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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
rangen und der Braugerechtigkeit für 5 000 Rthl. zum
Verkauf anbieten. Das nicht meierstättische, sondern
freie Gut umfasse sechs Morgen und habe zwei teils
mit groben Steinen und teils mit Backsteinen aufge-
führte Gebäude. Ferner habe es einen großen Garten
und einen Bleichplatz. An Abgaben seien nur dem
Flecken Neuhaus 116 Rthl. sowie 21/2 Taler Schatzung
jährlich zu leisten. Zugehörig zum Gut sei ein 416
Morgen großer Kamp, eine 716 Morgen umfassende
Ackerfläche sowie weiter entfernt in der Senne ein
Kamp von 15 Morgen. Der Fürstbischof ließ das An-
gebot untersuchen, wobei seine Verwaltung verschie-
dene Nachrichten über die Entstehung zusammen-
stellte. Man versuchte zudem, den Wert der Grund-
stücke und der Bauten zu ermitteln. Daher liefen noch
1732 die Verkaufsverhandlungen. Mittlerweile war
Junffermann allerdings verstorben, sodass als Verkäu-
fer nun seine Witwe auftrat.
Um 1730 soll das Gut durch den Kammerherren des
Fürstbischofs von Hanxleden angekauft worden sein.13
1734 gehörte das Gut Nachtigall dem vom Haus
Rheder (bei Brakel/Kr. Höxter) stammenden Ferdinand
Moritz von Mengersen (1706-1788).14 Er hatte zahl-
reiche öffentliche Ämter: Seit 1731 war er Ritter des
Deutschen Ordens, von 1737 bis 1746 Komtur der
Kommende Brakei, wurde 1740 auch Komtur zu
Osnabrück und schließlich 1741 zum Landkomtur der
Ballei Westfalen mit Sitz in Mühlheim ernannt. Darü-
ber hinaus war er geheimer Rat, General-Major des
Paderbornischen Infanterieregiments und kurkölni-
scher Generallieutenant.15 Er dürfte das Gut nicht
selbst bewohnt haben. Seit seinem Ankauf haben die
Eigentümer das Gutshaus nicht mehr selber genutzt,16
sodass „die Nachtigall" fortan verpachtet und von
den Pächtern bewohnt wurde. 1787 wird als Pächter
des Gutes Herr Becker und 1804 Heinrich Baukel als
Hofmeister des Gutes genannt, der also der örtliche
Verwalter gewesen zu sein scheint. Um 1830 ist ein
Herr Stockebrand Pächter (zu dieser Zeit sind 153
Morgen Land zugehörig).
Nach dem Tod des Generalmajors von Mengersen
wurde das Gut 1796 dem protestantischen Stifts-
Amtmann A. Röttken (auch Rötteken oder Röttcken)
verkauft. Er war 1791 Rentmeister des Stiftes Cappel
bei Lippstadt gewesen und übernahm 1801 das Gut
Johanettental bei Detmold im Fürstentum Lippe für
21 Jahre zur Pacht. Ebenfalls noch 1796 erwarb er zu
Erbpacht den neben den Ländereien des Gutes Nach-
tigall liegenden Dümmerteich, um eine Teichwirt-
schaft einzurichten.’7 Noch 1816 wird der Amtmann
Rötteken zu Nachtigall genannt.
Um 1850 wird als Besitzer und Bewohner des Gutes
Nachtigall ein Strohtmann genannt, dem 1891 die
Familie Grundmeier folgte. Spätestens seit dieser Zeit
wird das Haus als Gastwirtschaft genutzt und
1925/29 als Hatzenfelder Schützenkrug (Besitzer H.
Grundmeier) bezeichnet. 1935 ist es im Besitz von
Anton Grundmeier, 1965 von Witwe Bernhardine
Grundmeier und ihrer Tochter Käthe Rempe, geb.
Grundmeier, 1990/2000 von Katharina Rempe und
2003 von Käthe Rempe.
Zur Anlage des Gutes
Der Hofplatz wurde nördlich der als Damm ausgebil-
deten Straße durch die feuchten Wiesen angelegt.
Zunächst scheint man hier im späteren 17. Jahrhun-
dert ein kleineres Wohn- und Wirtschaftsgebäude
errichtet zu haben, das schon im 18. Jahrhundert als
einfach und unbedeutend beschrieben wurde. Nach-
dem man daneben um 1705 das bis heute erhaltene
Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet hatte, dien-
te das alte Haus als Wirtschaftsgebäude mit Gesinde-
wohnungen und wurde als Scheune bezeichnet.
In einer Spezification der Nachtigäller Güter vom 10.
November 1732 wurde das noch erhaltene Haupt-
haus sowie das Wirtschaftsgebäude beschrieben:18
Zwischen ihnen liege ein weiter und breiter, mit
Eichenbäumen besetzter Wirtschafts- und Vorhof.
Das Gut die Nachtigall bestehe aus:
Einem Gutshaus: In Mitte aus 8 Zimmern, 3 Cam-
mern, guthen Balken, rauchbühne, auch Küche, nebst
einem beneben dem Feuerherdt in einem gewölbe
belegenen Backofen, aufgeführter Wohnung, brau-
hause, samt der eingemauerten kupfernen brauw-
pfan, die 300 Rthl gekostet, feststehender Büdden,
einer Wasserpumpen, nebst anderer brauwgereldt-
schaften, undt gleich darvor liegender brauhaus-,
apfel- odero speisen auch molcken Keller [...]
Zur rechten in der zum Dreschen und schlachten be-
quemen mit einem Camine aufgeführten Scheuren
samt zwey großen mit quadraten hoxersteinen bel-
leygten Zimmers wiehe Dreschehaus, balkens sambt
zwey kleine Stuben oder cammeren [...] Dieses
Scheuren genannte Wirtschaftsgebäude diente als
Wirtschaftsgebäude und zu Verwaltungszwecken des
Gutes und war nach der weiteren Beschreibung be-
quem zum waschen undt schlachten eingerichtet,
hatte einen Kamin und zwei große, mit quadratischen
Höxter-Steinen ausgelegte Zimmer mit angefügten
Scheißhäusern, ein Vieh-Dreschhaus, und im Oberge-
schoss zwei kleine Stuben und Kammern, von denen
eine dem Schreiber diente. Ferner gab es einen Treib-
Keller sowie Kuh- und Pferdeställe und in einem
Anbau auch einen Schweinestall.
Das Gutshaus (von 1715 a)
Das mit einer Grundfläche von 15,50x23 m recht
großformatige Gutshaus ist nach archivalischen
Nachrichten19 wohl um 1705 durch Franz Dietrich
Junffermann, bischöflicher Kammerdiener in Schloss
Neuhaus, errichtet worden, wozu er einen Zuschuss
seines Dienstherren, des Fürstbischofs erhalten hatte.
Das Haus wurde in traditionellen Formen eines kom-
binierten Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet,
Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
rangen und der Braugerechtigkeit für 5 000 Rthl. zum
Verkauf anbieten. Das nicht meierstättische, sondern
freie Gut umfasse sechs Morgen und habe zwei teils
mit groben Steinen und teils mit Backsteinen aufge-
führte Gebäude. Ferner habe es einen großen Garten
und einen Bleichplatz. An Abgaben seien nur dem
Flecken Neuhaus 116 Rthl. sowie 21/2 Taler Schatzung
jährlich zu leisten. Zugehörig zum Gut sei ein 416
Morgen großer Kamp, eine 716 Morgen umfassende
Ackerfläche sowie weiter entfernt in der Senne ein
Kamp von 15 Morgen. Der Fürstbischof ließ das An-
gebot untersuchen, wobei seine Verwaltung verschie-
dene Nachrichten über die Entstehung zusammen-
stellte. Man versuchte zudem, den Wert der Grund-
stücke und der Bauten zu ermitteln. Daher liefen noch
1732 die Verkaufsverhandlungen. Mittlerweile war
Junffermann allerdings verstorben, sodass als Verkäu-
fer nun seine Witwe auftrat.
Um 1730 soll das Gut durch den Kammerherren des
Fürstbischofs von Hanxleden angekauft worden sein.13
1734 gehörte das Gut Nachtigall dem vom Haus
Rheder (bei Brakel/Kr. Höxter) stammenden Ferdinand
Moritz von Mengersen (1706-1788).14 Er hatte zahl-
reiche öffentliche Ämter: Seit 1731 war er Ritter des
Deutschen Ordens, von 1737 bis 1746 Komtur der
Kommende Brakei, wurde 1740 auch Komtur zu
Osnabrück und schließlich 1741 zum Landkomtur der
Ballei Westfalen mit Sitz in Mühlheim ernannt. Darü-
ber hinaus war er geheimer Rat, General-Major des
Paderbornischen Infanterieregiments und kurkölni-
scher Generallieutenant.15 Er dürfte das Gut nicht
selbst bewohnt haben. Seit seinem Ankauf haben die
Eigentümer das Gutshaus nicht mehr selber genutzt,16
sodass „die Nachtigall" fortan verpachtet und von
den Pächtern bewohnt wurde. 1787 wird als Pächter
des Gutes Herr Becker und 1804 Heinrich Baukel als
Hofmeister des Gutes genannt, der also der örtliche
Verwalter gewesen zu sein scheint. Um 1830 ist ein
Herr Stockebrand Pächter (zu dieser Zeit sind 153
Morgen Land zugehörig).
Nach dem Tod des Generalmajors von Mengersen
wurde das Gut 1796 dem protestantischen Stifts-
Amtmann A. Röttken (auch Rötteken oder Röttcken)
verkauft. Er war 1791 Rentmeister des Stiftes Cappel
bei Lippstadt gewesen und übernahm 1801 das Gut
Johanettental bei Detmold im Fürstentum Lippe für
21 Jahre zur Pacht. Ebenfalls noch 1796 erwarb er zu
Erbpacht den neben den Ländereien des Gutes Nach-
tigall liegenden Dümmerteich, um eine Teichwirt-
schaft einzurichten.’7 Noch 1816 wird der Amtmann
Rötteken zu Nachtigall genannt.
Um 1850 wird als Besitzer und Bewohner des Gutes
Nachtigall ein Strohtmann genannt, dem 1891 die
Familie Grundmeier folgte. Spätestens seit dieser Zeit
wird das Haus als Gastwirtschaft genutzt und
1925/29 als Hatzenfelder Schützenkrug (Besitzer H.
Grundmeier) bezeichnet. 1935 ist es im Besitz von
Anton Grundmeier, 1965 von Witwe Bernhardine
Grundmeier und ihrer Tochter Käthe Rempe, geb.
Grundmeier, 1990/2000 von Katharina Rempe und
2003 von Käthe Rempe.
Zur Anlage des Gutes
Der Hofplatz wurde nördlich der als Damm ausgebil-
deten Straße durch die feuchten Wiesen angelegt.
Zunächst scheint man hier im späteren 17. Jahrhun-
dert ein kleineres Wohn- und Wirtschaftsgebäude
errichtet zu haben, das schon im 18. Jahrhundert als
einfach und unbedeutend beschrieben wurde. Nach-
dem man daneben um 1705 das bis heute erhaltene
Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet hatte, dien-
te das alte Haus als Wirtschaftsgebäude mit Gesinde-
wohnungen und wurde als Scheune bezeichnet.
In einer Spezification der Nachtigäller Güter vom 10.
November 1732 wurde das noch erhaltene Haupt-
haus sowie das Wirtschaftsgebäude beschrieben:18
Zwischen ihnen liege ein weiter und breiter, mit
Eichenbäumen besetzter Wirtschafts- und Vorhof.
Das Gut die Nachtigall bestehe aus:
Einem Gutshaus: In Mitte aus 8 Zimmern, 3 Cam-
mern, guthen Balken, rauchbühne, auch Küche, nebst
einem beneben dem Feuerherdt in einem gewölbe
belegenen Backofen, aufgeführter Wohnung, brau-
hause, samt der eingemauerten kupfernen brauw-
pfan, die 300 Rthl gekostet, feststehender Büdden,
einer Wasserpumpen, nebst anderer brauwgereldt-
schaften, undt gleich darvor liegender brauhaus-,
apfel- odero speisen auch molcken Keller [...]
Zur rechten in der zum Dreschen und schlachten be-
quemen mit einem Camine aufgeführten Scheuren
samt zwey großen mit quadraten hoxersteinen bel-
leygten Zimmers wiehe Dreschehaus, balkens sambt
zwey kleine Stuben oder cammeren [...] Dieses
Scheuren genannte Wirtschaftsgebäude diente als
Wirtschaftsgebäude und zu Verwaltungszwecken des
Gutes und war nach der weiteren Beschreibung be-
quem zum waschen undt schlachten eingerichtet,
hatte einen Kamin und zwei große, mit quadratischen
Höxter-Steinen ausgelegte Zimmer mit angefügten
Scheißhäusern, ein Vieh-Dreschhaus, und im Oberge-
schoss zwei kleine Stuben und Kammern, von denen
eine dem Schreiber diente. Ferner gab es einen Treib-
Keller sowie Kuh- und Pferdeställe und in einem
Anbau auch einen Schweinestall.
Das Gutshaus (von 1715 a)
Das mit einer Grundfläche von 15,50x23 m recht
großformatige Gutshaus ist nach archivalischen
Nachrichten19 wohl um 1705 durch Franz Dietrich
Junffermann, bischöflicher Kammerdiener in Schloss
Neuhaus, errichtet worden, wozu er einen Zuschuss
seines Dienstherren, des Fürstbischofs erhalten hatte.
Das Haus wurde in traditionellen Formen eines kom-
binierten Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet,