A. FURTWAEN&LER
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des Haar gebildet sein könnte. Doch ist auch der Ausdruck
des Kopfes ein entschieden männlicher und die Brust zeigt
keine Spur weiblicher Bildung.
Der Krieger hält in der Beeilten eine oder, wie aus einem
trennenden Striche hervorzugehen scheint, zwei Lanzen. Mit
der Linken, die abgebrochen ist, hält er den Bundschild ge-
rade vor den Körper. Der Schild hat einen mit Stabornament
gezierten Rand ; sein gewölbter Teil ist vollständig gefüllt von
einem Gorgoneion in Relief. Es ist dies ein Schildschmuck,
den wir im 7. bis 6. Jahrhundert mehrfach und zwar gerade
auf altkorinthischen, also in der Gegend, in welche wir die
Statue setzen, entstandenen Vasen finden1. Der Künstler hat
das Gorgoneion mit besonderer Liebe behandelt. Der Wutblick
ist vortrefflich dargestellt. Die glotzenden Augen sind kräftig
umrahmt, die hochgeschwungenen Brauenbogen sind stark
plastisch hervorgehoben ; am Nasenansatze bilden sich meh-
rere Falten. Am Augapfel ist die Iris als stark gewölbter Kreis
vom Weissen des Auges plastisch abgesetzt. Die von beiden
Seiten emporsteigenden in der Mitte sich treffenden Locken
bilden einen wie ein Ornament wirkenden festen Rahmen um
den oberen Teil des Gesichts. Der Künstler brauchte natür-
lich auch für die untere Hälfte etwas Ähnliches. Die erhalte-
nen Analogien lehren wie dies beschaffen war: es waren he-
rabhängende gelockte Barthaare, welche die untere Hälfte des
Kreises umgaben. Schlangen gehörten nicht zu diesem Typus,
welcher der in Chalkis, Korinth und dem alten Athen heimi-
sche ist2. Unser Gorgoneion ist, wenn auch tragmentirt, das
vorzüglichste aller erhaltenen^grösseren plastischen Beispiele
dieses Typus.
1 An folgenden altkorinthischen Vasen füllt das Gorgoneion wie an der
Statue die ganze Schildwölbung· und lässt nur den Rand frei: Arch. Zei-
tung 1863 Taf. 175; Annali dell’lnst. 1864 Taf. OP; Έφηρ-ερίς άρχ. 1885 Taf.
7; Jahrbuch des arch. Inst. 1892, VII, Taf. 1.
2 Vgl. meine Ausführungen in Roschers Lexikon der Mythologie I S.
1713 ff.
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des Haar gebildet sein könnte. Doch ist auch der Ausdruck
des Kopfes ein entschieden männlicher und die Brust zeigt
keine Spur weiblicher Bildung.
Der Krieger hält in der Beeilten eine oder, wie aus einem
trennenden Striche hervorzugehen scheint, zwei Lanzen. Mit
der Linken, die abgebrochen ist, hält er den Bundschild ge-
rade vor den Körper. Der Schild hat einen mit Stabornament
gezierten Rand ; sein gewölbter Teil ist vollständig gefüllt von
einem Gorgoneion in Relief. Es ist dies ein Schildschmuck,
den wir im 7. bis 6. Jahrhundert mehrfach und zwar gerade
auf altkorinthischen, also in der Gegend, in welche wir die
Statue setzen, entstandenen Vasen finden1. Der Künstler hat
das Gorgoneion mit besonderer Liebe behandelt. Der Wutblick
ist vortrefflich dargestellt. Die glotzenden Augen sind kräftig
umrahmt, die hochgeschwungenen Brauenbogen sind stark
plastisch hervorgehoben ; am Nasenansatze bilden sich meh-
rere Falten. Am Augapfel ist die Iris als stark gewölbter Kreis
vom Weissen des Auges plastisch abgesetzt. Die von beiden
Seiten emporsteigenden in der Mitte sich treffenden Locken
bilden einen wie ein Ornament wirkenden festen Rahmen um
den oberen Teil des Gesichts. Der Künstler brauchte natür-
lich auch für die untere Hälfte etwas Ähnliches. Die erhalte-
nen Analogien lehren wie dies beschaffen war: es waren he-
rabhängende gelockte Barthaare, welche die untere Hälfte des
Kreises umgaben. Schlangen gehörten nicht zu diesem Typus,
welcher der in Chalkis, Korinth und dem alten Athen heimi-
sche ist2. Unser Gorgoneion ist, wenn auch tragmentirt, das
vorzüglichste aller erhaltenen^grösseren plastischen Beispiele
dieses Typus.
1 An folgenden altkorinthischen Vasen füllt das Gorgoneion wie an der
Statue die ganze Schildwölbung· und lässt nur den Rand frei: Arch. Zei-
tung 1863 Taf. 175; Annali dell’lnst. 1864 Taf. OP; Έφηρ-ερίς άρχ. 1885 Taf.
7; Jahrbuch des arch. Inst. 1892, VII, Taf. 1.
2 Vgl. meine Ausführungen in Roschers Lexikon der Mythologie I S.
1713 ff.