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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 13.1874

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— aber kein Mammuth, kein Rennthier. Sonderbarer Weise fanden
sich in grosser Anzahl beisammen die zwischen den Rückenwirbeln des
Menschen liegenden Knochenscheibchen (Epiphysen), als ob sie zu einem
Spielwerk gedient hätten.
Wenn der beinerne Dolch diese Menschen denen nahe stellt, deren
Spuren wir unter oder in dem Löss gefunden haben, so nähert der
Bronzepfeil (vorausgesetzt, dass er denselben Besitzer hatte) diesen uns
wieder um Jahrtausende.
Wir haben jetzt noch eine dritte Gruppe von Menschen zu be-
trachten, die nämlich, welche um den Herrenplatz den Abschnittswall
erbaut haben. Als ich demselben durch die Büsche bis zu der freien
Stelle, wo man eine herrliche Rundsicht geniesst, gefolgt war, fand
ich in der schwarzen Erde der zahlreichen Maulwurfshaufen mancherlei
kleine Gefässscherben und auch ein Steinmesser — und beim Nach-
graben und Durchgraben der Wallterrasse fänden sich ersterer noch
viele: an 50 Pfd. auf einem Flächenraum von 80 Quadrat-Meter. Es
war eine rauhe mit Steinchen versetzte dicke schwarzgeräucherte Masse,
deren Bruchstücke auf grosse Gefässe hinwiesen und verziert waren mit
mancherlei Ornamenten, die bald durch aufgelegte und festgekniffene
Nudeln, bald durch Eindrücke der Fingernägel, bald durch Schraffirung
wie mit einem stumpfen Besen entstanden waren; einige kleinere und
feinere, glänzend schwarze aber waren durch Eindrücken von gewun-
denen Bronzearmbändern verziert und wiesen hierdurch entschieden, auch
ohne dass sich irgend ein Bronzeschmuck fand — auf die Bronzezeit
hin. — Einige Stücke hatten im Innern einen glatten weisslichen und
röthlichen Beguss (Engobage). — Menschliche Knochen fanden sich
keine, die thierischen gehörten dem Pferd, einem Wiederkäuer, dem
Schwein, dem Wildschwein, dem Hirsch und dem Rehe an — aber
keinem Raubthier, keinem Mammuth oder Rennthier.
Geehrte Anwesende, gestatten Sie mir jetzt noch einen raschen
Ueberblick über Das, was wir bis hierher besprochen haben.
Wollen wir nach den wenigen Fundstücken das Alter der drei
geschilderten Oertlichkeiten mit einander vergleichen, so würden wir
sagen, bei Weitem am ältesten sind die, deren Spuren wir in und unter
dem Löss der Wildscheuer trafen. Weit später folgen die, welche das
Wildhaus bewohnten, und noch jünger sind die, welche den Burgwall
erbaut, sie haben ihre Todten in den Löss der Wildscheuer eingesenkt
und zwar vor dem Auftreten der Römer am Rhein.
Ich sprach vom Löss, der eine Bevölkerung bedeckt, die mit dem
Mammuth und Rennthier gelebt hat.

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