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222 Lucilla.

auf einigen Münzen erscheinende Stumpfnäschen wird durch andere
wieder dementiert. Immerhin möchte sie eine kleinere (nicht ge-
hogene) Nase und ein weniger spitzes Profil als Faustina gehabt
haben. Der Winkel zwischen Kinn und Hals geht über einen rechten
nicht viel hinaus.

Auf alleiniger Grundlage der Münzen lassen sich für die

Lucillabildnisse nur sehr vage Vermutungen aufstellen. Um so
sorgfältiger wird man auf jedes Moment achten, welches irgend
sonstwie zur Bestimmung ihrer Bildnisse beitragen könnte.

Nun befindet' sich im Kaiserzimmer des Capitols eine weib-
liche Büste Nr. 42 (abg. Bottari II. 46) *, mit abnehmbarer Perücke
von schwarzem Marmor, welche jene uns schon von der jüngeren
Faustina her bekannte, aber auch bei Lucilla vorkommende Haar-
tracht der stark gewellten Stirnscheitel mit niedrig sitzendem Nacken-
knauf aufweist. Diese Büste soll zusammen mit einem L. Verus
in Smyrna gefunden und von einem Capuziner nach Rom gebracht
worden sein, eine Angabe, welche dann ausserdem noch in Beziehung
gesetzt wird zu der Vermählungsfeier des kaiserlichen Paares zu
Ephesos im Jahr 164 2. Welches die betreffende L. Verus-Büste,
weiss ich nicht. Platner (a. unten a. 0.) behauptet, es sei die da-
neben aufgestellte im Kaiserzimmer (oben p. 208. Nr. 14). Aber
er steht damit im Widerspruch mit Bottari, nach welchem diese
Büste vielmehr zu dem Fund von Lanuvium gehört. Und da es
der einzige L. Verus im Capitol, so muss der in Smyrna gefundene,
wenn er anders mit nach Italien kam und nicht etwa identisch ist
mit dem noch jetzt dort aufbewahrten (61), in ein anderes Museum
oder in Privatbesitz übergegangen sein. Ganz unglücklich war es,
die Bildnisse mit der Vermählungsfeier in Ephesos in Verbindung
zu bringen; denn der weibliche Kopf ist in einem Alter dargestellt
(fast matronal), das mindestens 20 Jahre über jenen Zeitpunkt
hinaus liegt. Man muss sich im Gegenteil fragen, ob Lucilla über-
haupt ein solches Alter erreicht haben kann. Demnach bleibt zur
Stütze der herkömmlichen Benennung sehr wenig übrig: Nur eine
mitgefundene L. Verus-Büste, von der es ganz ungewiss, ob sie sich als
Gegenstück der angeblichen Lucilla und damit als zusammengehörig
präsentierte. Denn die vorhin genannte capitolinische Büste z. B.,

1 Righetti Camp. I. 162.

2 Fu trotato questo marmo in Smirne con quello di Lucio Vera suo murito,
il quäle la sposd in Efeso, e fu portato in Italia da un Paare Capuccino al
Cardinale Giuseppe Renata Imperiali, donde poi e passato' nel'nostro Museo.
Bottari II. p. 44. Vgl. Platner in der Beschr. der St. Rom III. 1. p- 201. 40-
 
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