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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Barthold, Peter: Freihöfe des 16. bis 19. Jahrhunderts im Fürstentum Minden
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0376
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372

Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

Gut Denkmal oder Tietzels Denkmal
Minden, Stiftsallee 109
Das Gut geht nicht auf Erteilung eines Freibriefes
zurück, sondern entstand erst 1777 aus der soge-
nannten Kuhtorschen Schäferei.75 Diese Anlage um-
fasste einen Schafstall und ein kleines Schäferhaus
und war um 1747 durch verschiedene Mitglieder der
Hudegenossenschaft eingerichtet worden, da sich die
Schafhaltung zunehmend als lukrativ erwies. Nach-
dem allerdings die bislang genutzten Gemeinheiten
um 1775 aufgeteilt wurden und sich daher die Anlage
als nicht mehr kostendeckend erwies, ließ sie die
Gemeinschaft 1777 versteigern. Den Zuschlag erhielt


14 Gut Tietzel bei Minden. Als Ersatz für die zwei beidseits
des Zufahrtsweges stehenden Wirtschaftsgebäude (Schaf-
stall und Viehhaus) baute man1904 einen 33 m langen und
10,5 m breiten Wirtschaftsflügel an das alte Hauptgebäude

an.

der Mindener Kaufmann Johann Dietrich Valentin
Tietzel76 für 6 450 Rthl. (wobei sich der Reg. Rat zur
Hellen in Vlotho bis 1786 mit 3 225 Rthl. als stiller
Teilhaber an dem Unternehmen beteiligte). Tietzel
wandelte die Schäferei zu einem Gutsbetrieb, wobei
er schon unmittelbar nach der Übernahme begann,
hier zahlreiche neue Gebäude zu errichten. Bemer-
kenswert war insbesondere das große Haupthaus von
Fachwerk, das den Vorstellungen eines Längsdielen-
hauses folgte, aber auch mit einem weitläufigen
Wohnteil als Sommerwohnung des Besitzers versehen
war. Nach den erhaltenen Fotografien des 1972 abge-
brochenen Hauses handelte es sich um ein unge-
wöhnlich großes und mit 42,80 m sehr langes Vier-
ständerhallenhaus mit Steilgiebeln. Das Tor der Diele
im Wirtschaftsgiebel war nicht ganz mittig, so dass
davon auszugehen ist, dass das rechte Seitenschiff
breiter ausgeführt war. Am Torbogen bestand eine
Inschrift mit der Datierung 1778. Das Wohnende war
mit einem fünfachsigen Giebel gestaltet, wobei der
erwähnte Saal im Dach drei Fenster in dem nur in der
Spitze verbretterten Dreieck erhielt. Nach Vergleich
der kurz nach der Errichtung angefertigten Baube-
schreibung77 mit dem letzten Zustand ist davon auszu-
gehen, dass der Bau in zwei Abschnitten errichtet
worden ist, wobei der Wohnteil offenbar nachträglich
um drei Zimmer verlängert wurde.
Bis 1805 wurden auf dem Gut insgesamt sieben grö-
ßere Gebäude errichtet.
Auf einer Geburtstagsfeier des Bauherren im Mai
1797, zu der er viele Gäste auf sein Gut eingeladen
hatte, erhielt das Gut seinen bis heute prägenden
Namen: Tietzels Denkmal, woraus später auch die

15 Gut Tietzel bei Minden. Das Hauptgebäude wurde 1778 als Fachwerkbau in der Form eines Längsdielenhauses errichtet.
Zustand vor dem Abbruch 1956.
 
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