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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 21.1896

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Heft 1
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Furtwängler, Adolf: Eine altgriechische Porosstatue in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.38774#0013

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EINE ALT GRIECHISCHS POROSSTATUE IN MÜENCHEN

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der münchener Stein ist etwas grobkörniger und unter den
Muschelresten, die er wie jener enthält, finden sich einzelne
grössere, auch ‘ braust er mit Salzsäure stärker als jener’. Ei-
nen jenem mykenischen sehr ähnlichen Stein (d) fand Lepsius
‘am Thürpfosten im Eingang zum Männersaal auf der Burg
von Tiryns’. Der Stein, aus welchem der Plattenring und die
meisten der Grabstelen bestehen (c) ist ein ungleich gröberer,
der fast ganz aus Fossilien zusammengesetzt ist ‘ mit wenig
Sandstein dazwischen, die Poren mit Kalk versintert’.
Lepsius schliesst seine Ausführungen: ‘ Solche tertiären
Sandsteine wie a, b, c, d (die vier oben erwähnten Arten) habe
ich in der Umgegend von Mykenae in den dortigen tertiären
Ablagerungen anstehend gesehen; die Gesteine sind sosehr
charakteristisch, dass es wol kein Zweifel sein kann, dass alle
vier aus der Umgegend von Mykenae herstammen und dort
gebrochen sind; insbesondere würde man dort wol ein mit
dem Gestein b von der münchener Figur identisches Gestein
anstehend finden können’.
Danach besteht also die höchste Wahrscheinlichkeit, dass
die münchener Statue aus der Umgegend von Mykenae stammt
und dort gearbeitet worden ist.
Der Stil der Figur steht damit in vollem Einklang: denn er
stellt sich, wie schon bemerkt, als nächste Vorstufe zu dem
des Apoll, der in dem benachbarten Tenea gefunden ward,
dar. Auch lässt sich jedenfalls so viel behaupten, dass die Fi-
gur nicht in den Kreis der kleinasiatisch-ionischen Sculptu-
ren (Samos, Milet, Ephesos) und der von dort abhängigen
Werke gehört, indem sie im ganzen Charakter wie in der Bil-
dung des Einzelnen, namentlich des Auges, von ihnen ab-
weicbt. Näber steht sie wol dem neugefundenen argiviscben
Apollon von Delphi und auch den Poros- und ältesten Mar-
morsculpturen Athens.
Dargestellt ist ein unbärtiger Krieger. Das Haar ist kurz
gedacht, denn es kommt nirgends unter dem Helme zum Vor-
schein, weder hinten noch vorne. Athena ist dadurch ausge-
schlossen, indem sie in so alter Zeit nicht ohne herabfallen-
 
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