EINE ALTGRIECHISCHE POROSSTATUE IN MUENCHEN 5
Der von dem schönen Gorgoneionschilde verdeckte Körper
der Statue ist nur flüchtig aus dem Rohen gehauen; kaum
dass die Arme abgesetzt und die Einsenkung des Rückgrates
angegeben ist. Der Hals ist unförmlich dick; eine horizontale
Linie deutet die Trennung von Hals und Brust und zugleich
wol den Rand des Gewandes oder Panzers an. Vielleicht dass
Bemalung einst noch zur Verdeutlichung half; erhalten ist von
ihr nichts. Der Kopf ist von plumper Grösse im Verhältniss
zu den schmalen Schultern. Der gebogene vorgestreckte rechte
Unterarm ist viel zu kurz. Man sieht: der Künstler ist noch
gar abhängig von seinem Steinblock,von dem er möglichst we-
nig wegnehmen will. Die Breite und Tiefe ist durch den Block
gegeben. Er hätte, um richtige Proportionen mit diesen gege-
benen Dimensionen zu vereinen, die ganze Figur wesentlich
kleiner anlegen müssen, ln dem durch die decorative Kunst
ausgebildeten Reliefbild des Gorgoneions leistet der Künstler
Ausgezeichnetes: die statuarische Steinplastik macht ihm noch
grosse Schwierigkeiten.
Der Kopf ist von einem plumpen unförmlichen Helme be-
deckt. Es ist ein Helm des sog. korinthischen Typus, der aber
noch des Nasenschirmes entbehrt und vorn über der Stir-
ne gerade abschliesst. Der Winkel des Augenausschnittes ist
durch ein altertümliches Voluten- und Palmettenornament ge-
schmückt. Der Helm hat nur eine geringe Einziehung nach
dem Nacken zu. Ähnliche schwerfällige korinthische Helme,
jedoch mit Nasenschirm, sind in Olympia gefunden worden1.
Altertümliche Bildwerke lehren uns indess auch die Form
ohne Nasenschutz kennen. Solche Helme wie unsere Figur ei-
nen trägt haben schon die Krieger auf der grossen dem Dipy-
lonstil noch sehr nahen Amphora der 1 Phaleron-Gattung ’
vom Hymettos in Berlin2. Auf einer der grossen melischen
Vasen3 trägt einer von zwei Kriegern eben diesen Helm, der
( Vgl. Olympia IV, Die Bronzen, Nr. 1015 nebst Text S. 166.
2 Jahrbuch des arch. Inst. 1887, II, Tat. 5.
3 Conze, Melische Tbongefässe Tat, 3.
Der von dem schönen Gorgoneionschilde verdeckte Körper
der Statue ist nur flüchtig aus dem Rohen gehauen; kaum
dass die Arme abgesetzt und die Einsenkung des Rückgrates
angegeben ist. Der Hals ist unförmlich dick; eine horizontale
Linie deutet die Trennung von Hals und Brust und zugleich
wol den Rand des Gewandes oder Panzers an. Vielleicht dass
Bemalung einst noch zur Verdeutlichung half; erhalten ist von
ihr nichts. Der Kopf ist von plumper Grösse im Verhältniss
zu den schmalen Schultern. Der gebogene vorgestreckte rechte
Unterarm ist viel zu kurz. Man sieht: der Künstler ist noch
gar abhängig von seinem Steinblock,von dem er möglichst we-
nig wegnehmen will. Die Breite und Tiefe ist durch den Block
gegeben. Er hätte, um richtige Proportionen mit diesen gege-
benen Dimensionen zu vereinen, die ganze Figur wesentlich
kleiner anlegen müssen, ln dem durch die decorative Kunst
ausgebildeten Reliefbild des Gorgoneions leistet der Künstler
Ausgezeichnetes: die statuarische Steinplastik macht ihm noch
grosse Schwierigkeiten.
Der Kopf ist von einem plumpen unförmlichen Helme be-
deckt. Es ist ein Helm des sog. korinthischen Typus, der aber
noch des Nasenschirmes entbehrt und vorn über der Stir-
ne gerade abschliesst. Der Winkel des Augenausschnittes ist
durch ein altertümliches Voluten- und Palmettenornament ge-
schmückt. Der Helm hat nur eine geringe Einziehung nach
dem Nacken zu. Ähnliche schwerfällige korinthische Helme,
jedoch mit Nasenschirm, sind in Olympia gefunden worden1.
Altertümliche Bildwerke lehren uns indess auch die Form
ohne Nasenschutz kennen. Solche Helme wie unsere Figur ei-
nen trägt haben schon die Krieger auf der grossen dem Dipy-
lonstil noch sehr nahen Amphora der 1 Phaleron-Gattung ’
vom Hymettos in Berlin2. Auf einer der grossen melischen
Vasen3 trägt einer von zwei Kriegern eben diesen Helm, der
( Vgl. Olympia IV, Die Bronzen, Nr. 1015 nebst Text S. 166.
2 Jahrbuch des arch. Inst. 1887, II, Tat. 5.
3 Conze, Melische Tbongefässe Tat, 3.