem Kellerab-
gang infrage. Hiermit hätte der Unterzug etwa im
Drittelspunkt der Spannweite gelegen.
Die bauzeitliche Nutzung der großen Rundbogen-
nische zwischen Kamin und Erdgeschossaufgang ins
Steinwerk, die sich bei mehreren Osnabrücker Stein-
werken mit Dachgewölbe finden lässt, ist noch nicht
eindeutig bestimmt. Sie könnte eine Ausstattung mit
Wandregal besessen und zur Aufbewahrung vorzeig-
baren Ess- und Trinkgeschirrs gedient haben oder
wurde möglicherweise auch als Schlafplatz im Sinne
eines Alkovens genutzt. Die daran anschließende,
kleine rechteckige Nische direkt neben der Feuerstelle
wird gerne mit der Aufbewahrung des Salzfasses in
Verbindung gebracht. Dies würde voraussetzen, dass
die Kaminanlage als Herdstelle genutzt wurde.
Angesichts der eher zierlichen Form der erhaltenen
Kaminwange und -konsole darf die vorsichtige Ver-
mutung geäußert werden, dass es sich möglicherwei-
se nicht um einen Herd, sondern einen Wohnkamin
gehandelt haben könnte. In diesem Falle müsste die
Herdstelle des Anwesens noch an einer anderen Stelle
zu suchen sein.
Über die Länge des bauzeitlichen Vorderhauses liegen
keine Erkenntnisse vor. Die Entfernung zwischen dem
Steinwerk und der Grundstücksgrenze an der Bier-
straße beträgt etwa 27 m und erscheint als Länge
eines Hauses vergleichsweise groß. Möglicherweise
gibt uns das letzte bestehende Dielenhaus an dieser
Stelle, das noch aus der Zeit nach dem Stadtbrand
von 1613 gestammt haben soll und den Bombenan-
griffen 1944 zum Opfer gefallen ist, einen Anhalts-
punkt für die bauzeitliche Hauslänge. Es reichte eben-
falls nicht bis an die Bierstraße heran und war mit
etwa 14-15 m etwa ebenso lang wie breit.30
Betrachten wir das möglicherweise große quadrati-
sche Grundstück an der Bierstraße, im Anschluss an