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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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[Heft 1]
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Dümmler, Georg Ferdinand: Zwei Felsinschriften von Amorgos
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0045

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ZWEI FELSINSCHRIFTEN VON AMORGOS

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vollständig wäre; da das aber auch nicht griechisch ist, nehme
ich eine geringe Verscheuerung des |* an. Ich verstehe also:
‘ Satries war einst liebenswert; (jetzt aber) hat ihn verzau-
bert Men . . . [welche Buchstaben zu einem Frauennamen zu
ergänzen sind, Menippe oder Menaichme oder Menekratis], die
δάιζαλις des Staphvles’. Unter dem später poetischen und auch
hier ursprünglich bildlichen δχααλις ist nach dem Ursprung
des Wortes vielleicht eher ‘ das Liebchen ’ als die Tochter zu
verstehen, obwol ich letztere Möglichkeit nicht ganz ausschlies-
sen möchte. Bedeutet δά^αλις die Freundin, so ist der Zusatz
natürlich vorwurfsvoll, ‘obwol sie in Staphyles schon einen
Liebhaber besass’. Bei meiner Lesung des letzten Mannsna-
mens würde 0 = ω neben vierstrichigem £ stehen, wie sonst
meines Wissens nur noch in der Inschrift von Arkesine Έφη-
ρερίς άργ. 1884 S. 56 (Bechtel Nr. 29 S. 41). Man könnte ja
auch daran denken, die Enduno; -έου oder -giou zu lesen; vgl.
indess über den schwankenden Charakter der amorginischen
Schrift Kirchhoff, Studien 4 S. 35. Bisher liess ich die drei
Buchstaben in der obersten Zeile unbeachtet. Ich möchte ver-
muten, dass die Schreiberin. oder Jemand anders, nachträg-
lich zu έβά(σ)κηνε hinzufügen wollte φαρ(υ.άκοις, ohne die In-
schrift zu vollenden. Jedenfalls kann bei der Anordnung der
zwei llauptzeilen nur an einen Nachtrag oder an eine zweite
selbständige Inschrift gedacht werden. Beschädigt ist nach
meiner Erinnerung nur das rechte Ende der zweiten Zeile
durch Abspringen der Oberfläche des Steins, die übrige In-
schrift nur mässig durch Verwitterung. So wird z. B. auch das
zweite H ursprünglich die geschlossene Form gehabt haben.
Dass meine Deutung dieser Inschrift unsicher ist, gebe ich
zu, nicht aber, dass sie deshalb unsicher ist, weil ich den Be-
wohnern von Amorgos im VII. bis VI. Jahrhundert eine zu
freie Äusserung ihrer Subjectivität zutraue. Erzählt uns doch
der Führer der samischen Epoikie nach Amorgos, der lam-
biker Semonides gerade von der individuellen Mannichfaltig-
keit der amorginischen Frauen. Dass die attischen Vasenmaler
des λ 1. bis V. Jahrhunderts ihre Gelässe mit allerhand sub-
 
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