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W. DOERPFELD
Bezirk des Lenaios vielmehr im Innern der Stadt gesucht wer-
den. C. Wachsmuth (Die Stadt Athen 11 S. 272) und W. Ju-
deich (Rhein. Museum XLY1I S. 53) setzen ihn daher noch
innerhalb der themistokleischen Stadtmauer südwestlich vom
Bezirk des Eleuthereus an. Sie wählen gerade diese Stelle im
Innern der Stadt, weil sie auch von der Voraussetzung aus-
gehen, dass die angeführte Stelle des Thukydides eine Lage
südlich von der Akropolis verlange.
Eine vollständig abweichende Ansicht über die Lage des
Lenaion findet sich bei J. Harrison (.Mythology and tnonu-
ments of ancient Athens S. 13), E. Maass [De Lenaeo et
Delphinio commentatio) und John Pickard [AmericanJour-
nal of arch. 1893 S. 56). Alle drei teilen die Ansicht, wel-
che ich seit Jahren in meinen athenischen Vorträgen und an-
derswo (z. B. Berliner phil. Wochenschrift 1890 S. 461) aus-
gesprochen habe, dass nämlich das Lenaion zwar im Innern
der Stadt, aber im Nordwesten der Akropolis in der Nähe der
Agora gelegen habe, ich suchte früher ebenso wie jene drei
den Bezirk zwischen dem Dipylon und dem Markte und
glaubte ihn in dem Διονύσου τέμενος bei Pausanias 1, 2,5 wie-
dererkennen zu dürfen. Später habe ich mich aber davon über-
zeugt, dass er weiter südöstlich beim Areopag gelegen haben
müsse. Ich bezeichnete deshalb schon vor drei Jahren (Athen.
Mitth. XVII S. 439) die tiefste Stelle südlich vom Areopag
als den Platz, wo nach meiner Ansicht das Dionysion auf Grund
der Nachrichten der alten Schriftsteller und namentlich des
Thukydides gesucht werden müsse. Dass gerade dort jetzt un-
ser altes Heiligtum des Dionysos und das Haus der lobakchen
thatsächlich gefunden sind, darf ich als wertvolle Bestätigung
für die Richtigkeit meiner Auffassung der Überlieferung an-
führen.
Was lehren die alten Schriftsteller über die genauere Lage
des Lenaion ?
1. Wir beginnen die Übersicht über die litterarischen Nach-
richten mit den zahlreichen Angaben der Lexikographen über
den Ort, wo vor der Erbauung des steinernen Theaters die
W. DOERPFELD
Bezirk des Lenaios vielmehr im Innern der Stadt gesucht wer-
den. C. Wachsmuth (Die Stadt Athen 11 S. 272) und W. Ju-
deich (Rhein. Museum XLY1I S. 53) setzen ihn daher noch
innerhalb der themistokleischen Stadtmauer südwestlich vom
Bezirk des Eleuthereus an. Sie wählen gerade diese Stelle im
Innern der Stadt, weil sie auch von der Voraussetzung aus-
gehen, dass die angeführte Stelle des Thukydides eine Lage
südlich von der Akropolis verlange.
Eine vollständig abweichende Ansicht über die Lage des
Lenaion findet sich bei J. Harrison (.Mythology and tnonu-
ments of ancient Athens S. 13), E. Maass [De Lenaeo et
Delphinio commentatio) und John Pickard [AmericanJour-
nal of arch. 1893 S. 56). Alle drei teilen die Ansicht, wel-
che ich seit Jahren in meinen athenischen Vorträgen und an-
derswo (z. B. Berliner phil. Wochenschrift 1890 S. 461) aus-
gesprochen habe, dass nämlich das Lenaion zwar im Innern
der Stadt, aber im Nordwesten der Akropolis in der Nähe der
Agora gelegen habe, ich suchte früher ebenso wie jene drei
den Bezirk zwischen dem Dipylon und dem Markte und
glaubte ihn in dem Διονύσου τέμενος bei Pausanias 1, 2,5 wie-
dererkennen zu dürfen. Später habe ich mich aber davon über-
zeugt, dass er weiter südöstlich beim Areopag gelegen haben
müsse. Ich bezeichnete deshalb schon vor drei Jahren (Athen.
Mitth. XVII S. 439) die tiefste Stelle südlich vom Areopag
als den Platz, wo nach meiner Ansicht das Dionysion auf Grund
der Nachrichten der alten Schriftsteller und namentlich des
Thukydides gesucht werden müsse. Dass gerade dort jetzt un-
ser altes Heiligtum des Dionysos und das Haus der lobakchen
thatsächlich gefunden sind, darf ich als wertvolle Bestätigung
für die Richtigkeit meiner Auffassung der Überlieferung an-
führen.
Was lehren die alten Schriftsteller über die genauere Lage
des Lenaion ?
1. Wir beginnen die Übersicht über die litterarischen Nach-
richten mit den zahlreichen Angaben der Lexikographen über
den Ort, wo vor der Erbauung des steinernen Theaters die