Statuarische Schemata. g7
Louvre 6. 7). Eines der berühmtesten Bildnisse, die Statue auf
der Trajanssäule. stellte ihn notorisch im Panzer dar (s. oben p, 75).
Und auch auf den Reliefs dieser Säule (67), sowie auf den sonstigen
auf ihn bezüglichen Denkmälern erscheint er meist im Panzer, hier
freilich schon deswegen, weil es der Gegenstand mit sich bringt.
Aber Trajan war eben überhaupt noch vor dem Kaiser ein ruhm-
liebender Soldat und Feldherr, und so musste die Panzerstatue not-
wendig das charakteristische Schema für ihn werden. Wir werden
daher auch geneigt sein, diejenigen Köpfe, die zum Aufsetzen auf
Statuen gearbeitet sind, wie z. B. den Münchner (57), in erster
Linie als Ueberreste von dergleichen Denkmälern zu fassen. —
Togastatuen mit und ohne Verschleierung des Hinterhauptes kamen
natürlich ebenfalls vor, aber sie waren gewiss in der Minderzahl
und standen zu jenen etwa in demselben Verhältnis, wie die Toga-
figuren auf der Trajanssäule zu den dort vorkommenden bepanzerten.
— Von Statuen in heroischer Nacktheit sind keine sicheren Reste
erhalten; denn die in Landsdowne House (9) mit dem Gewand-
motiv des belvederischen Hermes hat sicher einen fremden Kopf.
Ob das zweifelhafte Tolosaner Bildnis (44) mit der nackten Brust
auf eine solche zurückgeht, muss dahingestellt bleiben.
Auch von Reiterstatuen und Quadrigen ist in Bundwerken
Alles fast spurlos untergegangen. Nur ein Pferdeimf von der einst
auf dem Bogen von Ancona stehenden Reiterstatue soll nach "Wmckel-
mann 1 im dortigen Rathaus noch aufbewahrt werden. Dagegen
haben sich Reiterdarstellungen auf Reliefs (Trajansäule, Constantins-
bogen) und Münzen erhalten und Anlass gegeben, auch analoge
Gemmenbilder auf Trajan zu deuten, z. B. den schönen Amethyst-
Intaglio zu Neapel Nr. 247 (Cades V. 463)2: Ein geharnischter
Reiter mit erhobenem Schwert, einen nackten Gegner zu Boden
rennend; ganz wie der Kaiser auf dem Goldstück bei Lenormant
leonogr. pl. 27. 10, nur hier von der Gegenseite. Da dieser Münz-
typus erst seit Trajan vorkommt, der Reiter auf jener Gemme aber
bartlos ist und die Arbeit derselben zu schön. um ins 4. Jahr-
hundert, wo die Bartlosigkeit wieder Sitte wird, versetzt zu werden.
so liegt allerdings ein gewisser Grund vor, die Darstellung auf
Trajan zu beziehen, zumal wenn man sich erinnert, dass er auch auf
dem Innenbild des Constantinsbogens in ähnlicher Situation erscheint.
Insofern brauchte Winckelmann3 den Gedanken des Maffei, der
1 Winckelmann's "W. VI. 1. p. 282.
2 Abg. Lenormant leonogr. pl. 28. 7.
3 'Winckelmann's W. VI. 1. p. 284.
Louvre 6. 7). Eines der berühmtesten Bildnisse, die Statue auf
der Trajanssäule. stellte ihn notorisch im Panzer dar (s. oben p, 75).
Und auch auf den Reliefs dieser Säule (67), sowie auf den sonstigen
auf ihn bezüglichen Denkmälern erscheint er meist im Panzer, hier
freilich schon deswegen, weil es der Gegenstand mit sich bringt.
Aber Trajan war eben überhaupt noch vor dem Kaiser ein ruhm-
liebender Soldat und Feldherr, und so musste die Panzerstatue not-
wendig das charakteristische Schema für ihn werden. Wir werden
daher auch geneigt sein, diejenigen Köpfe, die zum Aufsetzen auf
Statuen gearbeitet sind, wie z. B. den Münchner (57), in erster
Linie als Ueberreste von dergleichen Denkmälern zu fassen. —
Togastatuen mit und ohne Verschleierung des Hinterhauptes kamen
natürlich ebenfalls vor, aber sie waren gewiss in der Minderzahl
und standen zu jenen etwa in demselben Verhältnis, wie die Toga-
figuren auf der Trajanssäule zu den dort vorkommenden bepanzerten.
— Von Statuen in heroischer Nacktheit sind keine sicheren Reste
erhalten; denn die in Landsdowne House (9) mit dem Gewand-
motiv des belvederischen Hermes hat sicher einen fremden Kopf.
Ob das zweifelhafte Tolosaner Bildnis (44) mit der nackten Brust
auf eine solche zurückgeht, muss dahingestellt bleiben.
Auch von Reiterstatuen und Quadrigen ist in Bundwerken
Alles fast spurlos untergegangen. Nur ein Pferdeimf von der einst
auf dem Bogen von Ancona stehenden Reiterstatue soll nach "Wmckel-
mann 1 im dortigen Rathaus noch aufbewahrt werden. Dagegen
haben sich Reiterdarstellungen auf Reliefs (Trajansäule, Constantins-
bogen) und Münzen erhalten und Anlass gegeben, auch analoge
Gemmenbilder auf Trajan zu deuten, z. B. den schönen Amethyst-
Intaglio zu Neapel Nr. 247 (Cades V. 463)2: Ein geharnischter
Reiter mit erhobenem Schwert, einen nackten Gegner zu Boden
rennend; ganz wie der Kaiser auf dem Goldstück bei Lenormant
leonogr. pl. 27. 10, nur hier von der Gegenseite. Da dieser Münz-
typus erst seit Trajan vorkommt, der Reiter auf jener Gemme aber
bartlos ist und die Arbeit derselben zu schön. um ins 4. Jahr-
hundert, wo die Bartlosigkeit wieder Sitte wird, versetzt zu werden.
so liegt allerdings ein gewisser Grund vor, die Darstellung auf
Trajan zu beziehen, zumal wenn man sich erinnert, dass er auch auf
dem Innenbild des Constantinsbogens in ähnlicher Situation erscheint.
Insofern brauchte Winckelmann3 den Gedanken des Maffei, der
1 Winckelmann's "W. VI. 1. p. 282.
2 Abg. Lenormant leonogr. pl. 28. 7.
3 'Winckelmann's W. VI. 1. p. 284.