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Ihr Alter. Münzen. 63

mordung ihres Gemahls, um die sie wahrscheinlich gewusst hat,
rechtzeitig vor ihrem eigenen Sturz.

Im Jahr 140 (unter Antonirius Pius), wahrscheinlich nicht lange
nach ihrem Tode, errichteten ihr zwei Freigelassene in Gabii ein
kleines Heiligtum, das bekanntlich mit der Weihinschrift und mit
einer männlichen Büste (ohne Zweifel der ihres Vaters Corbulo) 1
im Jahre 1792 wieder aufgefunden wurde, leider ohne dass ihr
eigenes Bildnis dabei zum Vorschein kam. Sie scheint also ca.
80 Jahre alt geworden zu sein. Die Inschrift2 beweist, dass ihr
die Ehre der Vergötterung nicht zu Teil wurde. Doch hatte sie im
zweiten Regierungsjahre des Domitian den Titel Augusta ei'halten.

MÜNZEN. — Auf den ziemlich seltenen Münzen (Münztaf. II.
12—15), unter denen aber alle drei Metalle und Moduli vertreten
sind, erscheint Domitia mit der gleichen Frisur wie Julia, nur mit
dem Unterschied, dass bei ihr die Hinterhaare meist in einem Zopf
auf den Nacken fallen. Wo dieselben ausnahmsweise aufgesteckt
sind, wie auf der schönen Berliner Grossbronze (Münzt. II. 13),
bilden sie ein den ganzen Wirbel bedeckendes, nicht unterbundenes
Nest. Die griechische Münze mit dem idealisierten Domitiakopf
bei Lenormant (Icon. pl. 24. 6) 3, welche ein freieres Arrangement
der Haare zeigt, ist in Bezug auf ihren Bildnischarakter wohl ohne
alle Zuverlässigkeit. Noch weniger können die kleinen Bronzen,
wo Domitia als Ceres gefasst ist, in Betracht kommen.

In Bezug auf das Gesicht geben ihr die Münzen eher starke
Züge, ein senkrechtes Profil, eine vorgewölbte oder steile Stirn,
eine gebogene, oft fast höckerige Nase mit Einschnitt an der Wurzel
und ein spitzes, vorstehendes Kinn. Auf den Denaren ist ihr Bildnis
dem ihres Gemahls angenähert. Von ihrer Nichte Julia scheint sie
sich hauptsächlich durch die Krümmung der Nase und das mar-
kiertere Kinn zu unterscheiden.

Visconti und Mongez scheinen mir in dem, was sie über das
Bildnis der Domitia gesagt, nicht sehr, glücklich gewesen zu sein,
weder in dem, was sie aufgestellt, noch in dem, was sie zurück-
gewiesen haben. In der Iconögraphie romaine pl. 35. 5. 6 figuriert
als zutreffendstes Paradigma der Kopf einer herculanischen Bronze-
statue in Neapel4, mit Schleier über dem Hinterhaupt und claudisch

1 Vgl. Rom. Ikonogr. I. p. 272.

2 Visconti Pio Clem. VI. Taf. 62; Wilm. Exempl. 752.
s Mionnet VI. p. 686. Nr.. 489.

4 Clarac pl. 982 B. 2274 L.-
 
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