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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Barthold, Peter: Freihöfe des 16. bis 19. Jahrhunderts im Fürstentum Minden
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0378
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

Gut Kuhlenkamp
Minden, Stiftsallee 100
Das Gut befand sich in unmittelbarer Nähe zu Tietzels
Denkmal und entstand ebenfalls aus einer der Schä-
fereien vor der Stadt.79 Die Marienthorsche Schäferei
bestand 1781 aus einem Wohnhaus, Scheune und
Schafstall, die zusammen für 488 Rthl. veranschlagt
wurden. Nachdem die Mindener Fluren um 1775
separiert wurden, scheint man zwar auch hier die
gemeinsame Hude aufgegeben zu haben, doch wur-
den die Gebäude nicht verkauft, sondern durch die
Genossenschaft zunächst verpachtet. Erst 1827 wur-
den die Gebäude durch die Hudegenossenschaft zur
Finanzierung des Ausbaus der heutigen Marienstraße
an einen Herrn Koch verkauft, der sich schon kurz
danach als Gutsbesitzer Koch bezeichnete und die
Anlage zu einem großen landwirtschaftlichen Anwe-
sen ausbaute. Bis 1874 wuchs der Gebäudebestand
auf ein Wohnhaus/Oekonomiegebäude mit Anbau,
zwei Scheunen, Schweinehaus, Wagenremise, Remise
und Göpelschuppen sowie ein Heuerlingshaus mit
Stall an. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wechselte das Gut mehrfach den Besitzer. Das
Gutsgelände wurde nach 1934 nach und nach völlig
besiedelt, wobei zunächst bis 1938 die Siedlung
Kuhlenkamp entstand (seit 1952 erweitert). Heute ist
der Gutshof verschwunden.

Gut Rodenbeck
bis 1908 Trippeldamm 47
Nachdem Grund und Boden zu einem freien Wirt-
schaftsgut geworden war, nutzte der aus Schmodit-
ten in Ostpreußen nach Minden spätestens 1798 zu-
gezogene Kaufmann Friedrich Wilhelm Seydel80 die
neuen rechtlichen Möglichkeiten und begann 1814
mit dem Aufbau eines Gutsbetriebes vor der Stadt
Minden. Hierzu erwarb er zunächst 210 Morgen Land
von Herrn von Bessel in der sogenannten Roden-
beck.81 Zudem konnte er städtische Ländereien ein-
schließlich einer Schäferei für 121 Thl. pro Jahr an-
pachten (dies konnte er erst 1826 von der Stadt für
2 975 Thl. erwerben). Erklärtes Ziel war offensichtlich
die Schaffung eines repräsentativen Gutsbetriebes,
denn schon 1820 lebte er in seinem inzwischen fertig
gestellten neuen Gutshaus. Es war nach seinen eige-
nen Plänen errichtet worden und dokumentiert in sei-
ner für Häuser im Raum von Minden eher ungewöhn-
lichen Konzeption und Gestalt wohl seine heimatli-
chen Vorstellungen von Architektur. Das Haus wurde
als eingeschossiger und verputzter Massivbau über
hohem und nur wenig in den Boden eingetieftem
Untergeschoss und mit nicht ausgebautem Satteldach
über einer Grundfläche von 34,50 x 15,40 m aufge-
führt. Die Front wurde elfachsig und mit mittlerer
Haustür gestaltet, der ein Vorplatz mit geschwunge-
ner Freitreppe vorgelegt ist.

17 Gut Rodenbeck bei Minden. Ansicht des 1816/20 errichteten Gutshauses, das in seiner Gestalt als eingeschossiger
Massivbau über hohem Kellersockel an Vorbilder der Barockzeit erinnert. Rechts an der Traufe ein Renaissanceerker, der von
einem Mindener Bürgerhaus stammte.
 
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