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Büsten im öapitpl, in.Wien, JMantua. 19

Dies giebt ihm einen stupid-sinnlichen Ausdruck, wie einem Men-
schen, den der Weingenuss zu überwältigen anfängt, ein Zug, der
das durch die Formen Angedeutete gleichsam noch vergeistigt, und
den man gerne als ursprünglich ansehen möchte. Ausserdem steht
der Kopf in einigen nicht unwesentlichen Punkten (dem runderen
Contour, der zurückgelehnten Stirn, der gebogenen Nase) den Münz-
typen näher als die zuerst genannte Gruppe, so dass jedenfalls eine
Beziehung zwischen beiden statuiert werden muss, obgleich auch
hier Differenzen vorhanden sind (höhere Proportionen als auf den
Münzen, ein völliger gebildeter Wirbel). — Den Formen nach nahe
verwandt damit ist der eine Mantuaner Kopf (11), der indes wieder
links aufwärts gerichtet ist. — Von dem porphyrnen in Lansdowne
House (29) habe ich nur angemerkt, dass er stark an die Münzen
anklingt; ob in der gleichen Weise wie die vorigen, weiss ich nicht.
Üebrigens wird man bei ihm schwerlich an Echtheit denken dürfen.

Die vollkommene Erhaltung des Wiener und des Mantuaner
Kopfs muss uns natürlich, mit Rücksicht auf die im Allgemeinen
berechtigte Prevention gegen die Echtheit der Viteiliusköpfe über-
haupt , auch hier zur Vorsicht mahnen. Indes bekenne ich mich
einstweilen noch zu denen, welche an das Altertum dieser beiden
glauben. Es ist ja überhaupt zweifelhaft, und meines Wissens noch
nie im Zusammenhang untersucht worden, ob und inwieweit man
die Erfindung von dergleichen Charakter köpfen den Künstlern des
15. und 16. Jahrhunderts zuschreiben darf1. Und wenn das in
unserem Verzeichnis aufgeführte Tolosaner Köpfchen von rotem
Thon (45), dessen Bedeutung nicht angefochten, wirklich in einem
Grab gefunden, so wäre für den Vitelliustypus der antike Ursprung
erwiesen. Wie dem aber sein mag, so haben die zwei genannten
Köpfe einen Stil und Charakter der Arbeit, welcher meines Er-
achtens mehr an den Stil des Altertums, als an den des Cinque-
oder.Seicento erinnert.

In Beziehung auf das Material herrscht eine etwas grössere
Mannigfaltigkeit als sonst gewöhnlich, was offenbar mit der moder-
nen Entstehungszeit der meisten Bildnisse im Zusammenhang steht.
So sind einige von geädertem oder fleckigem Marmor (Paris
19, Madrid 22, München 40), zwei von Porphyr (Wien 42,
Lansdowne House 29), eines von schwarzem Marmor (Berlin 36),
eines von Terracotta (Toulouse 45), und nicht weniger als fünf von
Bronze (Museo arqueol. in Madrid 26, Apsley House in London
28, Venedig 14, zwei kleine im Bargello zu Florenz 9. 10).

. meine Rom. Ikonogr. IT. p. 217.
 
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