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44 Julia, die Tochter des Titus.

wischt und jedenfalls nicht nach der hässlichen Seite hin ausgebildet
war. Die rasende Leidenschaft des Domitian lässt im Gregenteil
auf eine mehr als gewöhnliche Schönheit schliessen l.

Die MÜXZEX mit dem Kopf der Julia (Münztaf. II. Nr. 5—8)
sind leider kein hinreichendes Kriterium für die Bestimmung ihrer
Porträts, da die Typen mannigfach variieren. Stabil ist nur die
Frisur der Vorderhaare, welche, immer kurz geschnitten und ge-
kräuselt, eine Art von Lockenwulst über der Stirn bilden, doch
nicht in besonders ausladender Weise und niemals so, dass der Wulst
zu einem scharfkantigen oder schildförmigen Diadem emporsteigt
(oben p. 41). Hinten treffen wir bald noch den Zopf (wie auf den
Denaren und Goldstücken), bald einen kleinen zierlichen Nacken-
knauf oder ein am Wirbel sitzendes unterbundenes Nest (Mittel-
bronzen). In Bezug auf die Gesichtszüge ist es schwer, etwas all-
gemein Giltiges zu sagen. Den vollen flavischen Typus zeigen
namentlich einige Mittelbronzen mit dem Nest.

Diese Unbestimmtheit würde gehoben, wenn wir annehmen
dürften, dass auch der bekannte Kopf auf dem Aquamarin oder
Berge ristall des Euodos im Cabinet des medailles zu Paris
(Chabouillet Nr. 2089; Cades "V. 434)2 die Tochter des Titus dar-
stelle. Denn hier sind alle Formen mit ungewöhnlicher Schärfe
und das ganze Bildnis in viel grösserem Massstab als auf den Münzen
gegeben. Das Altertum des Steines ist hinreichend verbürgt, da
er schon in der Zeit Karls des Grossen nachzuweisen ist. Nur
glaubt Furtwängler aus der Vergleichung jüngerer und älterer Gips-
abdrücke abnehmen zu müssen, dass am Anfang dieses Jahrhunderts
in Paris eine Copie an die Stelle des Originals getreten sei.

Was seine Bedeutung betrifft, so weist die Haartracht ziem-
lich bestimmt auf flavische, höchstens noch auf den Anfang tra-
janischer Zeit: Um die Stirn ein hoher Aufbau von Kräusellocken,
welcher rückwärts durch einen senkrecht stehenden, breiten, metal-
lenen Keif (ohne Zweifel ein Diadem, obgleich es aus Mangel an
Kaum nicht über die Stirnfrisur hinausragt) abgeschlossen ist; hinten
ein Haarnest von etwas geschwungenem Contour. Wenn die Form

1 Bloss der plastischen Darstellung gilt das überschwengliche Lob, das
einer ihrer Statuen gezollt wird, bei Martial VI. 13:

Quis te Pkidiaco formatam, Julia, coelo
Vel quis Pallaäiae non putet artig opu*.

2 Abg. Stosch Gemmae cael. 33; Braeci Memor. IT. 73; Mongez Icono-
graphie pl. 35. 3; ilüll er-Wiesel er I. 381; Lenormant leonogr. 22. 12; Furt-
wängler im Jahrb. des arch. Instit. III. 1888, Taf. 11. 4. p. 319. Vgl. Brunn
Gesch. der griech. Künstler IL p. 499.
 
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