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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Barthold, Peter: Freihöfe des 16. bis 19. Jahrhunderts im Fürstentum Minden
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0367
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Freihöfe des 16. bis 19. Jahrhunderts im Fürstentum Minden

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David Kühnemann. Er klagte vor dem Reichskammer-
gericht gegen die kurfürstlich brandenburgische Steu-
erdirektion in Minden auf Beibehaltung der Steuer-
freiheit seines Hofes zu Aminghausen.23 Auch von ihm
wurde der Hof offenbar verpachtet, denn 1681 lebte
Tönnies Deirberg mit seiner Familie auf der Duxin
Hoffe zu Aminckhausen.24 1754 ist der Mindener Re-
gierungsrat Culemann Eigentümer des Freihofes, den
er 1756 an Johan Philipp Schlichthaber verkauft. Die-
ser hatte zuvor mit seiner Frau Henriette Maria Lede-
bur und den vier erstgeborenen Kindern als Verwalter
auf dem Gut Haddenhausen bei Minden gelebt. Erst
ab diesem Besitzwechsel scheint das Gut zum
Hauptwohnsitz seiner Inhaber geworden zu sein.25
1792 heiratete ihr Enkel, der Freisass Christopher
Friderich Schlichthaber die Kaufmannstochter Marie
Eleonore Wilhelmine Oldenburg aus Sulingen. 1810
scheint ihre Familie den Freihof als Hauptwohnsitz
aufgegeben zu haben und zog vermutlich nach Min-
den. 1812 verkaufte die Witwe des Kaufmanns
Schlichthaber geb. Sophie Dorothee Oldenburg26 den
Hof für 5410 Rthl. an den Tribunalrichter Jacob Josua
Rappard.27
1816 inserierte die Witwe des Kriminalrates von
Rappard in den Mindischen Intelligenzblättern den
Verkauf ihres Freihofes zu Aminghausen, den sie in
einzelnen Stücken oder im Ganzen anbot:28 Der Hof
liegt eine halbe Stunde von Minden, Ist mit einem
zweistöckigen Hause, worin 8 Zimmer nebst Küche
und andere Behälter, Scheunen und Stallungen,
Backhaus ec versehen. Das Haus hat eine gesunde
Lage, Gärten, Wiesen, Kämpe, fließendes Wasser und
Teiche umgeben es. Die Aussicht ist einzig reizend:
Wiesen und Ackerland liegen im Vordergrund, die

Chaussee, einzelne Häuser, Mühlen und Dörfer nebst
der Stadt Minden, der Porta und das Gebirge umfaßt
das Auge mit einem Blick. Die Lage des Hofes ist
gleich befriedigend für diejenigen, welche einen ruhi-
gen ländlichen Aufenthalt wünschen, wie vortheilhaft
für Wirthe, Gärtner und Fabrikanten, da die Nähe von
Minden und das Eingehn der beliebtesten öffentli-
chen Gärten und Kaffeehäuser nicht allein, sondern
auch Gartenbau und Milchwirthschaft, wozu die
Vorbereitungen getroffen, den Wünschen und
Bedürfnissen der Stadt Minden und jedem Besitzer
entgegen kommt.
Der Verkauf kam allerdings nicht zustande. Erst 1822
verkaufte Oberlandesgerichtsrat Jacob Josua Rappard
den Hof für 8050 Thl. an den Cantons-Beamten Ernst
Weißhuhn.29 Wenig später fand die Hochzeit des sich
nun Gutsbesitzer nennenden Ernst Weißhuhn mit
Sophie Henriette Friderike Lisette Ebbeke aus
Wietersheim am 23. April 1823 auf dem Hofe des
Bräutigams statt.30 Neben dem Wohnhaus wies die
Hofstätte auch eine 1845 abgebrochene Leibzucht
auf. 1841 verstarb Daniel Ernst Weißhuhn 74jährig
und hinterließ neben seiner Frau fünf minderjährige
Kinder. 1858 ist der aus Minden stammende Ökonom
Johan Heinrich Böke Besitzer der Hofstätte. Auf der
Hofstätte wohnten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhun-
dertszusätzlich mehrere Einliegerfamilien, 1861 unter
anderem der Kutscher Wilhelm Krüger.
Bis in das 19. Jahrhundert stand auf dem Freihof in
Aminghausen ein zweistöckiges Wohnhaus. Näheres
über seine Gestalt ist nicht bekannt. Es wurde zu nicht
näher bekannter Zeit abgebrochen und durch ein
Längsdielenhaus mit Umfassungswänden ersetzt, wie
es für Bauernhöfe dieser Zeit charakteristisch ist.

4 Standort des ehemaligen Dux sehen Freihofes in Minden-Aminghausen. Die Hofanlage ist heute völlig erneuert und über-
formt. Auch die früher angepriesene gute Aussicht vom Hof zur Porta Westfalica wird durch Hochregallagerbauten des
angrenzenden Gewerbegebietes verstellt.
 
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