Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI Heft:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI Artikel:
Kaspar, Fred: Ein Gutshaus von 1715 für den fürstbischöflichen Kammerherren: die Nachtigall bei Schloss Neuhaus, (Kreis Paderborn)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0385
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
381

Niederungen der Nachbarschaft des Gutes wurden
zudem Fischteiche angelegt.4 Erst seit dem späten 18.
Jahrhundert legte man nach und nach weitere
Hausstätten an der Hatzfelder Straße an, wobei diese
alle zur politischen Gemeinde Neuhaus und der dorti-
gen Mühlenbauernschaft gezählt unter der
Bezeichnung „Dorfstraße" zusammengefasst wur-
den.5
Nachrichten zur Geschichte
Die Entstehungsgeschichte des Gutes Nachtigall
konnte bislang nicht vollständig aufgehellt werden.6
Es scheint um 1680 angelegt worden zu sein, wobei
die seit etwa 1700 nachweisbare Namensgebung da-
rauf hindeuten dürfte, dass es sich um den Landsitz
einer in der Stadt lebenden Familie „inmitten frischer
Natur" handelt. Zu dem Gut gehörte seit dem 18.
Jahrhundert7 auch ein Heuerlingshaus.8 1803 wurde
das Gut Nachtigall als schätz- und dienstfrei bezeich-
net.9
Allerdings ist es gelungen, die weitere Geschichte des
Gutes seit dem späten 17. Jahrhundert in wesentli-
chen Zügen zu klären. Wesentlich ist, dass sich das
Anwesen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts immer in
der Hand von Personen befand, die auf dem fürstbi-
schöflichen Residenzschloss in Neuhaus beschäftigt
waren:10 Schon 1688 gehörte das Gut dem hochfürst-
lichen Hoftrompeter Hans Jacob Stumpff," der mögli-

cherweise auch der Bauherr gewesen ist. Aus seiner
Ehe mit Elisabeth Schultze ging die Tochter Cordula
Stumpff als Erbin hervor. Als diese am 23. Juli 1703
Franz Dietrich Junffermann heiratete, wurde das Gut
die Nachtigall genannt dem Bräutigam von der Witwe
Stumpff übertragen. Wenige Monate später wurde
Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht am 15.
September 1703 zum Coadjutor des alten Fürstbi-
schofs von Paderborn bestimmt. Nach dessen Tod im
folgenden Jahr ernannte man ihn zum neuen
Fürstbischof (1704-1718) und bestellte Junffermann
zu seinem Kammerdiener. Der Bischof bestätigte am
27. Februar 1715 nicht nur die Übertragung des Gu-
tes Nachtigall, sondern bewilligte 1 000 Rthl. als
Baukosten. Nach seinem Wunsch sollte damit auf der
Nachtigall ein gantz newes gebäw auff unsere kosten
herauffgerichtet werden. Es solle sich um eine Schen-
kung an seinen langjährigen Kammerdiener Junffer-
mann handeln, die auch von seinen Nachfolgern nicht
bestritten werden könne. Junffermann erwarb nach
und nach weitere Grundstücke zur Vergrößerung des
Anwesens.12
1728 ließ der gewesene hochfürstliche Premier-Cam-
merdiener Franz Diedrich Junffermann aus Paderborn
durch seinen Schwiegersohn Dr. Johann Bernhard
Witte dem Fürstbischof (1719-1761) Clemens August
von Bayern die ohnweith der hochfürstl. Residentz
Neuhaus belegene Nachtigall sambt allem Zubehö-

2 Paderborn-Schloss Neuhaus, Gut Nachtigall. Das Gutshaus von 1715 nach Umbau zum Gasthaus von Westen. Ansicht der
ehemaligen Hoffront. Das mittige Einfahrtstor ist nach den verschiedenen Umbauten des 20. Jahrhunderts nicht mehr erhal-
ten (2013).
 
Annotationen