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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 20.1895

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Heft 4
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Keil, Bruno: Die Rechnungen über den epidaurischen Tholosbau, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.38033#0422

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ß. KEIL

ρ-ερκ *ρχ· 189;(, 55 Nr. 16); denn von den bei Kavvadias unter
den archaischen stehenden Inschriften gehört eine einem Argi-
ver ( Nr. 1 1 ) und zwei (Nr. 16.16) sind schon im neuen Alphabet
(Ω. Η—η) geschrieben1. Diese Spärlichkeit altepidaurischer

bergers Zustimmung gelesen und ergänzt hat: [Γόργος "Ιων τ’] άνφώ ξυν/ιϊj ποω-
ροέ άνέθηκαν. Man muss aber das Facsimile, jetzt auch bei Röhl, Imagines 2
S. 35 Nr. 1, sehen, um die Unmöglichkeit der Lesung zu erkennen. Die
ανφωξυν gelesenen Buchstaben füllen die betreffende Schreibfläche nicht,
vielmehr ist hinter dem v noch Raum für mehr als zwei Buchstaben. Es ist
aber unstatthaft, anzunehmen, dass der Schreiber ein Wort zerrissen habe,
wenn ihn nicht Raummangel dazu zwang; mit andern Worten: das Wort-
ganze ξυν/ifj zu teilen, wo noch für Η E Platz war, und nun nicht in der Fläche
darunter, sondern gar um die Ecke herum fortzufahren, dafür lag gar kein
Grund vor. Hieraus folgt, dass die Zeichen HE nicht zu den ξυν gelesenen
zu ziehen sind, und zweitens, dass mit diesen letzten Zeichen ein Wort
schloss. Das drittletzte Zeichen, welches ξ gelesen wird, sieht wie ein -f- mit
schief liegender Horizontalhasta aus; das kann ein ξ, kann aber auch ein τ
sein, dessen Horizontalhasta in Übereinstimmung mit der sonstigen Unge-
fügigkeit der Schrift etwas zu tief geraten ist; man vgl. z. B. in der In-
schrift von Ahu-Simhcl das τ in Έλεφαντίναν, und /. G. A. 527 könnte man,
rein graphisch betrachtet, ebenso gut Kpr/οβούλης wie Κριτοβούλης lesen.
Kurz, es ist τυν zu lesen, und dies ergiebt zusammen mit ανφο den Namen
’Άνφοτ(τ)υν mit der in archaischen Inschriften üblichen einfachen Schrei-
bung des geminirten Consonanten; sowol die Endung der Kurzform wieder
Name selbst ( Άμφο’τερος; vgl. ’Λαφοττώ) sind echt böotisch (Dittenberger
Index I.G.S. I s. v.)'; das stimmt zu dem Nom. Plur. πρωροέ. Die ersten
auf der zweiten Platte lesbaren Zeichen HE müssen unbestimmt bleiben,
weil wir den Anfang der Inschrift nicht vermuten können.
( Höchst eigentümlich ist, dass in Nr 15 zweimal Ι = ξ gegeben ist:
’ΆναΙις ΆναΙ[ι]διόρθί Es ruft dies die constante Schreibung HEI AS auf
den Münzen von Segestaund Eryx (Beispiele gesammelt von Imhoof-Blumer,
Wiener numism. Zeitschrift 1886, 238 Nr. 5) in Erinnerung; denn έζας steht
klärlich für das auf westlichen Münzen bekannte έςας. Die vielumstrittenen
Münzlegenden der genannten Städte SEC ESTAIIB (-11A), ERVKAIIB,
(Σεγε)2ΤΑΙΙΩΝ, in welchen Kinch (Zeitschrift für Num. XVI 187 if) unter
Zustimmung von Meister (Bcrl. phil. Wochenschrift 1890, 642 ff.) das B = H
erklärt hat, können gar nicht behandelt werden ohne Berücksichtigung der
Thatsache, dass έΙάς = εξας auf den gleichen Münzen geschrieben wird;
denn die Bedeutung der Zeichen einer unbekannten Sprache wird methodi-
scherweise gesucht, indem man von Worten ausgeht, die man durch einen
glücklichen Zufall verstehen kann. Es folgt nun aus der Schreibung έΐας
diese Alternative: entweder hatte I im Elymergehiet den Lautwert ξ, oder
die Elymer sprachen ζ, wo die Griechen ξ. Mithin kann man die Legenden
auch Έου/αξιβ und Σεγεσταξιβ lesen; ist aber dies die richtige Auffassung,
 
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