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Münzen. Einstige Denkmäler. 1(53

sondern mit Wohlwollen und Milde gepaart; wie denn ausdrücklich
gesagt wird, die Liebe zur Philosophie habe ihn von der Teilnahme
an den öffentlichen Schauspielen und von Körperübungen abgezogen,
und ihn ernst und gesetzt gemacht, ohne doch seine Leutseligkeit
gegen Fremde und selbst gegen minder bekannte Personen zu be-
einträchtigen1. Herzensgüte und Milde werden überall als die
Quintessenz seines Wesens bezeichnet.

MÜNZEN. — Das Bildnis des Marc Aurel findet sich zuerst
auf Münzen des Jahres 139, also kurz nach seiner Adoption, wo er
noch ein achtzehnjähriger Jüngling war, und von da an jedes Jahr
auf weiteren Emissionen, so dass man es, die Kindheit und Knaben-
zeit abgerechnet, durch alle Phasen seines Lebens verfolgen kann,
anfangs völlig bartlos, dann mit ringsum sprossendem Flaum, dann
mit kürzerem und endlich mit längerem Vollbart. Das Haar kraus-
gelockt und dicht, die Stim nicht steil, im Gegenteil etwas zurück-
weichend, die Nase kräftig, früher nur wenig, später mehr von der
Stirnlinie abweichend, das Auge gross und vorquellend mit hoch-
gewölbten Brauen, das Kinn des Jünglings spitz und mager, der
Bart des Mannes in Flammenspitzen sich verteilend.

Einstige Denkmäler. — Von der unendlichen Zahl dereinst
vorhandenen Bildnisse können wir uns namentlich aus einer Stelle
des Capitolinus 2 einen Begriff machen, wo er sagt: „Nicht genug,
dass ihm alle Kreise der Bevölkerung göttliche Verehrung ange-
deihen Hessen, man erklärte den für einen Gottesverächter, der
nicht ein Bild von ihm {imaginem ejus) in seinem Hause aufgestellt
hatte, wenn seine Verhältnisse es ihm zuliessen." Dass dabei in
erster Linie an Porträt-Medaillons zu denken sei, wie Stark meint,
wird man kaum behaupten dürfen. In den Privathäusern war ohne
Zweifel die Büstenform das Gewöhnliche, und in den reicheren
kamen auch Statuen dazu, wie ja Capitolinus unmittelbar darauf die
Notiz hinzufügt: Bodkque in multis domibus Marci Antonini statuae
consistunt inter deos penates. Das hodie bezieht sich auf den An-
fang des 4. Jahrhunderts, in welcher Zeit in der That M. Aurel
wie auch Antoninus Pius noch in so gutem Andenken standen, dass
Constantin der Grosse ihnen neuerdings goldene Bildsäulen errichten
Hess3. Silberne Statuen im Tempel der Venus und Koma, die ihm
der Senat beim Tode seiner GemahHn Faustina zuerkannte (175),

1 Seriumque et gravem reddhlit, von tarnen prorsus libölita
täte etc. Capit. M. Ant. 4.

2 Cap. M. Ant. 18.

3 Laraprid. Heliogab. 2.
 
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