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Alter der unbärtigen Bikinisse. Commodus in ganzer Figur. 241

heit, mit demselben lockigen Haar und den vorquellenden Augen,
welche wir oben bei seinen bärtigen Bildnissen getroffen haben.
Winckelmann 1 glaubte den Typus noch mit dem Alter, in welchem
Commodus den Thron bestieg, also mit 19 Jahren vereinigen zu
können, was eine Erklärung an die Hand gäbe, warum so viele
Exemplare davon vorhanden sind. Sie wären eben dann alle bei
Anlass dieses Ereignisses gemacht worden, während sonst grade
dieser Zeitpunkt unter den Denkmälern keine oder nur eine sehr
spärliche Vertretung hätte. Es ist ein ähnlicher Fall wie bei Marc
Aurel, dessen Knabendarstellungen man ebenfalls noch gern mit
seinem Cäsarentum (17jährig) in Verbindung bringen möchte (oben
p. 181 f.). Indes gestehe ich, was mir dort noch vereinbar schien,
angesichts der jugendlichen Köpfe des Commodus kaum mehr für
zulässig zu halten. Der Typus an sich und die entsprechenden
Münzbilder weisen meiner Ansicht nach auf eine etwas frühere
Zeit. Auch war er nach Herodiana bei seinem Regierungsantritt
bereits mit einem sprossenden Barte geschmückt.

Abzuweisen ist clie Bezeichnung Commodus bei Jünglings-
köpfen wie dem im brit. Museum, Rom. Gall. Nr. 22 (abg. Anc.
Marbl. X. pl. 16), dem in AVoburn Abbey (Mich. p. 752 Nr. 222),
und ebenso bei dem fiaumbärtigen in Madrid (Hübner 21G), welcher
vielmehr Geta darstellt.

Von Darstellungen in ganzer Eigur kommt nach Aus-
scheidung des falsch Benannten und Zweifelhaften sehr wenig in
Betracht.

Die unbärtige gabinische Togastatue im Louvre (39) hat einen
aufgesetzten Kopf und so gewiss auch die ähnliche in Castle
Howard (46), wenn es sich hier noch um ein Denkmal des Alter-
tums handelt. — Die Jägerstatue im Braccio nuovo (52) ist un-
serer Ansicht nach kein Commodus. Und ebensowenig die nackte
Jünglingsstatue mit den Attributen des Hermes in Mantua (62),
deren Deutung auf Commodus man natürlich nicht mit der That-
sache stützen kann, dass der 30jährige Kaiser bei den Gladiatoren-
spielen im Costüm des Mercur erschien3. Wenn die Kunst auf
diese Caprice des Kaisers Bezug nehmen wollte, so hätte sie ihn
bekleidet (sv t<j> '/ltävl) und bärtig dargestellt. Eine jugendliche Eigur
raüsste wenigstens durch die Evidenz der Gesichtszüge beglaubigt

} W. "W\ VI. 1. p. 322.

2 S. oben p. 238. Anm. 1.

3 Dio 72, 17. 19.

Bernoiilli, Ikonographie. II. 2.
 
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