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.Seine äussere Erscheinung. 53

Im Uebrigen war er schön und voll Anstand, besonders in seiner
Jugend, und zwar am ganzen Körper, die Füsse ausgenommen,
deren Zehen zu kurz waren; später wurde er auch durch eine Glatze
entstellt, durch einen dicken Bauch im Gegensatz zu dünnen Schenkeln,
welch letztere in Folge von langer Krankheit mager geworden waren.
Er hatte so sehr das Bewusstsein, durch die schüchterne Röte seines
Antlitzes empfohlen zu werden, dass er einst selbstgefällig im Senat
sagte: Bis jetzt wenigstens wäret ihr mit meiner Gesinnung und
mit meiner Miene zufrieden." — Das häufige Erröten, das von Un-
kundigen für ein Zeichen von. Bescheidenheit genommen wurde.
erwähnen auch andere Schriftsteller 1. In Wahrheit suchte er sich
damit gegen die Scham zu wappnen ?.

In Bezug auf die Calvities ist zu bemerken, dass sie durch die
Münzen nicht bestätigt wird, auch nicht durch die seiner letzten
Jahre. Allein etwas Wahres muss doch daran gewesen sein, nicht
bloss weil Sueton in demselben Capitel noch weitere darauf bezüg-
liche ^Notizen mitteilt3, sondern weil Domitian auch bei Juvenal4
und Ausonius 5 Nero calvus genannt wird.

Wesentlich den Gesichtsausdruck betonend, dies aber in ent-
schieden ungünstiger Weise, sagt der jüngere Plinius ü von ihm:
..Sogar seine Begegnung und sein Anblick flössten Schrecken ein;
auf der Stirn Hochmut, in den Augen Jähzorn, eine unmännlich
blasse Hautfarbe (femineus potior) am Körper, das Gesicht schamlos
und an vielen Stellen rot unterlaufen (multo rubore sufftisa).u Wie
man sich die Verschmelzung des pattor mit dem rubor und der
Impudentia mit der modestia zurechtzulegen hat, wollen wir hier
nicht untersuchen.

Wenn Fea (bei Winckelmann W. VI. 2. p. 290) ausserdem
von den besonders gebildeten Zähnen als einem eigentümlichen Kenn-
zeichen des Domitian spricht, so scheint er dies ohne hinlänglichen
Grund aus den vorhandenen Bildnissen abstrahiert zu haben.

1 Tacit. Histor. IV. 40: Crebrct oris eonfusio pro modestia accipiehatur.

2 Tac. Agric. 48: Rubor quo se contra pudorem muniehat.

3 Calvitio Ua offendebatur, ut in contumeliam suam traheret, si cui alii
joco vel jurgio objectarettir; quamvis libello, quem- de cura capiUorum ad amicum
edidit, haec etiam, stimul illum seque consolanx, inseruerU:

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Kadern me tarnen manent capillorum fata, et forti animo fero comam in adules-
centia senescentem. Scias nee gratius quieqifffm decore nee brevius.

4 luv. Sat. IV. 38; vgl. 137.

r' Auson. De XII. Cäesaribus Monost.
fi Plin. Paneg. Cap. 48.
 
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