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246 Crispina.

/Längs der Stirn zwei besondere aufwärts gekämmte, nicht sehr
breite Seitenstränge, welche dann über die Ohren geschlagen sind
und diese frei lassen; Letzteres ein Merkmal, welches sie z. B. von
Lucilla unterscheidet, wo hei dieser ausnahmsweise die gleiche Frisur
vorkommt (Lenorm. pl. 37. 9). Indessen treffen wir bei Crispina
auch Frisuren, welche die Ohren bedecken. nur nicht gerade die
angegebene, sondern solche mit- völlig schlichtem (Münztaf. V. 16)
oder netzartig arrangiertem Haar (Münztaf. V. 17. 18). wie Beides
schon bei der jüngeren Faustina. — Sehr schwer sind die Unter-
schiede in den Gesichtsformen gegenüber den zwei vorhergehenden
Kaiserfrauen zu bestimmen: Etwa ein schlankerer Hals und ein
schärferer Winkel zwischen Hals und Kinn; bei allem "Weiteren
wird man durch einzelne Münzen fortwährend desavouiert.

Da die Ungnade des Commodus mit der Person der Crispina
natürlich auch ihre öffentlichen Denkmäler betraf, so wäre es nicht
zu verwundern, wenn gar keine Bildnisse derselben mehr vorhanden
wären. Doch giebt es immerhin eine Anzahl von Büsten, welche
aus diesem oder jenem Grunde mit einiger Wahrscheinlichkeit auf
sie bezogen werden können.

Dazu gehört aber jedenfalls nicht in erster Linie der in Lyon
gefundene Bronzekopf des Louvre (Descr. Nr. 737), den Mongez
als solchen aufführt (abg. Iconogr. rom. pl. 45. 1. 2) l. Durch die
Münzen wird er in keiner Weise empfohlen. Er hat zwar die auf-
wärts gekämmten Stirnscheitel, welche bei gewissen Typen die
Frisur der Crispina charakterisieren. Aber dieselben sind nicht von
gleicbmässiger Breite wie auf den Münzen, sondern gegen die Ohren
an Fülle zunehmend, und die letzteren halb bedeckend; die Furchen
am Ober- und Hinterkopf laufen nicht rückwärts, sondern mit den
Stirnscheiteln parallel, wie es gerade bei Crispina selten, häufig da-
gegen bei anderen Frauen, namentlich bei Lucilla vorkommt. Auch
die hohe Stirn- und Schädelbildung ist der Gemahlin des Commodus
fremd. Longperier (Notice des bronzes Nr. 639), der dies erkannte
und doch nicht gern auf einen Namen verzichtete, wollte den Kopf
für Octavia, die Schwester des Augustus, erklären, was freilich noch
weniger wahrscheinlich (vgl. m. Rom. Ikonogr. H. 1. p. 121). —
Verwandte Darstellungen sind im Büstenzimmer des Vaticans
Nr. 337, und im Museo Torlonia Nr. 270.

Legt man, wie es wohl das Nächstliegende ist, den Typus des
schon genannten Pariser Medaillons (Münztaf. V. 15) zu Grunde,

1 Clarac pl. 1087.
 
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