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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 20.1895

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.38033#0525

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SITZUNGSPROTOKOLLE

509

Die meisten der von Münter angeführten Gründe beweisen überhaupt
gar nichts, so z. B. die Thatsache, dass derTumulus ein Familiengrab birgt,
oder dass ein nach Aussage glaubwürdiger Männer früher hier vorhandener
Marmor von ungefähr 2m Länge und je 1 /2m Breite und Dicke (als dessen
Basis eine nicht weniger als 5 !/2m lange Mauer angesehen wird) in einem
oben vorhandenen Loche wol eine eherne Sirene getragen haben könnte.
Dass der ungefähr 70cm lange und 4cm dicke Stab, auch wenn seine Länge
ursprünglich etwas grösser gewesen sein sollte, nicht wol die καμπύλη βα-
κτηρία (Monumenti XI Taf. 32, 17) sein kann, und dass deren ‘Erfindung’
nicht ein solcher Ruhmestitel des Dichters war, dass man sie ihm, viel-
leicht gar zusammen mit den λευκαί κρηπίδες, ins Grab gegeben hätte, braucht
auch kaum ausgesprochen zu werden. Der Charakter des ganzen Grabes
verweist es ins vierte Jahrhundert; besonders die kugelförmigen Lekythen 1
mit plumper, roh gemalter Palmette, wird man nicht ins fünfte Jahrhun-
dert zu setzen wagen. Vor allem widerspricht aber die einzige, von Münter
missverstandene Angabe über die Lage des Grabes. Es lag am Wege nach
Dekeleia πρό του τείχους ια' σταδίων. Wenn schon die Bezeichnung des We-
ges als des (natürlich von der Stadt) nach Dekeleia führenden sich nicht
mit einer von Dekeleia aus gerechneten Entfernungsangabe verträgt, so
zeigt der Vergleich von Aeschines, Κατά Τφ.άοχου 99 (τό δ’ Άλοπεκησι χωρίον
δ ήν άπωθεν του τείχους ένδεκα η δώδεκα στάδια) besonders deutlich, dass unter
τείχος die Stadlmauer von Athen zu verstehen ist. Und da der Demos Ko-
lonos, aus dem die Familie des Sophokles stammle, eben in der Richtung
auf Dekeleia zu ungefähr zehn Stadien von der Stadtmauer lag (Thuk. VIII
67,2) ist die alte Schlussfolgerung, dass sich hier das Erbbegräbniss des
Sophokles befand, unabweisbar, während absolut unbegreiflich und uner-
klärlich bleibt, weshalb die Familie ihr Erbbegräbniss in Dekeleia angelegt
haben sollte, zu dem sie keinerlei Beziehung hatte. Die Bezeichnung des
Weges nach dem ziemlich entfernt liegenden Dekeleia erklärt sich zur
Genüge aus der Rücksicht auf die sofort folgende Sage, wie das Begräbniss
nur durch Einschreiten des Dionysos beim Befehlshaber der spartanischen
Truppen ermöglicht worden sei.
13. Febr. 1895. W. Doerpfeld, Ausgrabungen bei der En-
neakrunos und im Dionysostbeater.— D. Philios. Zwei eleu-
sinische Reliefs (vgl. 2. Jan. 1895).
27. Febr. 1895. A. Russopulos, Das Grabmal des Themi-
stokles in Magnesia. — W. Doerpfeld legt photographische
Aufnahmen aus Troja vor.

{ Milchhöfer hat (Jahrbuch 1894 S. 74,46) bei seiner Besprechung der
Vasen dieser Form getadelt, dass ich Athen. Mittheilungen 1892 S. 434 de-
ren einige ins vierte Jahrhundert setze, die sicher dem fünften angehören.
Mit Recht; aber meine mit dem ganzen Befund so schlecht stimmende Da-
tirung beruht nur auf einem lapsus calnmi,
 
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