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220 Lucius Veras.

zu bezweifeln. Beidemal derselbe ausgesprochene Porträttypus mit
vollem in die Stirn gekämmtem Haar und einem dem L. Veras
ungefähr entsprechenden Bart. Weniger sicher ist, ob auch der
Opfernde in der mittleren Scene, welcher jugendlich und unbärtig,
mit jenen beiden identificiert werden darf. Labus, der dies für aus-
gemacht hält und in den drei Hauptpersonen jeweilen den L. Veras
erkennt, deutet die Darstellung folgender Massen: In der Mitte
feierliches Opfer des jungen Fürsten hei Anlass seiner Bekleidung
mit der Toga virilis oder bei Empfang des Titels Princeps juventutis;
rechts Vermählung mit Lucilla; links Einsetzung des Sohaemos auf
den armenischen Thron.

So ungeschickt nun eine solche Anordnung der drei Scenen
wegen der Zwischenstellung des jugendlichen Opferers zwischen dem
Ehemann und Eeldherrn erscheinen muss, so könnte dies doch nicht
als ein Grund gegen die Zulässigkeit der Deutung geltend ge-
macht werden, weil die Identität der drei Figuren in der That
Manches für sich hat und man also auch bei anderer Erklärung die
Seltsamkeit der Anordnung mit in Kauf nehmen rauss. Dagegen
ist die Beziehung auf L. Veras insofern anzufechten, als das Haar
in allen drei Fällen ausgesprochener Massen schlicht und die Nase
stark gebogen ist, so dass kaum von einer physiognomischen Aehn-
lichkeit die Rede sein kann, welche zu erreichen dem Künstler der
Sarkophagplatte doch keine Schwierigkeiten geboten hätte. Und
ebensowenig ist bei der verhüllten Braut eine bestimmte Bildnis-
ähnlichkeit mit Lucilla zu erkennen. Entschieden falsch ist die Er-
klärung der Scene links als Einsetzung des Königs Sohaemos auf den
armenischen Thron. Weder ist die Erteilung einer besonderen Ehre
oder Würde in der Geberde des Kaisers, noch die Gewärtigung
einer solchen in der Haltimg der ihm nahenden Gestalten ange-
deutet. Sondern es ist offenbar eine besiegte Barbarenfamilie, welche
sich gnadeflehend und Gnade empfangend dem Sieger unterwirft.
Da also die ikonographischen und sachlichen Gründe hinfällig sind,
so könnte höchstens noch die Herkunft des Reliefs von einem Monu-
ment des L. Verus oder seines Mitkaisers die erwähnte Deutung
einigermassen stützen. Und das hatte denn auch Labus im Auge, als
er die Vermutung aufstellte, die Reliefplatte stamme vom Triumph-
bogen des M. Aurel am Corso, dem sogen. Arco di Portogallo. Die
Vermutung entbehrt aber, wie schon Rossbach nachgewiesen1, jeg-
licher Begründung, womit für die Sache genug gesagt ist2.

Rom. Hochzeits- und Ehedenkmäler p. 153 ff.
1 Dieselbe Darstellung mit einem anderen Porträt und mit Zwischen-
 
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